Bienenklau:Bienen-Klau in Bayern: Imker unter Verdacht

Bienen sind unterwegs

Honigbienen sind immer öfter beliebtes Diebesgut. Denn so mancher Imker klaut sich Völker, wenn die eigenen den Winter nicht überlebt haben.

(Foto: dpa)
  • In Bayern werden wieder häufiger Bienenvölker gestohlen bzw. die Kästen, in denen diese gehalten werden. Die Aufklärungsquote liegt praktisch bei null.
  • Verdächtigt werden jeweils andere Imker. "Wer ein Bienenvolk stiehlt, der muss vom Fach sein", sagt ein Experte.
  • Die diebischen Imker wollen damit mutmaßlich ihre eigenen Völker wieder aufstocken, die den strengen Winter nicht überlebt haben.

Von Christian Sebald

Neulich bei Eitensheim im Landkreis Eichstätt. Ein Auto fährt vor, vermutlich mit einem Anhänger im Schlepptau. Ein Mann steigt aus, wahrscheinlich streift er Schutzkleidung über, wie sie Imker tragen. Dann eilt der Unbekannte zu den Bienenstöcken, die dort auf einer Wiese stehen. Nacheinander greift er sich zwei Kästen mit Bienenvölkern und lädt sie auf. Dann ist der Dieb schon wieder verschwunden. Den Wert seiner beiden Bienenvölker wird der bestohlene Imker später auf der Eichstätter Polizei auf 600 Euro beziffern.

So ungewöhnlich es klingt: Der Bienenklau in Eichstätt ist kein Einzelfall. In diesem Frühjahr häufen sich die Diebstähle sogar. Der in Eitensheim ist der zweite, der binnen weniger Tage in Eichstätt angezeigt worden ist. Auch im niederbayerischen Ganacker wurde ein Imker beklaut. Und im oberpfälzischen Hahnbach knackte ein Einbrecher an einem Bienenhaus sogar das Vorhängeschloss, um an die fünf Bienenvölker zu gelangen. Der wohl dreisteste Fall bislang ereignete sich am oberbayerischen Riegsee. Sage und schreibe zwölf Bienenkästen samt Völkern transportierten der oder die Diebe dort nächstens ab. Laut Polizei fuhren sie mit mindestens einem Kastenwagen vor. Womöglich suchten sie den Ort auch mehrmals heim. Der Schaden beträgt wenigstens 20 000 Euro.

"Es ist immer das Gleiche", sagt Arno Bruder. "Wenn es ein strenger Winter war, den viele Bienenvölker nur sehr geschwächt oder gar nicht überlebt haben, dann kommen im Frühjahr darauf die Diebe." Bruder muss es wissen. Der Weilheimer ist seit vielen Jahren Imker-Fachberater in Oberbayern, er kennt die Szene so gut wie kaum ein anderer. Deshalb weiß Bruder auch, wer die Diebe sind. "Es sind Imker, schwarze Schafe aus den eigenen Reihen sozusagen", sagt er und man hört ihm auch am Telefon an, wie sehr ihn das ärgert. "Aber wer ein Bienenvolk stiehlt, der muss vom Fach sein, der muss sich auskennen und genau wissen, was er tut."

Für gewöhnlich, so sagt es jedenfalls Bruder, ersetzen diebische Imker mit ihrer Beute die Winterausfälle bei ihren eigenen Bienenvölkern. "Deshalb schnellt die Zahl der Bienenvolk-Diebstähle nach verlustreichen Wintern hoch." Die zurückliegenden Monate - der überaus milde November und Dezember, der eisige Januar und der dann wieder vergleichsweise warme Februar und März - waren so ein verlustreicher Winter. Also werden sich die Diebstähle noch eine ganze Zeit lang fortsetzen. So erwartet das auch Manfred Hederer von den Berufs- und Erwerbsimkern im Freistaat.

Natürlich können sich die Imker schützen. Die Technik hat da gerade in den letzten Jahren große Fortschritte gebracht. Laut Ingrid Illies vom Fachzentrum Bienen an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim schwören etliche Imker auf GPS-Systeme. "Die Sender werden gut versteckt an den Kästen angebracht", sagt sie. "So kann man sie überall orten." Andere zeichnen mit Wildkameras jede Bewegung im Umfeld ihrer Bienenstände auf.

Illies' Überzeugung nach sind aber auch schon Hinweistafeln an den Bienenhäusern, an wen man sich bei Auffälligkeiten wenden kann, und dazu eine Telefonnummer eine sehr gute Prävention. Denn darin sind sich alle einig: Die Diebe spähen die Objekte ihrer Begierde sehr genau aus, bevor sie zur Tat schreiten. "Und alles, was darauf hindeutet, dass sich jemand intensiv um seine Stöcke kümmert, schreckt potenzielle Täter ab", sagt Illies.

Denn eines ist auch klar. So wie bei vielen anderen Diebstählen ist auch beim Bienenvolk-Klau die Aufklärungsquote praktisch null. "Denn es bestehen kaum Chancen, so einen Täter auf frischer Tat zu ertappen", heißt es bei der Eichstätter Polizei zu dem Fall in Eitensheim. "Und in aller Regel gibt es keine Zeugen." Der Polizei fehlen, wie es so schön heißt, die Ermittlungsansätze.

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