Bedrohliche Wolken hängen über den Bergen rund um die Reiteralpe im Berchtesgadener Land. Tief drinnen sprengt und bombt eine Einheit der Bundeswehr - um gegen Bedrohungen kriegerischer Art gewappnet zu sein. Hier geht es zur vollen Reportage, mit SZ Plus:
Ein weitläufiges Gelände, mehrere riesige Hallen: So sieht die Anlage Oberjettenberg von oben aus. Die Bundeswehr hat sogar einen eigenen Berglift, der sich über 1000 Höhenmeter auf die Reiteralpe spannt.
Der Eingang zum Tunnelsystem. Die Anlage liegt in den Bergen des Berchtesgadener Lands, tief im Dolomit der Reiteralpe. 1957 wurde die Dienststelle eröffnet. Der Gründungsmythos besagt, dass die Schwester von Kanzler Ludwig Erhard nach dem Krieg hier einquartiert war.
Eher das Gegenteil von der Bausparkasse: Der LBS (Large Blast Simulator) kann die Druckwelle einer Atombombe erzeugen. Mit einer Masse von acht Tonnen können die Wehrtechniker eine Luftwalze in Überschallgeschwindigkeit auf Panzer, Wände oder sogar ganze Gebäude treffen lassen. Erst vor kurzem haben die Männer die Explosion eines Lastwagens voll Sprengstoff neben einer Zwei-Mann-Stellung simuliert. Von der Stellung ist nicht mehr viel übrig.
Manchmal hilft aber auch schon relativ wenig viel: Hier begutachten zwei Wehrtechniker die Auswirkung eines Projektil-Durchschlages durch eine Beton-Mauer. Die Stärke der Explosionen messen die Wissenschaftler exakt und werten alle Effekte aus. Die Ergebnisse können Soldaten im Einsatz später helfen. Zum Beispiel, um zu wissen, wie viel Munition sie bei einer Sprengung verwenden sollten - und wie viel eher nicht.
Auch die Minentaucher der Marine üben unter Tage: In dem großflächig von Splittern zernarbten und seit den 1960er-Jahren stetig wachsenden Tunnelsystem gibt es einen 60 Meter tiefen senkrechten Schacht voller Wasser für Experimente mit Seeminen. Scharten an der Tunneldecke zeugen davon, dass immer noch Projektile durchs Wasser schießen.
Klingt nach viel Lärm, aber: Ein Drittel der Experimente findet inzwischen am Computer statt. So lassen sich Szenarien mit viel weniger Aufwand durchspielen und Anfragen wie neulich beantworten, ob eine Straße durch die Grüne Zone in Bagdad für den Verkehr freigegeben werden kann, ohne die internationalen Einrichtungen dort einem übermäßigen Risiko auszusetzen.
Für Leute, die früher gern mit Krachern hantiert haben, sei "so ein Sprengmeisterjob natürlich das Halleluja", sagt Thomas Spens. Etwa 100 Menschen arbeiten hier, die Hälfte Akademiker, insgesamt 16 Frauen. Gut 20 Stellen wären frei, denn nicht jeden Forscher zieht es zum Bund.
Nein, das ist keine Treppe für Spaziergänger, sondern eine Versuchs-Steigung für gepanzerte Ketten-Fahrzeuge. Dass nicht nur unter, sondern auch über Tage viel experimentiert wird, zeigt ein Beispiel aus dem Kalten Krieg: Damals hat die Bundeswehr mitten in den Bergen 50 Meter Elbe-Seitenkanal ausgehoben und die Originalböschungen mit allerlei Gleitmitteln eingerieben, auf dass die Sowjetpanzer in den Kanal hineinkommen, aber nicht mehr raus. Das mit dem Gleitgel soll gut geklappt haben, aber die Sowjets sind ausgeblieben.
Gegen Sprengstoff hilft am besten Distanz, sagt Physiker Axel Schoon. Weil das nicht immer möglich ist, muss auch die Lagerung der Waffen, zum Beispiel in einem Feldlager, sicher sein, damit Soldaten bei einem Angriff nicht durch eine Explosion verletzt werden. So sieht ein Schutzbehälter für Munitions-Aufbewahrung nach gezieltem Granaten-Beschuss aus.
Was man zum Üben braucht: ein transportabler Standard-Wachturm und mit Wasser befüllbare Strassensperren stehen bereit. Die Erkenntnisse aus den Übungen können im Krieg Leben retten.
Auf dieser überdachten Fläche werden Tests zur Minenräumung durchgeführt. Eigene Leute sind hier seit den 1980er-Jahren nicht mehr gestorben, als eine Mine bei der Untersuchung detoniert ist.
Auf Bildschirmen sind die Aufnahmen einer gezielten Sprengung mit der Highspeed-Kamera zu sehen. Diejenigen, die es angeht, wissen hier sehr früh, in welcher Gegend die Bundeswehr als nächstes eingesetzt wird. Hier geht es zur vollen Reportage, mit SZ Plus: