Man darf sich wundern, warum ausgerechnet ein Boxkampf über den Streit entscheiden sollte, wer die älteste Bratwurstküche hat: Bayern oder Thüringen? Die Boxer hätten intern eigentlich einiges selbst zu klären, bevor sie in andere Streitigkeiten eingreifen. Zum Beispiel, wo und vor allem wann das Boxen erfunden wurde, also urkundlich oder sonst irgendwie belegt ist. Da gibt es frühe Darstellungen des Faustkampfes aus minoischer und mykenischer Zeit, doch auch die Ägypter dürften sich organisiert geprügelt haben. Gesichert ist: 688 vor Christus wurde Boxen olympisch.
Es ist also eine seltsame Idee, den ebenfalls seltsamen Streit zwischen Nürnberg und Erfurt, wo die älteste Bratwurstküche steht, mit Fäusten auszutragen. Ein Hoch auf Regensburg, das auch ein Wörtchen mitzureden hätte, sich aber als die klügere Stadt ganz aus dieser Werbeveranstaltung raushält. Bereits vor vielen Jahren wurde ja der Streit zwischen der Regensburger „Wurstkuchl“ und dem Nürnberger „Zum guldenen Stern“ gütlich besiegelt: Regensburg hat die älteste urkundliche Erwähnung eines Kochs aus dem Jahr 1378, die Nürnberger dafür das älteste Bratwursthaus aus dem Jahr 1419, weil die Wurstkuchl irgendwann mal ein paar Häuser weiterziehen musste.
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Auch wenn der von Boxern ausgetragene Showkampf im Bratwurstmuseum Mühlhausen durch technisches K.O. in der vierten Runde an Thüringen ging, vertragen sich weiterhin alle gut. Regensburg darf seinen Titel behalten, Nürnberg auch. Erfurt verzichtet anstandshalber auf den Titel „ältester Bratwurststand“, auch wenn es eine neu entdeckte Erwähnung aus dem Jahr 1269 über eine Hütte und einen Bräter an der bekannten Krämerbrücke gibt. Stattdessen führt Thüringen weiterhin den Titel über die älteste Erwähnung einer Bratwurst – und darum geht es ja schließlich in der Hauptsache – aus dem Jahr 1404.
Bleibt die Frage, wann die teuerste Bratwurst, die momentan mutmaßlich aus Hessen stammt und mit Fleisch vom Kobe-Rind gefertigt ist, herausgefordert wird. Oder ob die schärfste Bratwurst der Welt wirklich in Berlin über die Theke geht? Zumindest eines ist geklärt, die längste Bratwurst stammt, wer würde das anzweifeln und kleinlich andere Rekordbräter ans Licht zerren: aus Bayern. Metzgermeister Bernhard Oßner hat sie 1999 in Landshut hergestellt, mit einer Länge von 5888 Metern. Das ist übrigens mehr als doppelt so lang wie dieses mit 2270 Metern deutlich zu kurz geratene Exemplar aus Erfurt aus dem Jahr 1993.
