Ludwig Spaenle, der Antisemitismusbeauftragte der Staatsregierung und Ex-Schulminister, fordert die Ausweitung des Islamischen Unterrichts für muslimische Kinder an Bayerns Schulen. "Das ist ein wichtiges Instrument, um Werte und Inhalte über Islam, Christen- und Judentum zu vermitteln. Gleichzeitig hilft es muslimischen Schülern, hier eine Heimat zu finden - abseits der Hinterhöfe", sagte Spaenle der SZ. Seine Besuche bei jüdischen Gemeinden hätten zudem gezeigt, dass Islamunterricht ein Mittel gegen "islamisch getragenen Antisemitismus" sein könne, denn dieser nehme deutlich zu. Spaenle empfiehlt die Ausweitung zum Regelfach mit Fortbildungen für Lehrer. So könnten der Islamunterricht für muslimische Kinder weiter etabliert und die Lehrerbildung ausgebaut werden. 95 staatlich ausgebildete Lehrer unterrichteten im vergangenen Schuljahr 14 000 Kinder. Insgesamt lernen 100 000 muslimische Buben und Mädchen in Bayern. Für flächendeckenden Unterricht fehlen Lehrer und Klassen an weiterführenden Schulen.
Noch ist der Islamunterricht ein Modellversuch, Ende Juli 2019 ist Schluss. Deshalb fordern Experten und Betroffene seit Monaten eine Entscheidung über die Zukunft. Schulminister Bernd Sibler möchte dagegen die wissenschaftliche Auswertung des Versuchs abwarten. Sibler könnte sich statt des Islamunterrichts auch einen "verstärkten Ethikunterricht" vorstellen. Details nannte er nicht. Dabei ist der Erfolg für Fachleute unbestritten, Islamunterricht gilt als guter Weg zur Integration, werde von muslimischen Eltern und Kindern angenommen. Das bestätigt laut Spaenle der deutsch-israelische Psychologe Ahmad Mansour, der sich - in einer arabischen Familie aufgewachsen - um die Integration "schwieriger" muslimischer Jugendliche kümmert und am Montag Spaenles Diskussionsreihe zu Antisemitismus und Migration eröffnet.