Bildungsversuch gescheitert:Gestrandet in Regensburg

24 junge Türken sollten in Slowenien eine Ausbildung zum Schweißer machen. Das Programm wurde abgesagt, die Gruppe fuhr trotzdem - und landete in der bayerischen Domstadt.

Max Hägler und Gökalp Babayigit

Der Plan hörte sich toll an: Sie sollten nach Slowenien fahren, dort Schweißen lernen und auch gleich noch Land und Leute erleben. 24 junge Leute aus der türkischen Millionenstadt Adana machten sich im Juli auf den Weg nach Europa, doch dann ging alles schief: Sie landeten nicht in Slowenien und machten auch keine Ausbildung als Schweißer. Aber immerhin lernen sie Land und Leute kennen - wenn auch nicht in Slowenien, sondern in Bayern.

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Wie man richtig schweißt sollten die jungen Türken in Slowenien lernen. Nun sitzen sie in Regensburg fest und von einem Schweißgerät ist weit und breit nichts zu sehen.

(Foto: dpa)

Die 24 jungen Leute sind in Regensburg gestrandet und sitzen hier seit Wochen fest: Sie verbringen ihre Zeit in einem Jugendhotel, sind hin und wieder in der Moschee und ansonsten langweilen sie sich offensichtlich.

Nun haben türkische Zeitungen den Fall aufgegriffen. Sie machen sich vor allem Sorgen über das Bild, das die jungen Leute in Regensburg abgeben: Sie würden sich betrinken, einige seien beim Klauen erwischt worden. Die Nationale Bildungsagentur der Türkei (TRNA) bestätigte den Fall der SZ. Man habe Ermittlungen eingeleitet.

Denn für den missglückten Ausflug nach Europa gab es auch noch Unterstützung von der Europäischen Union. Die Kiremithane Vocational High School in Adana habe 76.000 Euro für die Schulung bekommen, 80 Prozent seien bereits ausgezahlt worden, erklärt die türkische Bildungsagentur.

"Bei uns sind doch Ferien"

Ziel sei eine dreimonatige Ausbildung im Rahmen des Leonardo-Da-Vinci-Programms in Slowenien gewesen. Doch schon im Mai hatten sich die Verantwortlichen der Schule in Adana gemeldet und erklärt, mit Slowenien werde das nichts, ob man die Schulung nach Tschechien verlegen könnte. Die Bildungsagentur stimmte zu.

Doch dann klappte der Schweißkurs auch in Tschechien nicht und die jungen Türken wichen nach Deutschland aus. Man habe mittlerweile Kontakt aufgenommen mit der Schule und dem Generalkonsulat in Nürnberg, sagt der Sprecher der Bildungsagentur Melih Calikoglu zur SZ. Der verantwortliche Lehrer habe erklärt, es habe die Zeit gefehlt, um bei der Bildungsagentur um Erlaubnis für den Wechsel zu bitten.

Und offensichtlich hat auch die Zeit gefehlt, ein ordentliches Programm zu erstellen: Die Schüler konnten einen Film anschauen, in dem es um das Schweißen ging, und eine Fabrik besuchen. Nach München und Salzburg sind sie gefahren. In einer Regensburger Moschee werden sie ab und an in Deutsch unterrichtet. Das war's. Einen Schweißkurs haben sie nicht bekommen.

Als Partnerorganisation dafür hatten die türkischen Lehrer das Eckert-Schulzentrum in Regensburg angegeben. Dort fiel man aus allen Wolken: Man wisse von nichts, biete keine Schweißkurse an und das schlagendste Argument: "Bei uns sind doch auch Ferien." Nun wollen die Schüler bald nach Hause fliegen. Und die Schule in Adana wird das EU-Geld vermutlich zurückzahlen müssen.

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