Schülerzeitungswettbewerb Blattmacher 2018/2019:Bloß kein Hurenkind

SZ Blattmacher 2019 Layout Scans aus der Schülerzeitung ZOOM

Schrift kann ein Bild sein wie hier in Zoom, dem Magazin der FOS/BOS Freising.

Die Gestaltung einer Schülerzeitung ist oft eine Streitfrage. Wie gutes Layout gelingt, wissen die Redakteure von "Blickkontakt" und "Zoom".

Von Maximilian Gerl

Über Geschmack lässt sich streiten, das kennt man schon vom Essen. Was dem einen mundet, schreckt den anderen ab. Zumindest zum Teil gilt das auch für ein Thema, das in Redaktionen nicht selten Streit auslöst: die Gestaltung der Zeitung. Was gutes Layout ausmacht, ist am Ende nicht nur, aber auch eine Geschmacksfrage. Trotzdem gibt es bei der Gestaltung ein paar Aspekte, die Layouter beachten sollten. Welche, das wissen Pascal Mederer und Luisa Schmid vom Blickkontakt (Von-Müller-Gymnasium Regensburg) und Valentin Schmid vom Zoom (FOS/BOS Freising). Die Optik beider Schülerzeitungen begeisterte die Jury in diesem Jahr.

Vor der Spielerei kommt erst einmal die Basis: "ein gutes Layoutprogramm", sagt Mederer. Diese seien zwar oft kostenpflichtig, aber die Anschaffung kann sich lohnen. "Die gestalterischen Möglichkeiten eines konventionellen Textverarbeitungsprogramms sind begrenzt", sagt Valentin Schmid. Leider sei die Auswahl an professionellen Layoutprogrammen nicht besonders groß. Platzhirsch am Markt ist InDesign. Wer eine Alternative sucht, könnte es auch mit QuarkXPress, CorelDraw, Affinity oder der Open-Source-Software Scribus versuchen - je nach Budget und Anforderungen.

Zur Basis gehört auch, Layoutkriterien zu definieren. Diese helfen, ein einheitliches Erscheinungsbild zu wahren. Das macht zwar anfangs etwas Mühe, spart aber später Zeit. Zu den Kriterien können Dinge wie Schrift und Größe, Zeilen- und Seitenabstand gehören. Valentin Schmid empfiehlt außerdem, feste Seitenränder und ein Gestaltungsraster anzulegen. "In Sachen Raster bevorzuge ich sechs Spalten. Es vereinfacht meine Arbeit, ohne mir den kreativen Spielraum zu nehmen." Allerdings steige der Gestaltungsaufwand auch mit der Anzahl der Spalten. "Wer großen Zeitaufwand beim Layouten vermeiden und die Gestaltung simpel halten möchte, sollte daher drei oder vier Spalten wählen."

Die eigentliche Arbeit gerät mitunter zum Spagat

Steht die Basis, geht es an die eigentliche Arbeit. Die gerät mitunter zum Spagat, wie Blickkontakt-Layouter Mederer schildert: Einerseits sollten "reine Textseiten" vermieden werden, andererseits dürften die Seiten "nicht zu sehr überladen beziehungsweise zu kompliziert gestaltet sein". Möglichst viele Illustrationen und Bilder seien gut - gleichzeitig benötigten sie Platz zum Wirken.

SZ Blattmacher 2019 Layout Scans aus der Schülerzeitung ZOOM

Valentin Schmid, Layouter von Zoom, empfiehlt klare Regeln - um diese dann bewusst zu brechen.

(Foto: SZ)

Diese Balance ist der Blickkontakt-Redaktion an vielen Stellen ihres Hefts gelungen. So verbindet ein Artikel über Kinderstars elegant Schrift und Bild: Auf der linken Seite fängt eine große Illustration das Auge, auf der rechten ein übersichtlich in drei Spalten gefasster Text. Die Farbe von Überschrift und Zwischentitel orientieren sich an der Zeichnung. Generell biete es sich bei Doppelseiten an, diese farblich aufeinander abzustimmen, "auch wenn es sich um zwei unterschiedliche Artikel handelt", sagt Mederer.

Beim Einpflegen der Texte müsse man außerdem auf die Formatierung achten: "keine Schusterjungen oder Hurenkinder". Als Schusterjunge gelten in der Typografie Sätze, die mit einer Zeile auf einer neuen Seite enden, bevor ein Absatz folgt. Hurenkinder sind Sätze, die nach einem Absatz mit einer einzigen Zeile auf der alten Seite beginnen. Beides sieht unschön aus und kann den Lesefluss stören.

Layout-Vorgaben können helfen, aber auch behindern

So weit die Regeln. Layouten ist ein kreativer Prozess; Vorgaben können den Gestaltern helfen und Halt geben, aber sie können auch behindern. Zoom-Redakteur Schmid ist es darum wichtig, die eigenen Kriterien zu hinterfragen: "Um das Interesse der Leser zu wecken, breche ich ab und zu auch die strengen Regeln und halte mich bewusst nicht an die Vorgaben." Gerade mit Bildern und Illustrationen könne man einer Zeitung eine "individuelle Handschrift" verleihen.

Künstler fänden sich an jeder Schule, "fragt einfach eure Mitschüler, oftmals schlummern in ihnen Talente, die ihr nutzen könnt". Auch Mederer und seine Kollegin Luisa Schmid raten, Neues und Ungewöhnliches zu wagen und "alle Ideen einfach mal auszuprobieren". Das Kriterium der Lesbarkeit kann dann bei der Frage helfen, ob die Ideen funktionieren wie gedacht. Die Faustregel beim Blickkontakt: "Wenn man sich fragt, ob es leserlich ist, ist es eigentlich schon zu unleserlich."

Die schlechte Nachricht ist, dass Layout immer Arbeit macht. Die gute: Die Mühe lohnt sich. "Ein ansprechendes Layout kann den Inhalt sicherlich nicht ersetzen", sagt Valentin Schmid, "ihn aber ins rechte Licht rücken."

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