Bildung:Status quo nicht länger tragbar

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Realschullehrer fordern zusätzliche Stellen für Integrationsaufgabe

Von Anna Günther, Landshut

Mit einer Resolution wollen die bayerischen Realschullehrer an diesem Freitag Alarm schlagen und deutlich mehr Stellen fordern. Beim südbayerischen Realschultag in Landshut diskutieren mehr als 100 Pädagogen mit Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über die aktuellen Herausforderungen an den Schulen. Entsprechend lautet das Motto des Kongresses "Die Bayerische Realschule zwischen Flüchtlingsthematik, Integration und Talentförderung". Doch schon bevor Standpunkte ausgetauscht werden, machen die Pädagogen klar, dass der Status quo nicht länger tragbar ist.

Zwar kümmern sich derzeit vor allem Volks- und Berufsschulen um die Integration der vielen Flüchtlinge in Bayerns Schulsystem. Aber die begabteren von ihnen werden an Realschulen weiterlernen und dort Unterstützung brauchen. Gleichzeitig sollen Inklusion, individuelle Förderung sowie Ganztagsunterricht vorangetrieben und der neue Lehrplan umgesetzt werden. "Unsere Lehrer sind unglaublich engagiert, aber irgendwann kommen auch sie an ihre Belastungsgrenze", sagt Verbandschef Jürgen Böhm der SZ. Er fordert mindestens 238 zusätzliche Stellen, für jede Realschule eine. Nur so könnten Klassen verkleinert und Projekte wie die digitale Bildung weiter angeschoben werden. Noch gibt es an Realschulen mit mehr als 26 Buben und Mädchen im Schnitt die größten Klassen an Bayerns Schulen. Besonders in den Sprint-Klassen, in denen Flüchtlinge an der Realschule lernen, sind laut Böhm je zwei Lehrer nötig. Vom kommenden Schuljahr an wird es 17 dieser Klassen geben und die Zahl soll weiter steigen - ohne dass bayerische Kinder Nachteile haben.

Die Pädagogen wären da. Die Wartelisten sind lang, nach dem Sommer ist der nächste Jahrgang fertig. Aber angehende Realschullehrer haben derzeit kaum Chancen, einen Job zu bekommen. Im vergangenen Herbst wurden nur etwa 3,5 Prozent des Jahrgangs vom Staat eingestellt. Böhm fürchtet, dass es heuer noch weniger sind. "Eine ähnlich schlechte Einstellungsquote werden wir nicht akzeptieren", sagt er. Es könne nicht sein, dass Hunderte junge bayerische Lehrer in andere Bundesländer abwandern, weil sie daheim keine Zukunft mehr sehen. Erst kürzlich wurde seine Petition im Bildungsausschuss des Landtags behandelt. Es gab viel Lob und warme Worte für die gute Arbeit der Realschulen, den Wunsch nach mehr Stellen lehnten die Politiker aber ab.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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