Es ist an der Zeit, mal wieder über den BR abzulästern. Als Gebührenzahler (18,36 Euro monatlich) darf man das, da kann man ja wohl ab und zu ein Wort mitreden, speziell wenn es um das Programm geht. Früher war es so, dass Bayern 1 völlig zu Recht als Welle für alte Knacker galt. Sie spielten dort den ganzen Tag lang Schlager von Peter Kraus, Buddy Holly, Cornelia Froboess, Caterina Valente und anderes Liedgut, mit dem man typischerweise die Fußballplätze der Landesliga in der Halbzeitpause beschallte.
Inzwischen ist es aber so, dass auf Bayern 1 fast ausschließlich Musik der Achtzigerjahre läuft. Damals, liebe Enkelkinder, ließen sich Männer wie Frauen die Haare mindestens schulterlang wachsen, blondieren und aufföhnen. Dazu zwängten sie sich in braune Lederhosen, deren Reißverschluss man im schlimmsten Fall mit der Flachzange schließen musste. Die Flachzange konnte man allerdings nur in einem separaten Werkzeugkoffer mitführen, weil in die Hosentaschen nicht mal ein Blatt Papier passte. Den Soundtrack dazu lieferten: Bon Jovi (Runaway), Chris de Burgh (Don't Pay The Ferryman), Toto (Rosana), Jennifer Rush (Ring of Ice) oder Wham (Wake Me Up Before You Go Go) und etliche mehr, die jetzt auf Bayern 1 wieder rauf und runter gespielt werden. Tears for Fears (Shout) traten neulich sogar in Landshut auf einem BR-Achtzigerjahre-Festval auf.
Leider ist es nicht möglich, einzelne Kanäle ganz abzubestellen, weshalb man im Auto drei Sekunden lang zu Bayern 3 wechselt. Aber Marshmello x Khalid (Numb) oder Teenage Dirtbag sind auf eine ganz andere Art schwierig. Dann halt schnell zu Bayern 2 wechseln, wo es sehr oft um die Klimakrise geht und zwischendrin eine wohnsitzlose Liedermacherin aus den USA Songs von ihrer ersten CD singt.
So landet man am Ende doch auf einmal auf einem Kanal, der nicht mal auf UKW zu empfangen ist, und gerade deshalb der einzige echte Hipster-Sender des BR ist: BR-Heimat. Früh morgens singen diverse Drei- und Viergesänge über den heranziehenden Herbst und dass gar kein Vogerl mehr pfeift und in der Stubn schon das Feuer brennt. Der sehr coole Arthur Dittlmann sagt, dass das alles ganz schön melancholisch sei, aber mei, Herbst halt. In dem Moment fühlt man sich auf einmal sogar für Bayern 1 zu alt, aber doch mit dem BR versöhnt.