Beratung:Gemeinsam gegen Krebs

Beratung: Die Diagnose Leukämie hatte ihn fassungslos gemacht - doch nun gilt Vincent Kammerloher als geheilt.

Die Diagnose Leukämie hatte ihn fassungslos gemacht - doch nun gilt Vincent Kammerloher als geheilt.

(Foto: Privat)

Betroffene können sich erstmals digital informieren

Von Dietrich Mittler, München/Moosburg

Fußball bedeutete Vincent Kammerloher aus dem oberbayerischen Moosburg wirklich alles - tägliches Training nach der Arbeit, Spiele am Wochenende, Aufstieg in der Liga. Dann plötzlich der Leistungsabfall, später auch noch stark schmerzende Hüftgelenke und schließlich im März 2013 die Diagnose: Leukämie. Kammerloher, damals 21 Jahre alt, hörte die Worte des Klinikarztes und war fassungslos. Was bedeutete das jetzt für ihn? Früher, so wusste seine Mutter noch aus ihrer viele Jahre zurückliegenden Krankenschwester-Ausbildung, kam diese Diagnose nahezu einem Todesurteil gleich. Aber aufgeben, das war für sie keine Option. Stunden über Stunden suchten die Eltern im Internet nach möglichen Therapie-Ansätzen, am Ende fiel der gemeinsame Beschluss: "Wir als Familie haben schon viele Steine aus dem Weg räumen müssen, wir stehen zusammen, und wir schaffen auch das."

Vinzent Kammerloher, nun kurz vor seinem 30. Geburtstag, blickt auf Jahre des Kampfes zurück. "Wir haben das anfangs unterschätzt, auch die tatsächliche Behandlungsdauer bis zum Heilungserfolg", sagt er. Und doch, der Kampf hat sich gelohnt. Dank einer Stammzellenspende gilt bei ihm die Krankheit - eine atypische chronische myeloische Leukämie - als besiegt. "Wir waren uns als Familie einig, dass uns der Krebs nicht alle Zukunftspläne kaputtmachen darf", sagt er.

Mittlerweile engagiert sich der 29-Jährige als Organisator im Netzwerk junger Menschen mit Krebs - kurz JuKK. Die Abkürzung steht für "Jung. Krebs. Kontakt.". Im JuKK haben es sich von Tumor-Erkrankungen Betroffene zur Aufgabe gemacht, "Gleichgesinnte mit ihren Fragen und Ängsten nicht alleine zu lassen, sondern ihnen mit Rat und Aktivitäten gemeinsam zur Seite zu stehen".

Als Hauptzielgruppe gelten Krebspatienten im Alter um die 25 Jahre - aber willkommen sind im Grunde alle zwischen 18 und 50 Jahren. Eines ist allen gemeinsam: "Die Diagnose Krebs hat sie von einer Sekunde zur anderen in ein völlig neues Leben katapultiert", heißt es unter www.jukk.de im Internet. Mittlerweile existieren JuKK-Netzwerke in München, Ingolstadt, Augsburg und in Regensburg. Einmal im Monat wird zusammen etwas unternommen. Bedingt durch Corona fanden die zurückliegenden Treffen online statt. Aber künftig wollen sie wieder gemeinsam kochen, spazieren gehen, einen Spieleabend gestalten, oder "einfach nur ratschen", sagt Kammerloher. "Dabei muss gar nicht zwangsläufig über Krebs geredet werden", betont er.

Und doch, die Information über das Behandlungsangebot dürfe nicht zu kurz kommen, sagt Kammerloher. Als Forum böten sich da die Krebs-Informationstage an, die jährlich in München stattfinden. "Den ganzen Tag über Vorträge von Koryphäen", sagt der 29-Jährige aus eigener Erfahrung zu diesem Angebot. "Und", so fragt er, "wo kommt man denn sonst mit solchen Leuten ins Gespräch über die eigene Krankheit, ohne monatelang zuvor einen Termin ausmachen zu müssen?"

An diesem Samstag, 12. Juni, lädt die Bayerische Krebsgesellschaft pandemiebedingt unter www.krebs-patienten-tag.bayern erstmals zu einem digitalen Informationstag ein. Die Teilnahme - von 9.30 bis circa 13.30 Uhr - ist kostenlos. Tumorpatienten und deren Angehörige sollen sich dabei nicht nur über neue Erkenntnisse in der Krebshandlung informieren können. Es besteht auch die Möglichkeit, über Internet direkt Fragen an die Experten zu richten, sagt Günter Schlimok, der Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft. Dabei gehe es auch darum, was Patienten selbst für sich tun können, um "neue Kraft zu schöpfen". Etwa durch eine vollwertige Ernährung oder durch Sport.

Vincent Kammerloher hat am eigenen Leib erfahren, wie wichtig es ist, den Kampf gegen den Krebs aufzunehmen. Sport spiele da eine ganz große Rolle - der stärke den Kampfgeist. "Wenn du beim Fußball nicht bis zum Ende dranbleibst, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du verlierst. Und so ist es mit einer Erkrankung auch", sagt er.

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