Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn wirft dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) weiter massiv vor, viel zu wenig über die Lebensmittelskandale bei der Firma Bayern-Ei und der Großmetzgerei Sieber zu informieren. Anlass war die Präsentation des LGL-Jahresberichts 2015 im Landtag.
In dem 231 Seiten starken Bericht tauchen beide Skandale mit keinem Wort auf. Für Brunn muss das LGL aber den Anspruch der Öffentlichkeit auf umfassende Information erfüllen. Wenn sich die Behörde verweigere, dürfe sie sich nicht wundern, dass ihr Intransparenz vorgeworfen werde. Gerade bei Bayern-Ei förderten das LGL und die Staatsregierung seit mehr als einem Jahr "eine Kultur des Misstrauens".
Zuvor hatte sich LGL-Chef Andreas Zapf über eine "allgemeine Tendenz zur Skandalisierung" beklagt. So stelle sich der europaweite Salmonellen-Ausbruch durch kontaminierte Eier der Firma Bayern-Ei im Sommer 2014 inzwischen als deutlich weniger dramatischer dar als berichtet. Aktuellen Nachforschungen zufolge seien europaweit etwa hundert Erkrankte und womöglich ein Todesfall auf das Konto von kontaminierten Eiern aus niederbayerischen Großställen gegangen.
Großmetzgerei:Wursthersteller Sieber fand schon früher Listerien
Schon im November stellte die Großmetzgerei Bakterien in der Wurst fest. Melden musste sie das nicht - obwohl Behörden bereits damals nach dem Auslöser für die europaweite Krankheitswelle suchten.
Bislang war stets von Hunderten Erkrankten und zwei Todesfällen die Rede. Außerdem habe man nicht anderes handeln können, als man gehandelt habe. Dies gelte auch bei der Großmetzgerei Sieber, deren Produkte für einen Listerienausbruch mit 76 Kranken und acht Toten verantwortlich sein sollen. "Wir haben das mit dem Robert-Koch-Institut nach neuesten Standards aufgeklärt", sagte Zapf. "Wenn wir nun dafür kritisiert werden, erzeugt das Frust pur."
Das LGL ist die zentrale Behörde des Freistaats für die Überwachung von Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs. 2015 nahmen die LGL-Mitarbeiter knapp 70 000 Proben in Geschäften und Firmen. Knapp 4700 oder 6,8 Prozent wurden beanstandet, aber nur ungefähr 143 oder 0,2 Prozent als gesundheitsschädlich eingestuft. "Damit ist die Beanstandungsquote leicht rückläufig", sagte Zapf, "die Sicherheit unserer Lebensmittel ist sehr hoch."
Bei wiederholten Verstößen drohen empfindliche Bußgelder
Besonderes Augenmerk richtete das LGL 2015 auf Bio- und gentechnikfreie Lebensmittel, etwa Eier, Geflügel und Milch. Dabei wurde kein Verstoß gegen die jeweiligen Siegel festgestellt. Bei Bio-Lebensmitteln waren außerdem drei Viertel der Proben frei von Pflanzenschutzmittel-Rückständen. Die übrigen enthielten nur geringe, zumeist umweltbedingte Spuren.
Einen Erfolg erzielten die Kontrolleure bei Brezen. Sie schnitten deutlich besser ab als in der Vergangenheit. Brezen waren seit Jahren stark mit dem Schadstoff Aluminium belastet, zum Teil lag jede vierte Probe über dem Höchstwert von zehn Milligramm je Kilo Gebäck. Der Grund war, dass die Bäcker für das Brezen-Backen zumeist Aluminium-Bleche verwenden, weil das Metall die Hitze am besten leitet. Dabei steht Aluminium im Verdacht, das Krebs-Risiko zu erhöhen.
Auch Alzheimer wird in Verbindung mit Aluminium gebracht. Ende 2014 schlug die Verbraucherzentrale Alarm. Darauf intensivierte das LGL die Kontrollen, bei wiederholten Verstößen drohen empfindliche Bußgelder, es gibt eine Aufklärungskampagne. Binnen Jahresfrist sanken die Beanstandungsquote auf 15 Prozent. Um sie weiter zu verringern, will das LGL den Kurs fortsetzen. Die Grünen fordern dennoch schärfere Sanktionen bei Verstößen.