Bildung in Bayern:Spaenles Welt

Ludwig Spaenle CSU, Landtag Bayern

Scheint die Realität an Bayerns Schulen zu verkennen: Kultusminister Ludwig Spaenle.

(Foto: Johannes Simon)

Kultusminister Ludwig Spaenle scheint mittlerweile in einem Parallel-Universum zu leben. Er schwärmt von "optimalen Bildungsbedingungen" für bayerische Schüler. Was Spaenle aber da macht, das ist Wahlkampf - und zudem grob fahrlässig.

Ein Kommentar von Tina Baier

Kultusminister Ludwig Spaenle scheint mittlerweile in einem Universum parallel zur Welt der 1,7 Millionen bayerischen Schüler zu leben, für die am Donnerstag die Schule wieder anfängt.

Anders ist kaum zu erklären, dass Spaenle zu Beginn des neuen Schuljahres ein Bildungsparadies beschreibt, in dem jeder Schüler individuell gefördert wird und so viel Zeit wie nötig bekommt, "um sein Bildungsziel zu erreichen". In Spaenles Welt herrschen "optimale Bildungsbedingungen in Stadt und Land".

Je länger der Kultusminister redet, umso stärker wünscht man sich nur eines - mehr Aufrichtigkeit. Beispiel Ganztag: Spaenle sagt, 83 Prozent der bayerischen Schulen hätten so ein Angebot. Dass es sich dabei größtenteils um von Müttern organisierte Mittagsbetreuungen handelt, von denen viele schon um 14 Uhr schließen, das sagt er lieber nicht so laut.

Oder das Beispiel Grundschule: Spaenle verspricht, auf dem Land keine selbständige Grundschule zu schließen. Was er aber verschweigt: In Bayern gibt es viele gefährdete Minischulen, die nicht unter diese Definition fallen.

Das Beispiel G 8: Spaenle schwärmt vom Flexijahr, für das sich "Schüler an 55 Prozent der bayerischen Gymnasien interessieren". Wie viele Schüler das genau sind, das kann oder will der Kultusminister aber nicht sagen. Der Verdacht liegt nahe, dass die tatsächliche Zahl eher mickrig ist.

Was Spaenle da macht, ist Wahlkampf, aber trotzdem grob fahrlässig. Mit seiner Schönfärberei fördert er die Politikverdrossenheit der Bürger. Jeder, der schulpflichtige Kinder in der Familie hat, weiß ganz genau, dass das bayerische Schulsystem sehr weit weg ist von "optimalen Bedingungen".

Viele Eltern wünschen sich: mehr Lehrer und weniger undurchschaubare Statistiken; mehr Zeit statt eines fadenscheinigen Flexijahrs; mehr Pädagogik und weniger Leistungsdruck. Vieles davon kostet Geld, aber das sollte es Bayern wert sein.

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