Breitbandanschlüsse für alle:Der Freistaat als Surferparadies

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Bisher gibt es in Bayern auf dem Land oft noch zu wenig schnelle Internet-Verbindungen. Das soll sich jetzt ändern.

Robin Fehrenbach

Jahrelang haben Staatsregierung und Gemeinden erbittert um einen schnellen Internet-Zugang in ländlichen Regionen gestritten. Nun soll er endlich möglich werden. Langsam zwar, aber sicher. "Es rollt richtig was an", sagt Bernhard Amler von der Bezirksregierung Oberbayern.

Auch in Bayern soll es jetzt überall den schnellen Zugang ins World Wide Web geben. (Foto: Foto: AP)

Bis Ende 2010 soll der Freistaat flächendeckend mit sogenannten Breitband-Verbindungen versorgt sein, so hat es jetzt die Staatsregierung versprochen. Mehr als 80 Kommunen überall in Bayern haben schon einen Zuschussantrag für einen schnellen Netzzugang beim Wirtschaftsministerium gestellt.

Die bayerische Breitband-Richtlinie hat Bewegung in den Dauerstreit gebracht. Das Ziel dieser Förderung sind sowohl Privathaushalte als auch kleine und mittlere Unternehmen. Sie sollen mit einem leistungsstarken und damit schnellen Internetanschluss ausgestattet werden.

Die Kommission der Europäischen Union hat die Initiative des Landes Bayern unlängst genehmigt. Seit Juli dieses Jahres bereits können Gemeinden Zuschüsse für Planungen und Machbarkeitsstudien beantragen. Diese Studien gehören zu einem ganzen Bündel von Voraussetzungen für die eigentlichen Investitionszuschüsse.

Eine Ist- und Bedarfsanalyse, eine Markterkundung und eine Auswahl eines günstigen Internetanbieters sind erforderlich, um letztlich in den Genuss der 50.000 Euro des Freistaates zu kommen. Insgesamt stellt das Land 19 Millionen Euro für Gemeinden mit bis zu 10.000 Einwohnern bereit.

Den Umsatz verdoppelt

Mehr als 100.000 Privatleute und Mitarbeiter in Firmen sowie in öffentlichen Einrichtungen warten nach offiziellen Angaben sehnsüchtig auf die Internet-Welle. Vor allem der Bedarf des Gewerbes ist riesig. Das trifft zum Beispiel auf die Firma Mühldorfer mit Sitz in Haidmühle im Bayerischen Wald zu.

Die 60 Mitarbeiter des mittelständischen Unternehmens produzieren Betten und Kopfkissen für Luxus-Hotels auf der ganzen Welt. "Unsere Kunden erwarten, dass wir ihnen auf die Stunde genau unsere Angebote mitteilen. Die zügige Korrespondenz über E-Mails ist entscheidend", erklärt Inhaberin Elisabeth Hintermann.

Zurzeit arbeitet Mühldorfer mit einem DSL-6000-Anschluss, das heißt: 6000 Kilobit pro Sekunde werden übertragen. Die Kommune hat jetzt einen Antrag für eine Verbindung gestellt, die eine Datenübertragung von 16.000 Kilobit pro Sekunde liefert. "Für meinen Betrieb ist das überlebenswichtig - bei einer Exportquote von 75 Prozent", betont Hintermann.

Im Landkreis Freyung-Grafenau, zu dem auch Haidmühle zählt, haben 25 Gemeinden finanzielle Hilfe bei Planung und Machbarkeitsstudien beantragt. "Ich vermute, dass der Großteil dieser Kommunen im Januar 2009 in die letzte Stufe einsteigt und den Antrag auf Bezuschussung stellt", sagt Ralph Heinrich. Er ist Breitbandpate und Wirtschaftsförderer seines Landkreises und spricht von über 80 Prozent aller Firmen, die einen erhöhten Bedarf am Breitband haben: "Wenn ich Unternehmen besuche, gehe ich am Ende immer mit einem Hinweis aus der Tür: ´Kümmer dich um das Breitband.´"

Aus gutem Grund. Ein Beispiel: Ein Architekturbüro diskutiert im Netz eine Zeichnung mit einem Auftraggeber. Das geschieht durch das Herunterladen und Verschicken von Dateien. Mit einer langsamen ISDN-Verbindung kann das Verschicken eine halbe Ewigkeit dauern, also sendet das Büro seine Zeichnungen per CD. "Das kann nicht die Arbeitsweise im 21. Jahrhundert sein", sagt Heinrich.

So sieht das auch Peter Sonnleitner, Geschäftsführer der IHK Passau. "Das Ziel aller Industrie- und Handelskammern ist es, vergleichbare Lebens- und Arbeitsbedingungen zwischen Stadt und Land zu erreichen. Es darf im Breitbandnetz keine Lücke mehr geben", sagt Sonnleitner. Andreas Dobler hat für seine Firma, die Telepaxx GmbH im mittelfränkischen Büchenbach, auf eigene Kosten die Lücke geschlossen.

Das kleine mittelständische Unternehmen betreibt mit 25 Mitarbeitern einen Speicherdienst für Röntgenbilder und ein Rechenzentrum mit einer Kapazität von 1000 Terabyte. "Wir haben über 50.000 Euro investiert, um eine dreieinhalb Kilometer lange Glasfaserleitung legen zu lassen", sagt Geschäftsführer Dobler. Die 34-Megabit-Leitung hat sich rentiert: Der Umsatz hat sich verdoppelt, der Standort wurde gehalten, und der Personalstand ist um 40 Prozent gewachsen. Andreas Dobler wollte nicht auf die Deutsche Telekom und den Freistaat warten, er wurde selbst aktiv. Als "unendlich wichtig" bezeichnet Dobler die Breitbandförderung trotzdem.

Technisch gesehen, wird es eine Mischung der Übertragungswege geben. Die letzte Meile zum Internetnutzer soll per Leitung, per Funk oder per Satellit zurückgelegt werden. Auf diese Weise hält nach und nach der informationstechnische Fortschritt auch in den ländlichen Regionen Bayerns Einzug. Weil eine schnelle Internetverbindung heute wie ein Gas-, Wasser- und Stromanschluss als Basis einer angemessenen Infrastruktur angesehen wird.

© SZ vom 18.11.2008/gdo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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