Bezirksparteitag:Seehofer gibt sich als Nürnberg-Fan

CSU-Chef verteidigt Strukturpolitik und wird von Söder gelobt

Von Wolfgang Wittl, Nürnberg/Münchberg

Mit demonstrativer Geschlossenheit zieht die CSU in die letzten acht Wochen vor der Bundestagswahl - selbst die Dauerrivalen Horst Seehofer und Markus Söder bemühen sich neuerdings auffällig um Harmonie. Auf dem CSU-Bezirksparteitag am Samstag in Nürnberg dankte Söder dem Ministerpräsidenten gleich mehrmals für dessen Einsatz für die fränkische Metropolregion. Ohne Seehofers Rückendeckung wäre die derzeitige Weiterentwicklung des Großraums Nürnberg nicht möglich. "München strahlt und Nürnberg leuchtet - dieser Satz ist bei dir gut aufgehoben", sagte Söder: "Dafür ein herzliches Vergelt's Gott."

Wie Söder verteidigte auch Seehofer die jüngsten Strukturentscheidungen zugunsten der zweitgrößten bayerischen Stadt, etwa gegen Kritik am Umzug des Gesundheitsministeriums. "Diesem Denken, erstklassige Mitarbeiter gibt es nur im Großraum München, muss ich entschieden entgegentreten", sagte Seehofer. Über die Gründung einer Universität in Nürnberg sagte er: "Ich ärgere mich allenfalls, dass mir das nicht früher eingefallen ist." Die Größe sei für ihn zweitrangig ("es geht mir nicht so sehr um 6000 oder 10 000 Studenten"), wichtiger sei die Qualität der Uni. Sie solle sich an Exzellenzwettbewerben beteiligen können und mit Studentenwohnungen und Einkaufsmöglichkeiten auf dem Gelände moderner sein als andere Häuser. Seehofer kündigte zudem ein höheres Tempo an: Eine Fertigstellung bis 2028 dauere ihm zu lang. Im nächsten Sommer sollen die Pläne dem Wissenschaftsbeirat vorgelegt werden, "dann geben wir kräftig Gas".

Stellung bezog Seehofer auch im Streit um eine Zweigstelle des Deutschen Museums in Nürnberg. Er könne sich über manche Äußerungen nur wundern, auch aus seiner Partei. Es gehe nicht darum, "einen größeren Hühnerstall zu bauen", sondern ein funktionstüchtiges Museum, das Menschen aus aller Welt anlocken soll. Kritiker monieren die hohen Kosten für das Projekt - etwa 70 Millionen Euro Miete in den kommenden 25 Jahren. Seehofer sprach von einer "künstlichen Hochrechnung", nur um eine "bestimmte Diskussion führen" zu können. Bei der Universität käme man dann vermutlich sogar auf eine Summe von fünf Milliarden Euro. Strukturpolitisch notwendige Maßnahmen zu unterlassen, um sie später teuer korrigieren zu müssen, sei der schlimmste Fehler in der Politik. Das Deutsche Museum werde auch diese Woche im Kabinett behandelt. "Ich kann euch versichern: Es bleibt bei dieser Entscheidung", sagte Seehofer.

Mit 100 Prozent der Stimmen wählten die Delegierten Finanzminister Söder erneut zum Vorsitzenden des CSU-Bezirks Nürnberg, Fürth, Schwabach. Der frühere Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich wurde in Oberfranken mit 96,3 Prozent als Bezirkschef bestätigt. Seehofer dankte in seiner Rede in Nürnberg erneut dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann für seine Bereitschaft, als CSU-Spitzenmann für Berlin zu kandidieren. Sticheleien gegen Söder, der dies abgelehnt hatte, unterließ er zwar, völlig unfallfrei klappte sein Lob für Söder aber nicht: "Ich bedanke mich bei mir, äh, bei dir, Markus. . ." Nach großem Gelächter fuhr Seehofer fort, meistens werde der zweite Versuch ja noch schlimmer als der erste. Also: "Markus, ich danke dir für deine sehr gute Arbeit. Ich weiß, was du kannst - und ich weiß, was du willst."

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