Brandserie in Blaichach:Wenn Bürger auf Streife gehen

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Im Allgäu verunsichert eine Brandserie die Bevölkerung – und führt zu Überreaktionen bei manchem Hilfs-Sheriff. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Kriminalpolizei sucht einen Brandstifter in Blaichach. Dass die Bevölkerung helfen will, den Täter zu fassen, erschwert den Ermittlern ihre Arbeit.

Von Florian Fuchs

Der Markt für Sicherheitstechnik rund um Blaichach im Allgäu ist rasant gewachsen seit dem Sommer. Viele Bewohner des 6000-Einwohner-Orts beschäftigen sich plötzlich mit den Vorzügen von Überwachungskameras und Bewegungsmeldern. Könnte ja sein, dass bald auf dem eigenen Grundstück eine Garage in Brand steht oder ein Holzstapel abbrennt. Zwischen 15 und 20 Fälle ordnet die Kriminalpolizei Kempten einer Serie von Brandstiftungen zu, die Einwohner sind beunruhigt. Es gab Wochen, gerade im September, da musste die Feuerwehr nahezu täglich ausrücken.

Gegen Überwachungskameras oder Bewegungsmelder hat die Kriminalpolizei nichts einzuwenden. Schwierig wird es aus Sicht der Brandfahnder, wenn die Blaichacher plötzlich Eigeninitiative zeigen und den oder die Brandstifter selbst stellen wollen. Ein entsprechender Aufruf ging um im Ort, der eine oder andere Hilfs-Sheriff hat sich deshalb aufgemacht auf Patrouille, gerne abends, wenn es dunkel wird.

Holzstapel, Tonnen, auch Container brannten, verletzt wurde noch niemand. Wenn aber Garagen in Flammen stehen, einmal war es auch der Keller eines Wohnhauses, wird es potenziell lebensbedrohlich. Es ist deshalb bestimmt gut gemeint, Polizei spielen zu wollen. Für die echten Fahnder ist es aber nicht unbedingt hilfreich. Die Kriminalpolizei in Kempten bittet deshalb ausdrücklich, von Kontrollgängen auf eigene Faust abzusehen.

Die Brandfahnder müssen jedem Hinweis nachgehen. Wenn aber dann der eine Hilfs-Sheriff einen anderen Hilfs-Sheriff verdächtig findet und ihn deshalb der Polizei meldet, bindet das Ressourcen, die die Ermittler lieber in Arbeit stecken würden, die zielführender ist. Zum Beispiel, Muster in den Brandstiftungen zu erkennen, die eventuell Rückschlüsse auf einen Täter zulassen. Oder Trittbrettfahrer zu erkennen, die nur den gleichen Modus operandi nachahmen.

Vor einigen Tagen haben wieder einige Winterreifen gebrannt, nachdem längere Zeit Ruhe gewesen war. Die Kriminalpolizei Kempten ist verstärkt mit uniformierten Kräften unterwegs, aber auch mit Zivilfahndern. Die Brandserie werde im Präsidium „hochpriorisiert“, heißt es von der Polizei. Die Ermittler hoffen, dass sie die Bürgerpatrouillen jetzt im Griff haben und die Einwohner zu Hause bei ihren neuen Überwachungskameras bleiben – um dem echten Brandstifter endlich auf die Spur zu kommen.

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