Kürzlich ist einem Lastwagenfahrer auf der A 6 in Mittelfranken etwas wirklich Saudummes passiert. Er hat sich an seiner Brotzeit verschluckt und ist daraufhin mit seinem Laster von der Spur abgekommen und in die Mittelleitplanke gekracht. Die hat es bis auf die Gegenfahrbahn hinübergebogen, eine Menge Diesel ist ausgelaufen, kurzum, ein Riesendurcheinander. Die Autobahn musste stundenlang gesperrt werden, es gab einen Mordsstau – und eine kuriose Schlagzeile.
Das ist gar nicht so selten, es gibt Meldungen von einem Lastwagenfahrer, der sich an seinem Kaffee verschluckt hat und daraufhin mit seinem Obst-Laster auf der A 9 bei Manching umgekippt ist. Und von jenem, dem ein Bonbon in den Hals geriet und der dann derart husten musste, dass er ebenfalls mit seinem Laster in den Graben rauschte und von der Feuerwehr befreit werden musste.
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Nun ist über die religiöse Praxis jener Männer nichts bekannt, wer jedoch katholisch sozialisiert ist, der mag bei solchen Geschichten gleich an den zuständigen Heiligen für Halskrankheiten aller Art erinnert werden. Das ist der heilige Blasius, ein Bischof aus Armenien, der im vierten Jahrhundert auf sehr unschöne Art zu Tode gekommen ist – er wurde mit eisernen Kämmen zerfleischt, bevor man ihn enthauptete – und deswegen als Märtyrer verehrt wird und zu den 14 Nothelfern zählt.
Am Maria Lichtmess (2. Februar) und dem Tag danach wird in den katholischen Gemeinden der Blasiussegen gespendet, da zumindest, wo noch jemand in die Kirchen geht. Mit zwei gekreuzten Kerzen vor der Brust erteilt der Pfarrer den Segen, der die Gläubigen „vor Halskrankheiten und allem Bösen“ bewahren soll.
Kindern wurde früher erzählt, dass es unbedingt einen Blasiussegen braucht, damit Fischgräten nicht im Hals stecken bleiben, woran man qualvoll ersticken könne. Das konnte bei sehr frommen Kindern dazu führen, dass sie spätestens ab dem Herbst vorsichtshalber keinen Fisch mehr anrührten, weil niemand genau sagen konnte, wie lange so ein Blasiussegen zuverlässig wirkt. Und bei der spielerischen Auffrischung des solchen, die besonderen Spaß machte, wenn echte Kerzen und Streichhölzer aufzutreiben waren, war die Wirksamkeit ebenfalls ungewiss. Vielleicht merken Sie sich den Termin sicherheitshalber im Kalender vor.
Nun ist leider nicht zu klären, ob und wann die Lastwagenfahrer ihren letzten Blasiussegen erhalten haben, geschweige denn, ob es sich bei jener verflixten Brotzeit um eine Fischsemmel gehandelt hat. Wer es aber dennoch lieber den himmlischen Fürsprechern anrechnen mag, dass die Fahrer allesamt glimpflich davongekommen sind, der kann die Fälle immer noch dem heiligen Christophorus zuschreiben. Der ist schließlich für die Autofahrer zuständig. Ganz ohne extra Segen.