Bewerbung um Olympia 2018:Ein langer Weg

Die einen sehen sie als Chance und Werbung für die Region, die anderen als Bedrohung der Natur. Die Bewerbung Münchens um Olympia 2018 ist äußerst umstritten. Jetzt hat der Stadtrat sein Okay gegeben. Die Chronologie der Diskussion in Bildern.

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Das Bayerische Kabinett und der Münchner Stadtrat haben der Münchner Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2018 grünes Licht gegeben. Es ist der vorläufige Schlusspunkt eines jahrelangen Streits. Eine Chronologie in Bildern.

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8. Dezember 2007 Auf seiner Mitgliederversammlung ernennt der Deutsche Olympische Sportbund die Stadt München zum Bewerber für die Olympischen Winterspiele 2018. Cheforganisator wird der Modedesigner Willy Bogner (links im Bild).

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August 2008 Auf ihrer ersten Sitzung gibt die Bewerbungsgesellschaft München 2018 ihr Ziel aus, nachhaltige, ökologische Olympischen Spiele zu veranstalten. Das Konzept soll die Bereiche Hightech, Umweltfreundlichkeit und Kultur verbinden. Neben München sollen im Wintersportort Garmisch-Partenkirchen und am Königssee Wettbewerbe ausgetragen werden. Doch bald gerät der Umweltschutz zum Streitpunkt.

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Mai/Juni 2009 Der Bund Naturschutz in Bayern verlässt die "Fachkommission Umwelt". Das Ziel, klimaneutrale Olympische Spiele zu veranstalten, hält der Vorsitzende Hubert Weiger für nicht realisierbar. "Das ist kein Konzept, sondern Design", heißt es in einer Pressemitteilung. Auch die Bergschutzorganisation Mountain Wilderness Deutschland kündigt ihre Unterstützung für Olympia auf. Sie kritisiert, dass nicht auf die bestehenden Sportstätten und Infrastrukturen in Oberstdorf und Ruhpolding zurückgegriffen wird. Indes muss München sein Sportstättenkonzept ändern: Statt in Kaltenbrunn, Klais und Krün sollen die Biathlon- und Langlaufwettbewerbe in Oberammergau ausgetragen werden.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Oktober 2009 Die Bewerbergesellschaft (v.l.: Martin Schmied, Michael Vesper, Boris Schwartz und Ralf Roth) stellt ihr Umweltkonzept vor. Der Verein zum Schutz der Bergwelt tritt daraufhin ebenfalls aus der Fachkommission aus. Man sehe sich außerstande, das Umweltkonzept mitzutragen, heißt es in der Begründung. "Dieses Konzept verspricht etwas, das es nicht halten kann: Nachhaltigkeit."

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Januar 2010 Kritiker der Olympia-Bewerbung gründen das Bündnis "NOlympia 2018". Auf seiner Internetseite möchte es mit 18 Gründen gegen Olympia die Bürger auf die Nachteile einer Olympiaaustragung Münchens aufmerksam machen. Die Demonstrationen des Netzwerkes halten bis heute an.

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März 2010 Die Münchner Olympia-Bewerbungsgesellschaft legt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ihre Bewerbung in Kurzfassung (Mini Bid Book) vor. Vorsitzender Willy Bogner zeigt sich optimistisch, dass es mit der Bewerbung klappen werde.

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Juni 2010 München wird offiziell zur Kandidatenstadt ernannt. Mit der Landeshauptstadt konkurrieren Pyeongchang (Südkorea) und Gap (Frankreich) um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele. Die Ernennung feiern Anhänger der Olympia-Bewerbung auf dem Münchner Marienplatz. Doch die Bewerbungsgesellschaft muss ihr Konzept erneut ändern.

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Juli 2010 In Oberammergau weigern sich etwa ein Fünftel aller Bauern, ihre Grundstücke für Olympia zur Verfügung zu stellen. Eine Bürgerinitiative sammelt 773 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen Olympia. Oberammergau wird daraufhin von der Liste gestrichen. Als alternativen Austragungsort präsentiert die Bewerbungsgesellschaft das Haupt- und Landgestüt Schwaiganger bei Murnau. Doch auch...

