Süddeutsche Zeitung

Bischof Walter Mixa:"Ich bitte um Verzeihung"

Ein Bistum im Ausnahmezustand: Während viele Priester in der Diözese Bischof Mixa bereits abschreiben, kämpft der um sein Kirchenamt - mit einer kurzen und halbherzigen Erklärung.

Der unter scharfer öffentlicher Kritik stehende Augsburger Bischof Walter Mixa bedauert das eigene Fehlverhalten. "Es tut mir im Herzen weh und leid, dass ich vielen Menschen Kummer bereitet habe. Ich bitte um Verzeihung", sagte Mixa nach Angaben des Bistums bei einer Sitzung des Priesterrats seiner Diözese am Montagabend in Leitershofen bei Augsburg.

Mixa hatte diese außerordentlichen Sitzung auf Drängen der Priester einberufen. Das aus 35 Pfarrern bestehende Gremium beriet mit Mixa über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe körperlicher Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, falscher Aussagen und finanzieller Ungereimtheiten. Auf diese Vorwürfe scheint sich Mixas Erklärung aber nicht zu beziehen. Dabei steht dem Augsburger Bischof das Wasser bis zum Hals.

"Die Leute draußen stellen die Glaubwürdigkeit des Bischofs in Frage", so ein Mitglied des Priesterrat, das nicht genannt werden will, "und innerkirchlich denken viele Pfarrer, wenn sie heute so wirtschaften würden wie damals der Bischof als Stadtpfarrer von Schrobenhausen, dann bekämen sie große Schwierigkeiten. Der Priester berichtet von einem "massiven Vertrauensverlust bei Spendern und Kirchensteuerzahlern."

"Dieser Bischof ist nicht mehr zu halten"

Von massiven Kirchenaustritten ist die Rede, allein in Augsburg hat sich die Zahl im März im Vergleich zum ohnehin hohen Vorjahresstand verdoppelt - die Tendenz im April ist steigend. Die Stimmung unter den 1,4 Millionen Katholiken im Bistum sei verheerend, so das Mitglied des Priesterrats. Der Augsburger Diözesanratsvorsitzende Helmut Mangold berichtet "erschüttert" davon, dass Mitglieder ihre Teilnahme an einem Festakt mit Mixa absagen, weil sie mit ihm "nichts am Hut" haben wollen.

"Der Priesterrat teilt die Sorge Vieler um die Glaubwürdigkeit der Kirche", heißt es in der veröffentlichten Erklärung weiter. Das Bistum befinde sich in einer schwierigen Situation. Der Priesterrat fordert, dass die "Vorwürfe lückenlos aufgearbeitet werden". Eine Solidaritätserklärung mit Mixa gaben die Priester nicht ab.

"Dieser Bischof ist nicht mehr zu halten", sagt das Mitglied des Priesterrats. Viele Kollegen, so der Pfarrer, "fragen nicht mehr, ob der Bischof geht, sondern wann er geht." Die spannende Frage sei schon jetzt: "Wer kommt danach?" Mixa seinerseits kämpft weiterhin - zunehmend einsam, zunehmend verbissen - um seinen Posten. In seiner Predigt am Sonntag in der Augsburger Kirche St. Georg rief er das Bistum nahezu verzweifelt zum "Zusammenhalt" auf.

Am Freitag hatte Bischof Mixa sein überraschendes Ohrfeigen-Geständnis abgelegt und der Anwalt Sebastian Knott seinen Bericht über finanzielle Unregelmäßigkeiten unter Mixa im Kinderheim Schrobenhausen abgegeben, seitdem rumort es in der Diözese Augsburg gewaltig.

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