Süddeutsche Zeitung

Bienen:Was zählt, sind die Völker

Immer mehr Imker bedeutet nicht, dass es dem Berufsstand gut geht

Das ist doch mal eine gute Nachricht: In den vergangenen fünf Jahren sind 4000 Frauen und Männer in Bayern neu in die Imkerei eingestiegen. "Damit hat sich die Zahl der aktiven Imker in Bayern auf 35 000 erhöht", sagt Agrarminister Helmut Brunner (CSU) nicht ohne Stolz, "das sind so viele wie in keinem anderen Bundesland." Kein Zweifel, die Imkerei ist nach wie vor im Trend. Dass das so ist, hat für Brunner natürlich mit seiner Politik und seinen Wohltaten zu tun: Erst dieses Jahr hat der Minister die Zuschüsse für die bayerischen Imker um 20 Prozent auf 1,2 Millionen Euro erhöht. Mit dem Geld werden beispielsweise Schulen unterstützt, die Imkerkurse anbieten, was dieses Jahr bayernweit 164 Schulen getan haben. Auch Imkervereine erhalten Geld für die Betreuung von Neueinsteigern oder Fortbildungen. Und wenn sich ein Imker neue Bienenstöcke oder anderes Gerät anschafft, kann er Zuschüsse von bis zu 30 Prozent der Kosten erhalten. "Unsere Arbeit trägt Früchte", sagt Brunner sichtlich zufrieden.

Es gibt freilich Experten, die sehen die Lage der Imkerei in Bayern nicht so rosig wie Brunner. Arno Bruder zum Beispiel, der Fachberater für Imkerei in Oberbayern. "Es kommt eigentlich nicht so sehr auf die Zahl der Imker an", sagt er. "Sondern auf die Zahl der Bienenvölker." Und die pendelt in Bayern seit Längerem um die 300 000 herum. In dem einen Jahr sind es etwas mehr, in dem anderen etwas weniger. "Das hängt zum Beispiel davon ab, wie viele Völker nicht durch den Winter kommen", sagt Bruder. Auch die ausgeräumten Fluren, in denen kein Busch und keine Hecke mehr blühen, der massive Einsatz von Agrarchemie oder die Maismonokulturen machen den Bienen zu schaffen. Gestiegen, so sagt Bruder, ist die Zahl der Bienenvölker jedenfalls nicht mit der Zahl der Imker.

Denn auch in der Imker-Szene sieht es laut Bruder nicht so gut aus, wie man nach Brunners Worten meinen möchte. "Wir haben immer mehr Leute, die halten vielleicht drei oder vier Völker", sagt Bruder, "das sind reine Hobby-Imker, die die Imkerei in ihrer Reihenhaussiedlung oder auf dem Balkon betreiben. Wenn sie nach zwei oder drei Jahren die Lust verlieren, ist Schluss." Die vielen vormaligen Nebenerwerbsimker dagegen, die 50, 60 oder gar hundert Völker halten, werden immer weniger. "Da gibt es kaum noch welche", sagt Bruder, "da geht gerade eine Unmenge Wissen und Kompetenz verloren." Dabei wären gerade diese Profis so wichtig für eine gute Zukunft der Imkerei in Bayern.

Auch was die Honigausbeute 2017 betrifft, ist die Bilanz zwiespältig. In der Oberpfalz etwa war es ein relativ gutes Jahr. Dort haben die Imker im Schnitt 41 Kilo Honig je Bienenvolk geerntet. In Oberbayern waren es nur 21 Kilo je Volk. Gerade hier gibt es viele Imker, die sich gut an die Zeit erinnern, als 50 Kilo Honig pro Jahr und Volk normal waren. Brunners Bilanz für 2017 lautet hingegen: "Unsere Imker können insgesamt auf ein gutes Honigjahr zurückblicken."

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SZ vom 25.11.2017 / cws
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