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... in Garmisch-Partenkirchen kommt es zu Problemen mit Privatgrundstücksbesitzern. Sie sehen bei der Austragung von Olympia die Belastungen für Garmisch-Partenkirchen als zu hoch an. Außerdem befürchten sie, dass Grundstücke durch die Spiele zerstört werden. Sie fordern stattdessen, das Olympiagelände auf dem Golfplatz der US-Streitkräfte im Ortsteil Burgrain zu errichten.

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Ende Juli schaltet sich die Bayerische Staatsregierung in den Konflikt mit ein. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) versucht bei einem Besuch, Bewegung in den festgefahrenen Streit um die Hergabe von Grundstücken zu bringen. "Es geht um das Ansehen Bayerns", mahnt er die Beteiligten. Doch die Bauern bleiben hart: "Ich sehe fast keine Chance, dass Olympia bei der aktuellen Planung bei uns in Garmisch durchgeführt wird", sagt Josef Glatz, der Chef der Weidegenossenschaft Garmisch, die gegen Olympia kämpft. Auch ein Besuch von Staatsminister Siegfried Schneider (CSU) bleibt erfolglos. Einen Vermittlungsversuch von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) lehnen die betroffenen Bauern ab. Die Bewerbungsgesellschaft hat finanzielle Probleme. Willy Bogner fordert in einem Brief an die Gesellschafter eine Erhöhung des Etats und droht andernfalls mit seinem Rücktritt. Das Budget wird daraufhin von 30 auf 33 Millionen erhöht. Woher das Geld genommen wird, bleibt ungeklärt.

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August 2010 Der Streit um die Winterspiele verschärft sich in Garmisch-Partenkirchen immer mehr: Einer Grundstücksbesitzerin, die sich offen gegen die Olympia-Bewerbung Münchens stellt, wird die Windschutzscheibe eingeschlagen. Tage später erhalten Alex Döring, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz in Garmisch-Partenkirchen, und sein Stellvertreter Andreas Keller Morddrohungen. Der Brief ist auch an einen der "ganz schlauen Grünen" gerichtet. Damit ist wohl der Grünen-Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann gemeint, der sich ebenfalls vehement gegen die Olympischen Winterspiele ausgesprochen hat.

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September 2010 Chef-Organisator Willy Bogner, zuletzt wegen seiner Amtsführung in die Kritik geraten, tritt "aus gesundheitlichen Gründen" zurück. Sein Nachfolger wird Bernhard Schwank, doch auch...

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... Prominente wie die ehemalige Eiskunstläuferin Katarina Witt sollen für mehr Zustimmung zur Olympia-Bewerbung Münchens sorgen. Mitte des Monats kann die Bewerbungsgesellschaft überraschend einen Erfolg feiern: Sie erzielt in Garmisch-Partenkirchen mit einigen betroffenen Grundstücksbesitzern einen Kompromiss. Das Snow Village, in dem die Sportler untergebracht werden sollen, soll nun doch am Olympia-Eisstadion entstehen. Das Olympiadorf soll allerdings kleiner als geplant werden. Das Medienzentrum wird in die Kemmelkaserne in Murnau verlegt.

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21. November 2010:  Grünen-Parteitag in Freiburg: Unter anderem steht ein Antrag gegen die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 auf der Agenda. Und die Antragssteller bekamen Recht. Gegen den Kurs der Parteispitze lehten die Delegierten die Bewerbung grundsätzlich ab. Die vorliegende Bewerbung sei "ökologisch alles andere als vorbildlich", verursache Kosten in Milliardenhöhe für den Steuerzahler, und die Arbeit der beteiligten Gremien sei völlig intransparent, so die Argumente. Der Bundesvorstand hatte die Bewerbung bislang unterstützt und Parteichefin Claudia Roth in das Kuratorium entsendet. Jetzt hat Roth ihren Rückzug aus dem Gremium bekannt gegeben.

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