Bericht im bayerischen Landtag:Justizministerium räumt Fehler im Fall Gurlitt ein

Lesezeit: 1 min

Das bayerische Justizministerium räumt ein, im Fall Gurlitt Fehler gemacht zu haben. (Foto: dpa)

Im Fall Gurlitt ist nicht alles rund gelaufen: Das bayerische Justizministerium spricht im Landtag von Fehlern, die die Behörden gemacht hätten. Die Leiterin der Taskforce berichtet von einem Treffen mit dem 81-Jährigen - und einer Spur, die nach Polen führt.

Das bayerische Justizministerium hat erneut Fehler im Umgang mit dem Fall Gurlitt eingeräumt. "Wir wissen inzwischen einiges besser und hätten inzwischen auch einiges anders gemacht", sagte der Leitende Ministerialrat Michael Grauel am Mittwoch bei seinem Bericht zum Schwabinger Kunstfund im Kulturausschuss des Bayerischen Landtags. Der Fall sei aber auch sehr komplex und Justizbehörden seien üblicherweise keine Experten in der Herkunftsforschung von möglicher Nazi-Raubkunst.

In der Schwabinger Wohnung von Cornelius Gurlitt waren Anfang 2012 insgesamt 1280 zum Teil sehr wertvolle Kunstwerke gefunden worden, von denen etwa 500 in Verdacht stehen, Nazi-Raubkunst zu sein. Vor kurzem wurde dann bekannt, dass der 81-Jährige auch in seinem Haus in Salzburg wertvolle Kunstwerke lagerte.

Werke aus Münchner Kunstfund
:Mit großen Namen auf Fahndung

Chagall, Liebermann, Matisse: Schon die ersten veröffentlichten Werke aus dem Münchner Kunstfund sind spektakulär. Die Behörden haben 25 der insgesamt 1400 aufgetauchten Bilder auf der Fahndungsseite für verlorenes Kulturgut veröffentlicht. Hier sind sie zu sehen.

Die Augsburger Staatsanwaltschaft habe seinerzeit auch das Salzburger Haus durchsuchen wollen, sagte Grauel. Das sei aber an den österreichischen Behörden gescheitert, weil die davon ausgingen, dort sei nichts gelagert, was den Wert von 100 000 Euro übersteigt. Inzwischen hat Gurlitts Sprecher mitgeteilt, dass dort unter anderem Bilder von Picasso und Monet lagerten.

Ingeborg Berggreen-Merkel, Leiterin der Taskforce "Schwabinger Kunstfund", sagte ebenfalls im Ausschuss aus. Sie habe eine Stunde lang mit Gurlitt gesprochen und berichtete von einem sehr persönlichen Gespräch. "Ich habe ihm im Wesentlichen gesagt, dass er Anwälte braucht."

Außerdem sagte sie, dass einige Spuren der Bilder aus Gurlitts Sammlung nach Polen führen. Darum soll künftig auch ein polnischer Experte die Taskforce unterstützen.

Zu weiteren Inhalten des Gespräches wollte sie sich nicht äußern. Nur so viel: Das Gespräch sei "ein Gebot der Fairness und der Höflichkeit" gewesen. Schließlich nehme die Taskforce Bilder unter die Lupe, mit denen Gurlitt jahrzehntelang lebte.

Nach aktuellem Stand wurden 458 Einzelwerke in die Plattform "Lost Art" eingestellt, weil sie unter Verdacht stehen, Nazi-Raubkunst zu sein. Inzwischen wurde Gurlitt nach einem Beschluss des Münchner Amtsgerichtes unter vorläufige Betreuung gestellt. Sein Betreuer hat drei Anwälte mit der Wahrung von Gurlitts Interessen beauftragt.

Wie es nach dem Ablauf der vorläufigen Betreuung - spätestens am 22. Juni - weitergeht, muss das Amtsgericht noch nach einer Anhörung entscheiden.

© Süddeutsche.de/dpa/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: