Bildung in Bayerm:Französisch, Biologie, Geschichte und Kunst

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Französisch

Die modernen Fremdsprachen sind gut weggekommen. Mit der zweiten Fremdsprache in der 6. Klasse zu beginnen, hat sich bewährt. Auch dass Futur II oder Partizip Präsens nur gestreift werden, ist für den Französisch-Experten Klaus Mösel nachvollziehbar. Trotzdem beklagt er einen Niveauverlust, denn die Schüler lernen quasi kein Passiv und weniger französische Wörter als früher. Vor der Einführung des G 8 war sogar die Vergrößerung des Wortschatzes geplant. Auch in den Fremdsprachen wird weniger gelesen als früher. Für Mösel ist das dramatisch. Selbst Molière kommt wie Shakespeare in Englisch nur in Auszügen dran. Mehr als eine Fabel von Jean de La Fontaine und zwei Gedichte sind nicht vorgesehen. Dafür ist im G 8 Platz für Comics, Chansons und Filme. "Trotzdem ist das für frankofone Kulturmomente nicht sehr üppig, ein Verlust klassischer Bildungsinhalte", findet Mösel. Im neuen G 9 müsse Raum für beides sein.

Biologie

Wie sich die Umstellung zu kompetenzorientiertem Lernen auswirkt, wird in Biologie deutlich. Im schlechtesten Fall können Aspekte untergehen, wenn zum Thema "Fortpflanzung" Säugetiere, Menschen, Amphibien, Fische und Pflanzen behandelt werden. Amphibien und deren Welt lernen Schüler derzeit in der 6. Klasse kennen, künftig kommen diese nur noch beim Komplex "Fortbewegung" vor. Hormone und das Nervensystem werden beim Thema Kommunikation im Körper gestreift. "Inwiefern Kinder das dann erfassen können, muss sich zeigen", sagt Norbert Leutschafft. Auch komplexe Aspekte des Stoffwechsels seien einzeln einfacher zu verstehen. Dass Leber und Niere gestrichen wurden, ist für ihn "mit nichts zu entschuldigen". Basiswissen über Körper und Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Adipositas lerne man doch nur in der Schule.

Geschichte

Die Französische Revolution, deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler und die Deutsche Einheit werden in der Oberstufe derzeit nicht thematisiert. Außerdem fehle Kindern das chronologische Grundgerüst, sagt David Denninger. Er würde mehr Zeit für Details und die Vernetzung nutzen. Der Zweite Weltkrieg, Hitlers Aufstieg und der Nationalsozialismus sind ohne die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg, die Dolchstoßlegende und die Rolle der alten Eliten in der Weimarer Republik kaum zu verstehen. Aber in der Oberstufe werden Kaiserzeit und Erster Weltkrieg nur kurz gestreift. "Die Schüler wissen nicht, wie der Krieg ausging. Die Erklärungen sprengen den Zeitplan", sagt Denninger. Schüler müssen Zusammenhänge kennen, um auch die Parallelen der Gegenwart zu verstehen, etwa wieso der Wunsch nach starken Führern mit einfachen Lösungen wie Donald Trump gefährlich sein kann.

Kunst

Starke Führer inszenieren sich seit Jahrtausenden mit Bildern. Durch Medien und soziale Netzwerke werden diese aber schneller verbreitet. Die Macht der Bilder nutzen auch Terroristen wie al-Qaida am 11. September 2001 oder der IS. Diese Inszenierung richtig einzuschätzen, soll der Kunstunterricht vermitteln. Im Idealfall. Im Schulalltag bleibt dafür ebenso wenig Zeit wie für Kunstgeschichte. "Der Lehrplan ist sehr gut, aber wir können nur Themen anreißen", sagt Helmut Sacha. Und praktisch sollen Buben und Mädchen auch arbeiten. Das sei nur mit zwei Stunden Kunst pro Woche von der 5. Klasse bis zum Abitur möglich. Bei den Reformen der Vergangenheit hatten Kunst und Musik stets das Nachsehen. "Aber wo lernt man denn genau hinzuschauen statt nur wegzuargumentieren?"

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