Mittelfranken:Kuriose Wette um volle Kirche

Wie ein Bürgermeister und ein Pfarrer versuchen, 1000 Leute in den Gottesdienst zur Kirchweih zu bekommen.

Interview von Katja Auer, Bad Windsheim

Am Sonntag ist Kirchweih im mittelfränkischen Bad Windsheim mit Musik, Fahrgeschäften und Schützenumzug. Auf dem Festplatz ist da eine Menge los, im Festgottesdienst nicht ganz so viel. Das will Bürgermeister Bernhard Kisch in diesem Jahr ändern.

SZ: Sie sind wohl ein fleißiger Kirchgänger, Herr Kisch?

Bernhard Kisch: Nicht jeden Sonntag, das muss ich gestehen. Aber schon regelmäßig.

Sie haben mit Pfarrer Helmut Spaeth gewettet, dass am Sonntag 1000 Leute in den Gottesdienst kommen. Wieso?

Letztes Jahr hat er beim Kirchweihgottesdienst bemängelt, dass zwar alle auf den Festplatz gehen, aber viel weniger in die Kirche, obwohl es doch ein kirchliches Fest ist. Da habe ich mir gleich Gedanken gemacht. Das wollen wir doch mal sehen.

Während der Predigt haben Sie überlegt? Da waren Sie ja sehr aufmerksam.

Na ja, ich war auch ein bisschen inspiriert von Don Camillo und Peppone.

Dabei sind Sie doch bei der CSU. Peppone ist ein Kommunist.

Ich bin auch nicht so streitsüchtig. Aber ich mache mir Gedanken über das gesellschaftliche Leben und da habe ich in Pfarrer Spaeth jemanden kennengelernt, der das genauso tut. Wir diskutieren gerne und gut miteinander. Schon als Kind habe ich mitbekommen, dass der Pfarrer, der Rektor und der Bürgermeister zusammenhalten müssen. Die haben gesellschaftlichen Einfluss. Na ja, der Rektor vielleicht nicht mehr so viel wie früher.

Mittelfranken: Der Bad Windsheimer Bürgermeister Bernhard Kisch, 41, diskutiert gerne mit dem Pfarrer der Gemeinde über Gott und die Welt.

Der Bad Windsheimer Bürgermeister Bernhard Kisch, 41, diskutiert gerne mit dem Pfarrer der Gemeinde über Gott und die Welt.

(Foto: Reiner Goetz)

Aber Sie und der Pfarrer halten zusammen?

Wir sind Leute, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen. In Bad Windsheim sind Kirche und Stadt eng verbunden, die Stadtkirche St. Kilian ist mit dem Rathaus zusammengebaut. Da gibt es sogar Verbindungswege. Als Fluchtweg vielleicht.

Es ist eine evangelische Kirche.

Und ich bin katholisch. Aber bei den wichtigen Festen gehe ich mit in die evangelische Kirche. Ich kenne ja eigentlich auch die fränkische Kirchweih nicht, ich bin gebürtiger Schwabe. Aber ich finde das großartig, wie die Franken feiern. Alles in allem dauert die Kirchweih hier zwölf Tage.

Und da wollen Sie die Leute in die Kirche kriegen? Versprechen Sie Freibier?

Nein, aber ich mache Werbung wie im Wahlkampf. Bis Samstagabend werbe ich um jeden Kopf. Es ist ja auch für einen guten Zweck, die Banken spenden pro Gottesdienstbesucher zwei Euro für die Jugendarbeit in Bad Windsheim. Und eine Brauerei spendiert ein Fass Bier.

Also doch Freibier!

Ja, aber erst hinterher. Das darf dann der Pfarrer anzapfen. Mal sehen, ob ihm das gelingt. Aber erst mal müssen wir gewinnen.

Der Pfarrer wettet dagegen.

Vielleicht kennt der seine Schäfchen besser als ich. Aber ich habe ein gutes Gefühl. Der ganze Spielmannszug geht nach dem Morgenwecken mit in den Gottesdienst.

Wenn Sie verlieren, müssen Sie eine Predigt halten. Worüber denn?

Da wird mir schon was einfallen. Aber ich will ja gar nicht predigen, das will ich mir gar nicht anmaßen. Da hätte ich ganz schön Bammel. Aber ich will ja gewinnen.

Wenn der Pfarrer verliert, muss er mit seinem Kirchenkabarett auftreten.

Unsere Karnevalsgesellschaft Windshemia wollte ihn schon lange für ihre Prunksitzung buchen, aber das hat nie geklappt. Wenn der Pfarrer verliert, tritt er auf. Das wird toll, das Programm der Windshemia ist vergleichbar mit Veitshöchheim.

Update am 30. August 15, 13 Uhr:

Die Bürgermeister-Wette hat am Sonntag fast 1300 Menschen in die Kirche von Bad Windsheim gelockt. "Die Kirche war jetzt voller als an Weihnachten", sagte Kisch. "Das war phänomenal. Wir haben dadurch alle gewonnen, auch der Pfarrer." Dieser muss nun seinen Wetteinsatz einlösen und mit seinem Kirchenkabarett beim Narrenball im November auftreten.

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