Berchtesgaden:Das schiefe Maibaum-Loch von Reichenhall

Berchtesgaden: Ein Maibaum muss, wie hier in Grünwald, grad stehen. In Bad Reichenhall wollten sie's besonders gut machen - jetzt steht er schief.

Ein Maibaum muss, wie hier in Grünwald, grad stehen. In Bad Reichenhall wollten sie's besonders gut machen - jetzt steht er schief.

(Foto: Claus Schunk)

Beim Betonieren wurde nicht berücksichtigt, dass der Platz schräg liegt. Damit der Maibaum doch gerade steht, will die Stadt im Zweifel zu Keil und Säge greifen.

Kolumne von Matthias Köpf

Wenn ein Maibaum ein bisschen schief in der Landschaft zu stehen scheint, dann könnte das natürlich auch am Baum liegen, schließlich wächst ja selbst in den aufgeräumtesten Wäldern nicht jede Fichte ganz steckerlgerade in den weißblauen Himmel. Vielleicht liegt es aber auch an den Trachtlern, die den Maibaum aufgestellt haben, im konkreten Fall also an den Saalachthalern, den Alt-Reichenhallern und den Kranzlstoanan.

Ganz sicher waren sie sich da lange nicht in Bad Reichenhall, aber als sie Ende vergangenen Jahres den Maibaum aus der Halterung genommen und durch den Christbaum ersetzt haben, wie sie es dort eben zu tun pflegen, da haben sie die Gelegenheit genutzt und nachgemessen - und siehe da: Schief war weder die Fichte noch die Optik der Trachtler, sondern das neue Maibaumloch, das die Stadt 2016 für stolze 34 000 Euro hatte betonieren lassen.

Der rechte Winkel war der Fehler

Das alte Loch, das seinen Zweck ziemlich lange und aufrecht erfüllt hatte, war den Baubeamten im Rathaus plötzlich als zu unsicher erschienen. Es folgten einige Debatten im Stadtrat und irgendwann dann doch das teure neue Loch. Und nach allem, was das Reichenhaller Tagblatt nun aufgedeckt hat, wurde dieses Loch durchaus von der Oberfläche des Florianiplatzes im rechten Winkel in eine Tiefe von immerhin 1,80 Metern betoniert. Nur liegt eben der ganze Platz ein bisschen schräg im Gebirge. Da hätte sich die Halterung dagegenstemmen müssen, und zwar um zwei Zentimeter Richtung Predigtstuhl, wie ein Saalachthaler ermittelt hat. Stattdessen hänge sie aber um einen Zentimeter Richtung Staufen.

Bei laienhafter Anwendung der Dreiecksformeln ergeben die drei Zentimeter eine Abweichung von 0,95 Grad, was bei einem Maibaum von 27 Metern Länge, also einem oberirdischen Anteil von 25,20 Metern, am Wipfel eine Abweichung aus der Senkrechten von fast 45 Zentimetern zur Folge hat.

Das lasse sich beim nächsten Baum aber - je nach dessen Dicke - mit Keilen oder mit der Säge korrigieren, heißt es nun. Denn im Falle einer Reklamation werde es doch bloß ein Beteiligter auf den anderen schieben. Seine 34 000 Euro ist das Loch laut Stadt aber trotzdem wert, denn in der Tiefe gebe es auch noch Strom für den Christbaum und den Osterbrunnen.

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