Bayerns Bevölkerung wächst, und sie wächst vor allem in Oberbayern rasant. Im Jahr 2035 werden nach einer Prognose des Statistischen Landesamtes in Fürth allein in Oberbayern so viele Menschen leben wie um 1900 im gesamten Freistaat: etwa 5,1 Millionen. 38 Prozent der Bewohner des Landes werden dann Oberbayern sein. Auch sonst muss sich der Freistaat auf ein stärkeres Bevölkerungswachstum einstellen als bislang bereits angenommen.
War man bisher davon ausgegangen, dass Bayern im Jahr 2031 sein Bevölkerungsmaximum erreicht haben wird und die Zahl der in Bayern lebenden Menschen danach abnimmt, so muss auch dies nun korrigiert werden. Am meisten Bayern soll es der neuen Prognose zufolge 2035 geben. Dann werden 13,5 Millionen Menschen in Bayern leben und damit 700 000 Menschen mehr als heute - das sind etwa so viele Menschen, wie momentan in den Städten Nürnberg, Fürth und Schwabach leben.

Stadtflucht:Wer braucht schon München - wenn er in Marktredwitz wohnen kann
Lange blickten bayerische Großstädter allenfalls mitleidig auf die ländlichen Regionen. Doch nun macht sich eine neue Lust auf das Landleben breit - denn das bietet einige Vorteile.
Steigen wird die Bevölkerung Bayerns bis 2035 um voraussichtlich 5,4 Prozent. Von dem Zuwachs betroffen sind allerdings nur fünf der sieben Regierungsbezirke. In Oberfranken und Unterfranken soll die Zahl der Einwohner weiter zurückgehen, wenn auch weniger stark als bisher prognostiziert. Besonders treffen wird es wohl den jetzt schon gebeutelten Landkreis Wunsiedel, dort sollen in 20 Jahren noch einmal 15 Prozent weniger Menschen leben als bisher.
Für den Kreis Dachau dagegen sagen die Statistiker einen genau entgegengesetzten Trend voraus: Dort soll die Zahl der Einwohner noch einmal um 17 Prozent steigen. Ähnlich stark wächst München. In der Landeshauptstadt werden in 20 Jahren fast 200 000 mehr Menschen ihren Erstwohnsitz angemeldet haben als bei der letzten Erhebung vor einem Jahr. Die Statistiker gehen davon aus, dass München im Jahr 2035 auf fast 1,65 Millionen Einwohner anwachsen wird.
Sehr uneinheitlich ist das Bild in der Oberpfalz. Dort dürften die Stadt und der Landkreis Regensburg weiter überproportional an Einwohnern wachsen, womöglich jeweils um bis zu zehn Prozent. Der Trend in den nördlichen Teilen des Bezirks geht dagegen in die genau entgegengesetzte Richtung. So soll der Landkreis Tirschenreuth noch einmal um mehr als zehn Prozent an Einwohnern einbüßen.
Nürnberg und Fürth werden stark wachsen
Stark wachsen soll dagegen der Bezirk Schwaben, dort werden 2035 wohl 100 000 Menschen mehr leben als heute. Und auch in Niederbayern und Mittelfranken werden in 20 Jahren deutlich mehr Menschen zu Hause sein als momentan. Vor allem die beiden Kernstädte der Metropolregion, Fürth und Nürnberg, werden erneut zulegen. Eine Stadt, die gelegentlich als fränkischer Underdog gilt, wird dabei prozentual sogar am stärksten wachsen: Um fast 12 000 Einwohner soll Fürth, neuerdings Sitz des Statistischen Landesamtes, anwachsen.
Dieser Zuwachs beruht allerdings fast ausschließlich auf Zuwanderung. Lediglich in sieben von insgesamt 96 Landkreisen und kreisfreien Städten Bayerns soll es innerhalb der kommenden 20 Jahre mehr Geburten als Todesfälle geben. Gäbe es also die Zuwanderung nicht, würde die Zahl der Bayern nicht etwa wachsen, sondern sogar stark abnehmen. Um mehr als vier Prozent würde die Zahl der Bayern sinken.

Allein die fränkische Universitäts- und Siemensstadt Erlangen und sechs Kreise in Oberbayern würden ohne die Zuwanderer vor allem aus dem europäischen Ausland weiter leicht anwachsen. Alle anderen würden, was die Zahl der Einwohner betrifft, schrumpfen, zum Teil sogar erheblich. So oder so werden die Bayern immer älter: Waren bei der letzten Zählung noch 2,6 Millionen Menschen in Bayern über 64 Jahre alt, so wird dies bis 2035 voraussichtlich auf annähernd 3,6 Millionen Einwohner Bayerns zutreffen. Nicht einmal mehr jeder fünfte Bayer wird dann unter 20 Jahre alt sein, dagegen wird jeder vierte Bayer mehr als 64 Jahre alt sein.
Regionen mit wenigen Menschen werden immer älter
In Landstrichen, in denen die Zahl der Einwohner immer weiter abnimmt, wird das durchschnittliche Alter besonders hoch sein. In 20 Jahren etwa wird ein 48 Jahre alter Oberfranke voraussichtlich zu den Jüngeren in seinem Regierungsbezirk zählen. Während zum gleichen Zeitpunkt ein 45 Jahre alter Oberbayer wohl bereits zu den Älteren in seinem Bezirk zu rechnen sein wird.
Was die Bevölkerungsentwicklung betrifft, bleibt Bayern also zweigeteilt - und die Unterschiede scheinen trotz aller Fördermaßnahmen weiter zuzunehmen. Der Süden und Regionen im Zentrum des Landes wirken offenbar wie ein Magnet auf Zuwanderer. Vor allem der Nordosten Bayerns aber wird immer dünner besiedelt sein. Innenminister Joachim Herrmann sieht das Land vor großen Herausforderungen. In Ballungsräumen müsse "mehr Wohnraum" geschaffen, Infrastruktur ausgebaut und strukturschwache Gegenden gezielt gefördert werden, fordert er.