Bistum Augsburg: Walter Mixa:"Ich bitte alle um Verzeihung"

Walter Mixa gibt auf: Mit dürren Worten bestätigt der ehemalige Bischof von Augsburg seinen Rücktritt und kündigt seinen Auszug aus dem Bischofspalais an. Ein schaler Nachgeschmack bleibt dennoch.

Stefan Mayr, Augsburg

Die Stimmung war gelöst im Besprechungsraum des Bischofspalais im Schatten des Augsburger Doms. Am Dienstag um 22 Uhr traf sich die Bistumsleitung um Weihbischof Josef Grünwald mit dem zurückgetretenen Bischof Walter Mixa und dessen Anwalt Gerhard Decker.

Bischof Mixa in Bistumspalais Augsburg

Der ehemalige Bischof Walter Mixa (links) telefoniert im Bischofspalais Augsburg neben seinem Anwalt Gerhard Decker. In einem Gespräch mit der Bistumsleitung kündigte Mixa seinen endgültigen Rückzug an.

(Foto: dpa)

Nach eineinhalb Stunden hatten sich die Herren auf eine gemeinsame Fünf-Punkte-Erklärung geeinigt, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Darin findet sich Bischof Mixa "endgültig" mit seinem Rücktritt ab - und er nimmt seine Vorwürfe gegen die Bischöfe Robert Zollitsch, Reinhard Marx und Anton Losinger zurück. Zudem bittet Mixa in einem persönlichen Schreiben um "Verzeihung für alles, was ich nicht recht gemacht habe."

"Ich bin in vieler Hinsicht schuldig geworden", schreibt Mixa in dem Brief, der auf der Internetseite des Bistums veröffentlicht wurde, "und bitte alle, die ich enttäuscht habe, nochmals nicht nur um Verständnis, sondern auch um Verzeihung." Wofür er sich genau entschuldigt, lässt Mixa offen.

Dem 69-Jährigen wird vorgeworfen, im Kinderheim Schrobenhausen als dortiger Stadtpfarrer mehrere Kinder geschlagen zu haben und für Veruntreuung von Stiftungsgeld verantwortlich zu sein. Mixa hatte zunächst "reinen Herzens" versichert, "niemals in irgendeiner Weise" Gewalt angewendet zu haben . Später räumte er dann "die ein oder andere Watschn" ein. Inzwischen ist auch die Rede davon, dass er unter einem Alkoholproblem leidet und Priesteramtskandidaten sexuell belästigt hat.

Von alledem ist in Mixas Erklärung keine Rede. Die Heimkinder, die geschlagen wurden, und das Geld, das nachweislich zweckentfremdet wurde, nennt Mixa mit keinem Wort. Stattdessen begründet er seinen Rücktritt wie folgt: "Wegen der sich zusammenbrauenden Berichte in der unterschiedlichsten Weise sah ich mich in einer sehr schmerzlichen Situation veranlasst, sehr schweren Herzens dem Papst meinen bischöflichen Dienst anzubieten, die sogenannte Resignation auf das Amt des Diözesanbischofs auszusprechen." Für die Tatsache, dass "auch ich ins Gespräch gekommen bin", macht er "die widrigen Umstände" verantwortlich, "die sich wegen der Misshandlungsfälle in verschiedenen Internaten und Häusern ergeben haben".

Mixa verlässt Bischofspalais

Unter Berufung auf einen "sehr liebevollen Brief" des Papstes betont Mixa, dass er zwar einerseits nicht mehr Oberhirte der Diözese sei, aber andererseits "immer Bischof bleibe". Deshalb werde er künftig auch die Eucharistie feiern, Sakramente spenden und Firmungen vornehmen. Im Juli wird sich Mixa mit Papst Benedikt XVI. in Rom treffen. "Sein Rücktritt und dessen Umstände werden hierbei nicht in Frage gestellt", heißt es in der gemeinsamen Fünf-Punkte-Erklärung von Bistum und Mixa.

In dieser Erklärung distanziert sich Mixa auch von seinem jüngsten Interview: "Für den Druck, den er bei Unterzeichnung seines Rücktritts empfunden hat, macht Bischof em. Dr. Mixa niemand verantwortlich und niemandem Vorwürfe." Vergangene Woche hatte Mixa in der Zeitung Die Welt noch den Bischöfen Zollitsch, Marx und Losinger vorgeworfen, sie hätten ihn unter starken Druck gesetzt, den er "wie ein Fegefeuer" empfunden habe.

Zudem sagt Mixa zu, die Wohnung im Bischofshaus zu verlassen - allerdings ohne Zeitangabe. Die Diözese kündigt an, eine "vorübergehende Wohnung" für Mixa zu suchen. Ob diese innerhalb oder außerhalb des Bistums sein wird, bleibt offen. Mixas überraschende Rückkehr ins Bischofshaus hatte große Unruhe ausgelöst, viele Priester hatten ihn für diese Aktion heftigst kritisiert.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, begrüßte die Erklärung. Er äußerte jedoch auch sein Bedauern darüber, dass es nicht schon früher dazu gekommen sei. "Das hätte allen Beteiligten und vor allem der katholischen Kirche viel erspart." Nun solle man nach vorne schauen, so Glück. "Aber alle müssen ihren Beitrag leisten, dass die Diözese im Inneren wieder zusammenwächst."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: