Beleidigung:Ingolstädter Klinikchef bezeichnet Seehofer als "Pflaumenaugust" - und tritt zurück

Klinikum Ingolstadt

Das Klinikum Ingolstadt ist das viertgrößte Krankenhaus Bayerns.

(Foto: dpa)

Damit kam Alexander Zugsbradl wohl einem Rauswurf zuvor. Eigentlich sollte er nach einem Korruptionsskandal wieder Ruhe in das Krankenhaus bringen.

Kolumne von Vinzent-Vitus Leitgeb

Wer auf Twitter andere Menschen ohne größere Konsequenzen beleidigen möchte, muss im Prinzip eine von zwei Voraussetzungen erfüllen. Entweder er ist recht unbekannt - dann geht seine Beschimpfung in den reißenden Datenströmen unter. Oder der Beleidiger ist der mutmaßlich mächtigste Mann der Welt - dann lachen alle, haben ein bisschen Angst, aber wie die vergangenen Monate mit Donald Trump zeigen: Es passiert eigentlich auch nichts.

Schwer ist es also vor allem für alle Twitter-Beleidiger dazwischen. Für die Halbbekannten. Für die in hohen, aber nicht höchsten Positionen. Aktuell gibt es dafür das Beispiel von Alexander Zugsbradl. Seit Mittwochabend leitet der nicht mehr das Klinikum Ingolstadt, das viertgrößte Krankenhaus Bayerns.

Der Grund: Er hatte am Abend der Bundestagswahl Horst Seehofer auf Twitter als "scharf an der Debilität entlangschrammenden Pflaumenaugust" bezeichnet. Seehofer wohnt in Ingolstadt. Zugsbradl trat zurück und kam damit womöglich einem Rauswurf zuvor. Schon im Sommer hatte Zugsbradl über einen SPD-Stadtrat und einen ehemaligen Sprecher des Klinikums getwittert, dazu stellte er ein Foto von Oliver Hardy und Stan Laurel - von "Dick und Doof".

Beide Tweets zeugen zunächst vielleicht von Kreativität beim Beleidigen. Wer künftig das eher ungebräuchliche Wort "Pflaumenaugust" googelt, wird sehr viel über den Wiederentdecker, Zugsbradl, mitgeliefert bekommen. Eine Hommage an einige der besten Slapstick-Komödien aller Zeiten ist auch nicht zu verachten. Gleichzeitig ist beides aber natürlich ein Problem für einen Mann, der mehr als 3000 Mitarbeiter führt und unter ihnen für einen guten Umgangston sorgen soll.

Noch dazu wurde Zugsbradl extra eingestellt, um wieder Ruhe ins Klinikum zu bringen, das von einem Korruptionsskandal erschüttert wird. Seit Herbst 2016 wird gegen seinen Vorgänger Heribert Fastenmeier wegen des Vorwurfs der Untreue ermittelt. Für Zugsbradl geht der Job nun etwas früher zu Ende als geplant. Im Januar 2018 sollte er ohnehin wieder weiterziehen. Wohin, ist unbekannt. Wer das auf Twitter erfahren möchte: Sein Account ist seit Kurzem nicht mehr auffindbar.

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