Beschluss in Nürnberg:Ärzte versprechen mehr Transparenz

Mediziner wollen sich stärker von Einflüssen der Industrie freimachen

Von Dietrich Mittler, Regensburg

Bayerns Ärzte wollen sich mehr als bislang von den Einflüssen der Pharma-Industrie freimachen. Auf dem 77. Bayerischen Ärztetag in Nürnberg beschlossen sie am Wochenende, ihre Berufsordnung dahingehend zu ändern, dass die "Wahrung ärztlicher Unabhängigkeit" auch im Hinblick auf die Veröffentlichung und Verbreitung von Forschungsergebnissen gestärkt wird - insbesondere gegenüber Sponsoren. Orientiert an der zuletzt 2013 überarbeiteten Deklaration von Helsinki des Weltärztebundes, verpflichten sich Bayerns Ärzte auch dazu, in Publikationen die Finanzierungsquellen darzulegen. Und nicht nur die: Auch institutionelle Verbindungen und Interessenkonflikte müssen offengelegt werden. Als Forscher seien Bayerns Ärztinnen und Ärzte zudem dazu verpflichtet, keines ihrer Ergebnisse zurückzuhalten. Vielmehr gelte es, die Ergebnisse der "Forschung am Menschen öffentlich verfügbar zu machen".

Wie erwartet, änderten die Delegierten in Nürnberg die Berufsordnung auch dahingehend, ausschließliche Fernbehandlungen über moderne, zum Beispiel internetgestützte Kommunikationsmedien zu ermöglichen - allerdings nur im Einzelfall und wenn die erforderliche ärztliche Sorgfalt gewahrt bleibe. Indessen müssen Bayerns Ärzte die Patienten darüber aufklären, was sich mit ausschließlicher Beratung und Behandlung über Kommunikationsmedien machen lässt, und was nicht.

Ausdrücklich unterstützen Bayerns Ärzte unterdessen das geplante Volksbegehren "Stoppt den Pflegenotstand an Bayerns Krankenhäusern". Der Mangel an Pflegekräften in den Kliniken des Freistaats sei eklatant und beeinträchtige "tagtäglich sowohl die Qualität der Patientenversorgung als auch die Professionalität, berufliche Zufriedenheit und Gesundheit des Pflegepersonals". Gesundheitsministerin Melanie Huml, die den Ärztetag am Freitagabend eröffnet hatte, betonte: "Bayern steht für moderne und leistungsfähige Krankenhäuser - sowohl in der Stadt als auch auf dem Land."

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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