Bildung:Milliarden für die Schulen

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BLLV stellt eigenes Konzept vor und will 11 000 Stellen mehr pro Jahr

Von Max Ferstl, München

Der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) fordert mehr Geld und neue Stellen für die bayerischen Schulen. Eigenen Berechnungen zufolge fehlen jährlich knapp 1,5 Milliarden Euro, "um jedem einzelnen Kind gerecht zu werden", sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann am Dienstag in München. Die aktuelle Situation an vielen Schulen lasse eine individuelle Förderung nicht zu. Ein "grundlegender Wandel" sei nötig.

Deshalb hat der BLLV nun ein komplett durchgerechnetes Konzept vorgestellt. Im Zentrum stehen zehn sogenannte Handlungsfelder, von der frühkindlichen Bildung über Inklusion bis zum Schulbau. Der Verband hat ausgerechnet, dass das Schulsystem pro Jahr 11 000 Stellen mehr bräuchte, um Schüler angemessen zu unterrichten. Es würden demnach nicht nur Lehrer (6700) fehlen, sondern zum Beispiel auch 3500 Erzieher. Der Lehrerverband will den Schülern vor allem mehr Zeit verschaffen. Wer schlecht liest oder den Satz des Pythagoras beim ersten Mal nicht versteht, soll die Hilfe kriegen, die er benötigt. Im März hat der Verband die Kampagne "Zeit für Bildung" gestartet. "Antworten in der Bildung haben immer mit Zeit zu tun", sagte Präsidentin Fleischmann. Sie wisse allerdings: "Zeit kostet Geld."

Ein Beispiel: Der BLLV möchte, dass ein Lehrer nur eine bestimmte Anzahl Schüler betreut. Je weniger Schüler, desto mehr Zeit bleibt für jeden. An Grundschulen soll ein Lehrer alleine höchstens 20 Schüler betreuen, an Gymnasien 25, an Förderschulen zehn. Werde die Zahl überschritten, solle der Lehrer Unterstützung bekommen. Im Schuljahr 2016/17 hätten von gut 20 500 Grundschulklassen nur etwas mehr als 8500 diese Vorgaben erfüllt. Will man das BLLV-Modell auf alle bayerischen Klassen übertragen, würde das jährlich 52 Millionen Euro mehr kosten als bisher. Es fehlen dafür 619 Stellen.

Im vergangenen Jahr hat Bayern 18,7 Milliarden Euro für Bildung ausgegeben, 700 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Trotzdem hält Fleischmann den Vorschlag für machbar: "Deutschland ist ein reiches Land. Bayern ist Spitzenreiter in Deutschland - wir können uns das leisten." Zumal Politiker nicht selten betonten, wie gut jedes Kind gefördert werde. "Wer ein Umdenken in der Bildung will, muss auch in der Finanzierung umdenken."

Der BLLV formuliert seine Forderungen gerade jetzt, denn im Oktober wird ein neuer Landtag gewählt. "Bildung soll das zentrale Wahlkampfthema werden", hofft Fleischmann. Mehr noch soll das Konzept die politische Diskussion darüber befeuern, wie Schule in Zukunft aussehen soll. "Das Thema wird uns weit über den Oktober hinaus beschäftigen", sagt Fleischmann.

© SZ vom 04.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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