Bezirkswahlen:Wer kommt, wer geht, wer bleibt

Die Posten der zehn Bezirkschefs gehören in der CSU zu den wichtigsten Positionen. Nun verschiebt sich einiges: Erstmals wird nach Frauenquote besetzt - und auch Guttenberg muss ersetzt werden.

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Vorschau: Kultusminister Spaenle muss sich wegen Abi-Nachjustierung Befragung stellen

Quelle: dapd

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Die CSU hat offiziell das parteiinterne "Jahr der Frau" ausgerufen, was es bei den anstehenden Bezirkswahlen zu beweisen gilt. 40 Prozent der Vorstandsposten auf Landes- und Bezirksebene sollen künftig mit Frauen besetzt werden. Doch wenn es um die Chefposten geht, weicht der Kuschelkurs der Männerhoheit: Nur zwei CSU-Damen, Ilse Aigner in Oberbayern und Emilia Müller in der Oberpfalz, gelten als gesetzt. Am kommenden Samstag beginnt die Serie von Neuwahlen in den zehn Bezirksverbänden der CSU: Wer kommt, wer geht, wer bleibt? Ein Überblick.

 

München

In der Landeshauptstadt gehörten Führungsstreitereien früher zum festen Programm. Diesmal deutet alles auf einen geordneten Übergang hin: Bezirkschef Otmar Bernhard übergibt das Amt an Kultusminister Ludwig Spaenle, der schon länger als der starke Mann in Münchens CSU gilt. Hartnäckig halten sich Spekulationen, Spaenle wolle 2014 auch als CSU-OB-Kandidat antreten. Der scheidende Chef Bernhard kann zumindest eines als Erfolg verbuchen: Er hat den Bezirksverband nach den Querelen um seine Vorgängerin Monika Hohlmeier einigermaßen befriedet.

Landtag - Wassergesetz

Quelle: dpa

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Nürnberg

In der Nürnberger CSU ist Ruhe eingekehrt. Bezirkschef Markus Söder hat aufgehört, seine Parteifreunde gegen die SPD im Nürnberger Rathaus in Stellung zu bringen. Den Streit um die Flughafenanbindung hatte Söder Anfang 2010 eskalieren lassen, bis Eiszeit herrschte. Das ging vielen auch in der CSU zu weit. Nun ist das Klima wieder besser. Zu tun gibt es auch genug: Das trifft sich gut. Die CSU muss sich nach einem neuen OB-Kandidaten umschauen. Söder hatte die Rolle Wirtschaftsreferent Roland Fleck zugedacht. Der wechselt aber an die Spitze der Nürnberg Messe. Dass Söder einspringt, ist unwahrscheinlich. Im Auftrag von Horst Seehofer trimmt er die CSU gerade auf den Atomausstieg. Sein Wahlergebnis dürfte Aufschluss darüber geben, ob ihm die Parteifreunde diesen Sinneswandel in der Energiepolitik abkaufen.

CSU Augsburg - Christian Ruck

Quelle: dpa

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Augsburg

Die Neuwahl in Augsburg findet vor dem Hintergrund eines handfesten innerparteilichen Konflikts statt. Weil der erst seit zwei Jahren amtierende Bezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Christian Ruck intensiv darin verwickelt ist, hat sein Herausforderer, der CSU-Landtagsabgeordnete Johannes Hintersberger, - anders als 2009 - gute Chancen, diesmal die Wahl zu gewinnen. Im Kreisverband West hat der Strippenzieher und Ruck-Gegner Tobias Schley die Weichen für eine Abwahl Rucks bereits gestellt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Ruck auf eine Kandidatur verzichtet, wenn sich abzeichnen sollte, dass er nicht genügend Delegierte auf seiner Seite haben wird.

ITALY-G8-G5-AGRICULTURE-FARM-AIGNER

Quelle: AFP

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Oberbayern

In dem für die CSU wichtigsten Bezirk gab es gleich drei Großkaliber, die für den anstehenden Chefwechsel parat standen: Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und ihre bayerischen Ministerkollegen Christine Haderthauer (Soziales) und Georg Fahrenschon (Finanzen). Hinter den Kulissen wurde der Konflikt entschärft, bevor er richtig ausbrach: Jetzt soll Ilse Aigner neue Chefin werden, sie führt die Geschäfte kommissarisch schon seit März. Der Wechsel an der Spitze wurde notwendig, weil der bisherige Staatskanzleiminister Siegfried Schneider das Amt aufgab. Er wechselt an die Spitze der Landesmedienanstalt.

