Bildungspolitik in Bayern:G8? Wahlfreiheit? Dreigliedrigkeit? Das wollen die bayerischen Parteien

Das Thema Schule und Bildung spielt im Wahlprogramm aller Parteien eine wichtige Rolle. Doch wie sehen die Vorstellungen von CSU, SPD, Grünen, FDP und Freien Wählern konkret aus? Von Dreigliedrigkeit bis Ganztag: Das sind die Konzepte, für die die bayerischen Parteien stehen.

Unterricht in der 1. Klasse.

Unterricht in der ersten Klasse: Wer mit wem lernen und wie der Unterricht aussehen soll, darüber streiten sich die Parteien.

(Foto: Robert Haas)

CSU - Dreigliedrigkeit

Die CSU hat ihr Wahlprogramm noch nicht verabschiedet. Dennoch sind einige Bildungsschwerpunkte bereits klar. Die Christsozialen sind überzeugt, dass Kinder am besten in einem differenzierten Schulsystem lernen. Das heißt, in verschiedenen Schularten (Mittelschule, Realschule, Gymnasium), in die sie je nach ihren Leistungen aufgeteilt werden.

Gemeinschaftsschulen lehnt die CSU strikt ab. Stattdessen soll es den Schülern in Zukunft weiter erleichtert werden, zwischen Schularten zu wechseln. Schon jetzt gibt es etwa auch für Mittelschüler Wege, bis zum Abitur zu kommen.

Ein weiterer Schwerpunkt der CSU-Bildungspolitik ist es, in Zeiten rückläufiger Schülerzahlen möglichst wenige Schulen zu schließen. Jeder soll eine für ihn geeignete Schule vom Wohnort aus erreichen können. Außerdem soll die "Individuelle Lernzeit" ausgebaut werden. Grundgedanke ist, dass jeder Schüler so viel Zeit bekommt, wie er braucht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 lehnt die CSU bislang aber ab. Stattdessen setzt sie auf ein Flexi-Jahr, das Gymnasiasten der Mittelstufe einschieben können.

(tiba)

SPD - Gerechtigkeit

Die SPD fordert für Gymnasiasten ein Wahlrecht zwischen G 8 und G 9. In ihrem Bildungsprogramm stellt die Partei die Bedürfnisse der Schüler in den Vordergrund. Durch regionale Gemeinschaftsschulen sollen gleiche Chancen in Stadt und Land geschaffen werden. Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sollen zunehmend in Gemeinschaftsschulen integriert werden. Schulischer Erfolg soll dabei unabhängig von Herkunft, finanziellem Hintergrund und Bildungsstatus der Eltern garantiert werden.

Ermöglichen will die SPD das durch kleine Klassen, ausreichend Personal und fachlich gut ausgebildete Lehrer. Der Grundsatz lautet: Kein Lehramt ohne Masterabschluss. Ändern will die SPD auch die Inhalte im Unterricht: "Alltags- und Lebensökonomie" soll in die Lehrpläne mit einfließen. Um die Persönlichkeit der Schüler lebenspraktisch weiterzuentwickeln, sollen nicht mehr möglichst viele Fakten vermittelt, sondern Wissensstände miteinander verknüpft werden. Die Ganztagsschule spielt dabei eine zentrale Rolle: Nach 16 Uhr haben die Schüler frei, da es keine Hausaufgaben mehr geben soll.

(koei)

Die Grünen - Ganztag

Im Bildungskonzept für die Landtagswahlen 2013 in Bayern stehen bei den Grünen Ganztags- und Gemeinschaftsschule hoch im Kurs. Demnach soll es zukünftig mehr Schulen geben, an denen die Schüler ganztägig betreut werden. Die Koppelung von sozialer Herkunft und Schulerfolg könne damit durchbrochen werden, heißt es. Für Eltern soll es zudem einfacher werden, Beruf und Familie zu vereinbaren.

Änderungsbedarf sehen die Grünen auch im dreigeteilten Schulsystem: Statt Hauptschule, Mittelschule und Gymnasium soll zunehmend in Gemeinschaftsschulen gelernt werden. Gleich bleibt, dass bis zur zehnten, zwölften oder dreizehnten Klasse alle bisherigen Abschlüsse angeboten werden.

Das bei Eltern verpönte achtstufige Gymnasium G 8 kritisieren die Grünen dagegen scharf. Dabei sei das vom bayerischen Kultusministerium angekündigte Flexibilisierungsjahr lediglich "eine Version des heute schon möglichen freiwilligen Wiederholens", das die Probleme der Schüler keineswegs löse. Verbesserungsbedarf gebe es schlichtweg in der bisher Schüler-unfreundlichen Umsetzung des G 8.

(koei)

FDP - Eigenverantwortung

Die bayerische FDP will die pädagogische Verantwortung für Kindertageseinrichtungen an das Kultusministerium geben, weil sie Kitas als Bildungseinrichtungen sieht. Sukzessive soll frühkindliche Bildung beitragsfrei werden. Sie setzt sich ein für ein bayernweit bedarfsdeckendes Kita-Angebot und will, dass Kindergärten und Grundschulen enger zusammenarbeiten.

Die FDP will die Grundschule stärken und die flexible Grundschule ausweiten, in der Schüler die erste und zweite Klasse in ein bis drei Jahren durchlaufen können. Sie will die Realschule als eigenständige Schulart erhalten und alle Schularten stärker für Kooperationen mit außerschulischen Partnern aus Wirtschaft, Sport und Kultur öffnen.

Zudem will sie Ganztagsschulen in allen Schularten weiter ausbauen, besonders die gebundene Ganztagsschule. Das G 8 will sie erhalten und optimieren und länderübergreifende Bildungsstandards für alle Jahrgangsstufen einführen, um die Mobilität von Familien zu erleichtern. Richtschnur für das Abitur soll das bayerische sein. Schulen sollen mehr Eigenverantwortung bei Personal- und Budgetplanung erhalten.

(ehr)

Freie Wähler - Wahlfreiheit

Die Zukunft des Gymnasiums wollen die Freien Wähler zu einem der zentralen Punkte ihres Wahlkampfs machen. Sie sammeln bereits Unterschriften für ein Volksbegehren, das die teilweise Wiedereinführung des neunstufigen Abiturs zum Ziel hat. Die Schulen sollen demnach künftig selbst entscheiden können, ob sie die Hochschulreife in acht oder neun Jahren anbieten, möglicherweise auch beide Varianten. Alle Kinder würden am Ende ihrer Schulzeit die gleichen Prüfungen ablegen.

Im vorliegenden Entwurf ihres Wahlprogramms fordern die Freien Wähler zudem ein gut ausgebautes und auch kostenfreies Kinderbetreuungs- und Bildungssystem. Als Regierungspartei würden sie zudem Klassengrößen von maximal 25 Schülern und den Ausbau des Ganztagsangebotes forcieren. Und vor allem auch mehr Lehrer einstellen.

Trotz ihrer vielen Verbesserungsvorschläge bekennen sich die Parteifreien zum dreigliedrigen Schulsystem, wie es die CSU in Bayern installiert und bis heute verteidigt hat. Besonders wichtig ist ihnen dabei der Erhalt eines dichten Schulnetzes auf dem Land. In der beruflichen Bildung fordern sie mehr finanzielle Unterstützung für Handwerker, die sich zum Meister ausbilden lassen.

(heff)

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