Diskussion im Internet:Jetzt x i!

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Wirtschaftsminister und FW-Chef Hubert Aiwanger (re.) trat bei "Jetzt red i" gegen den Grünen-Politiker und Landtagsvizepräsidenten Ludwig Hartmann an. (Foto: BR)

In einer Debattensendung des Bayerischen Rundfunks hat eine Mitarbeiterin der Grünen aus dem Publikum heraus eine Frage an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger gestellt. Der BR zeigt sich überrascht, doch im Netz weiß man gleich Bescheid.

Glosse von Matthias Köpf, Wörth an der Isar

Die BR-Fernsehsendung „Jetzt red i“ gibt es seit 1971, und sie war schon eine Art Twitter des kleinen Mannes, als es längst noch gar kein Twitter gab, wo jeder sagen kann, was und wie er es will. Im Gegensatz zu „Jetzt red i“ gibt es Twitter aber schon wieder nicht mehr, vermutlich weil „zwitschern“ die Sache nicht mehr recht trifft und es oft wohl eher piept. Jedenfalls heißt die Plattform seit einem Jahr „X“ und gibt seither allen, die gerne mal einen Satz mit X bilden wollen, die Gelegenheit, das Wort „vormals“ zu verwenden. Und auf X, vormals Twitter, war also neulich tatsächlich von „Jetzt red i“ die Rede. Und dabei nicht vom kleinen Mann.

Aber Moderator Tilmann Schöberl hat sich in jener Sendung aus Wörth an der Isar ja auch gar keinen Mann gewünscht, sondern ausdrücklich „eine Dame, gibt’s noch eine Dame, die sich an der Diskussion beteiligen möchte?“ Eine mochte, gleich in der ersten Reihe. Und allein das wäre jetzt nicht verwunderlich. „Bei ARD und ZDF sitzen Sie in der 1. Reihe“, warben die Öffentlich-Rechtlichen schon vor 25 Jahren, und gar so viele hintere Reihen gibt es bei „Jetzt red i“ meistens auch wieder nicht.

Die Frau aber, die Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern die Wirkungsgrade von Verbrennern und E-Autos vorhielt, veranlasste dessen grünen Kontrahenten Ludwig Hartmann zu einem erwartungsvollen Seitenblick. Denn sie ist privat Vorstandssprecherin der Grünen im Landkreis Landshut und beruflich in der Landesgeschäftsstelle der Grünen als Social-Media-Managerin tätig. Das ging dann passenderweise gleich auf X herum, vormals Twitter.

Der BR bestätigt das alles auf Anfrage. Man habe von der Parteizugehörigkeit und dem Beruf der Frau nichts gewusst und darum in der Sendung nicht darauf hinweisen können. Das Publikum für „Jetzt red i“ werde weder gezielt eingeladen noch überprüft. Auf der Sendungs-Homepage heißt es noch, dass vorher „Vereine, Verbände, politische Parteien und Bürgerinitiativen vor Ort“ angeschrieben würden, um „möglichst viele, die sich für das Thema interessieren“ zu erreichen. Die derart Erreichten kommen anderen, die sich für das gleiche Thema interessieren, dann eben manchmal sehr bekannt vor, und es sind beileibe nicht immer Mitglieder der Grünen. Alles Weitere ohne Begrenzung der Sendezeit und ohne jede andere Einschränkung bei „Jetzt x i“.

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