Bildung:Digitale Klassenzimmer
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Geld für Lehrerstellen, virtuelle Arbeitsplätze und Schulungen
Von Anna Günther, München
Der "Mammutaufgabe" will man im Bildungsministerium mit dem Masterplan entgegentreten. So jedenfalls nennen Schulminister Ludwig Spaenle und sein Staatssekretär Georg Eisenreich (beide CSU) die Digitalisierung in den Schulen und ihre Umsetzungsstrategie. Am Dienstag wurde der Entwurf des Nachtragshaushalts für 2018 im Kabinett beschlossen, Mittwochfrüh präsentierten beide Details ihres "Masterplans Digital II". Sofern der Landtag dem Haushalt zustimmt, sollen im kommenden Jahr 50,6 Millionen Euro in Fortbildungen zu Pädagogik mit digitalen Medien, Lehrerstellen und Softwareschulungen sowie virtuelle Arbeitsplätze fließen, weitere 158,5 Millionen Euro seien für den Doppelhaushalt 2019/20 zugesichert, sagte Eisenreich. 40 Millionen Euro von dieser ersten Investitionsrunde sollen im kommenden Jahr und 122,5 Millionen Euro in den beiden Folgejahren in die Ausstattung der Schulen fließen. Für Tafeln, Bücher und Mobiliar sind eigentlich die Kommunen zuständig. Aber damit Bayerns Schüler nicht vom kommunalen Haushalt allein abhängen und vergleichbare Lernbedingungen vorfinden, legt die Staatsregierung ein Förderprogramm auf, das Städte und Gemeinden bei der Anschaffung unterstützen soll. Die Richtlinien dieses Programms entwerfen Ministerium und kommunale Spitzenverbände gemeinsam, im ersten Halbjahr 2018 sollen sie vorgestellt werden. Bis dahin muss auch die IT-Grundausstattung feststehen.
Ziel ist es, an allen 6100 bayerischen Schulen digitale Klassenzimmer einzurichten. Was das genau sein soll, wollte Eisenreich nicht sagen. Nur so viel: "Digitale Bildung ist nicht, die Zimmer vom Boden bis zur Decke mit Technik vollzustellen." Er werde den Kommunen und den Richtlinien aber nicht vorgreifen. Die Pädagogik bestimme auch künftig die Technik, nicht andersherum. Um sicherzustellen, dass Digitalisierung wie auch der Ausbau von Inklusion und Ganztag gelingen, setzt Spaenle auf "eine neue Raketenstufe der Monitoringstrategie". Die Schulaufsicht soll Fortschritte, Entwicklungsmöglichkeiten und Fehlentwicklungen an den Schulen erkennen, damit das Ministerium rasch umsteuern könne. "Die Digitalisierung müssen wir ins Land einmassieren", sagt Spaenle.
Für Martin Güll, den SPD-Bildungsexperten, kommt diese Massage reichlich spät: "Seit Jahren wird von allen Seiten gefordert, flächendeckend Overhead-Projektoren gegen Tablets und digitale Tafeln auszutauschen und, Überraschung, ein Jahr vor der Wahl fällt der CSU ein, hier Geld reinzustecken." Dabei sei es "lächerlich", ein digitales Klassenzimmer zu fordern, wenn es in vielen Regionen "kein Breitband gibt und die Schule auch ansonsten mitten im Funkloch liegt". Michael Piazolo (FW) erinnerte daran, dass die CSU entsprechende Anträge der Freien Wähler im Mai abgelehnt hatte und nun "eins zu eins" übernehme. Statt in die Ausstattung müsse die Staatsregierung in die Fortbildung und IT-Manager investieren, forderte Thomas Gehring (Grüne).