CSU-Vorstandssitzung: Markus Ferber, 2005

Quelle: dpa/dpaweb

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Schwaben

Für Markus Ferber, Chef der Schwaben-CSU, hat sich der Bezirksvorsitz noch immer nicht richtig ausgezahlt. Weder Edmund Stoiber noch Günther Beckstein noch Horst Seehofer haben ihn bisher befördert. Bei Kabinettsumbildungen ging Ferber stets leer aus, obwohl der Bezirksvorsitz in der CSU generell für höhere Aufgaben qualifiziert. Ferber hängt seit 1994 in Europa fest, und das ist sein Problem. Da kann er Leistungsnachweis um Leistungsnachweis erbringen. Seine Europagruppe hat er im Griff. Und auch den Bezirk Schwaben führt er seit 2005 ohne größere Komplikationen. Die Schwaben-CSU fühlt sich auch stark genug, die Augsburger CSU zu schlucken, wenn die sich wieder in Grabenkämpfe verheddern sollte. Bei den Wahlen kann sich Ferber mal wieder auf ein ordentliches Ergebnis und warme Worte von Seehofer einstellen. Mehr ist vorerst nicht drin.

Manfred Weber

Quelle: dpa

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Niederbayern

99,5 Prozent bekam Manfred Weber bei den Vorstandswahlen vor zwei Jahren - so etwas lässt sich auch in Niederbayern nicht toppen. Seine Wiederwahl dürfte problemlos werden, zwei seiner Vizes, nämlich der Bundestagsabgeordnete Ernst Hinsken und die Deggendorfer Oberbürgermeisterin Anna Eder, müssen allerdings ersetzt werden. Sie hören aus Altersgründen auf.

Stoiber stellt neue Minister vor

Quelle: ddp

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Oberpfalz

In der Oberpfalz bleibt alles beim alten: Europaministerin Emilia Müller, die derzeit als einzige Frau einen CSU-Bezirk führt, dürfte im Amt bestätigt werden, ebenso wie ihre vier Stellvertreter.

Herrmann stellt Beschaeftigte der Staatsregierung mit Migrationshintergrund vor

Quelle: dapd

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Mittelfranken

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann führt die CSU Mittelfranken schon seit 2001, und das relativ unspektakulär. An beidem dürfte sich nichts ändern. Vor zwei Jahren erhielt er immerhin 116 von 117 Stimmen.

11. Berliner Symposium zum Fluechtlingsschutz

Quelle: dapd

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Oberfranken

Die Oberfranken-CSU hatte wirklich gute Zeiten. Unter Karl-Theodor zu Guttenberg durften sich alle ein bisschen wie ein Star fühlen. Wenn Guttenberg zu Parteitreffen einlud, dann waren Schlösser als Treffpunkte gerade gut genug. Und wenn Guttenberg in der Heimat auftrat, reisten ihm die Berliner Fernsehteams gerne nach Franken nach. Überhaupt hatte sich in Oberfranken ein neues Machtzentrum in der Partei herausgebildet. Nun, nach dem Fall Guttenbergs, muss es sich erstmal neu formieren. Der Baron hat den Vorsitz abgegeben, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich soll ihn beerben. Gerissen hat sich Friedrich darum ebenso wenig wie um den Ministerposten.

Gerhard Eck wird neuer bayerischer Innenstaatssekretaer

Quelle: ddp

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Unterfranken

Zuletzt fühlten sich die Unterfranken führungslos. In schöner Regelmäßigkeit fehlte einer, wenn die Wichtigen der CSU sich zur Lagebesprechung mit Parteichef Horst Seehofer im Münchner Hauptquartier trafen: Bezirkschef Michael Glos, 66. Glos hatte für sich schon lange mit der Seehofer-CSU abgeschlossen. Den Posten als Bundeswirtschaftsminister hatte er Seehofer aus Ärger über dessen Führungsstil 2009 vor die Füße geworden. Dass er bis jetzt Bezirkschef blieb, hatte damit zu tun, dass er seinem Verband einen Nachfolgestreit ersparen wollte. Ganz einvernehmlich soll jetzt Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck ihn beerben.

© SZ vom 21.06.11/fmue/aro/msz/benK
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