Bergwelt:Umweltverbände gegen Seilbahnförderung

Die Umweltverbände in Bayern üben scharfe Kritik an der Verlängerung der Seilbahnförderung bis 2022. "Das neue Programm hat weder etwas mit dem Erhalten intakter Natur zu tun, noch mit dem Ergrünen der bayerischen Politik", sagt der Präsident der Alpenschutzkommission Cipra Deutschland, Axel Doering. "Die Seilbahnbauer und die Staatsregierung setzen weiter auf eine massive Ausweitung der Kapazitäten der neuen Bahnen. Aber so kann man die Bergwelt nicht schützen." Die Cipra ist ein Dachverband der Umweltverbände, die sich für den Erhalt einer intakten Bergwelt und die Förderung eines naturverträglichen Tourismus einsetzen. Sie fordert schon seit langem, dass die Modernisierung von Seilbahnen nicht mit einer Erhöhung der Passagierzahlen einhergehen darf.

Genau das ist aber bei all den Projekten bei Oberstdorf der Fall, für die der Freistaat nach dem Willen der Investoren in den kommenden Jahren viele Millionen Euro Zuschüsse bezahlen soll. Die neue Nebelhornbahn etwa soll doppelt so viele Passagiere auf die Bergstation hinaufbringen können wie die alte. Die Kapazität der neuen Söllereckbahn beträgt 2400 Passagiere pro Stunde, die der alten 1700. Für die Nebelhornbahn haben die Betreiber 12,5 Millionen Euro Förderung beantragt, für die Aufrüstung des Skigebiets am Söllereck sogar 14,8 Millionen Euro Zuschuss. "Die Staatsregierung verkennt komplett, dass auch der Tourismus klimaneutral werden muss", sagt Doering. "Das gilt sowohl für die Bergbahnen selbst, als auch die Anreise der Feriengäste - dafür ist aber bei keinem Projekt, für das Zuschüsse beantragt worden sind, ein Konzept vorhanden."

Der Bund Naturschutz (BN) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) sind ebenfalls strikt gegen die Verlängerung der Förderung. "Es darf nicht sein, dass die Seilbahngesellschaften gleichsam nach Gutdünken neue Anlagen planen", sagt BN-Chef Richard Mergner. "Wir brauchen für jede Bergregion einen Masterplan, wie sie in zehn Jahren aussehen soll." Außerdem verlangen BN und LBV, dass in der Entwicklung dieser Konzepte die örtliche Bevölkerung, die Umweltverbände und der Landtag eingebunden werden müssen. "Bei den Millionenzuschüssen handelt es sich um Steuergeld", sagt auch LBV-Chef Norbert Schäffer, "also das Geld der Bevölkerung, mit dem sorgsam umgegangen werden muss." Auch beim Deutschen Alpenverein (DAV), der ebenfalls der Cipra angehört, sieht man die Förderung sehr skeptisch. Zwar ist der DAV nicht grundsätzlich dagegen, dass neue Bergbahnen mehr Passagiere befördern können als ihre alten Vorgänger. Aber Zuschüsse zu Schneekanonen und Speicherbecken sind aus Sicht des DAV-Vizepräsidenten Manfred Sailer in Zeiten der Klimakrise "das falsche Signal". Deshalb fordert er ihre Streichung.

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