Becksteins Pläne für die Bildungspolitik:Die Ganztagsschule kommt auch in Bayern

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Mit einem Millionenprogramm will die Staatsregierung die Chancengleichheit der Kinder verbessern.

Christine Burtscheidt

Die Staatsregierung will die Ganztagsschulen in der nächsten Legislaturperiode flächendeckend ausbauen. Dafür soll ein dreistelliger Millionenbetrag zur Verfügung gestellt werden. Das kündigte Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts an. "Damit schaffen wir gleiche Chancen für alle Schüler unabhängig vom Elternhaus", sagte er. Derzeit gibt es lediglich für fünf Prozent der bayerischen Schüler Ganztagsplätze.

Mehrkosten in Höhe von "nennenswerten, dreistelligen Millionenbeträgen": Die Staatsregierung will die Ganztagsschulen ausbauen. (Foto: Foto: dpa)

Bayern sei das deutsche Bildungsland Nummer eins, sagte Beckstein. Die Staatsregierung habe den Anspruch, diesen Vorsprung auszubauen. Deshalb solle Bildung in der nächsten Legislaturperiode ein Schwerpunkt der Regierungsarbeit sein. Entsprechende Eckpunkte hat das Kabinett gestern beschlossen.

Im Zentrum steht der Ausbau der Ganztagsschule in gebundener Form. Das heißt: Unterrichtsstunden finden nicht nur vormittags statt, sondern werden über den Tag verteilt. Folgende Pläne sind beschlossen oder sollen in Angriff genommen werden: An den Grundschulen gibt es seit diesem Jahr 40 Ganztagsschulen. Ein weiterer Ausbau soll zum Schuljahr 2009/10 erfolgen.

Ziel der CSU-Regierung ist es, bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode an 500 Schulen Ganztagszüge einzurichten. Priorität hat für die Staatsregierung dabei der Ausbau der Hauptschulen. Hier gibt es bereits 162 Ganztagsstandorte. Für das nächste Schuljahr wurden weitere 175 Züge beschlossen, sodass im kommenden Jahr 337 Schulen - also ein Drittel aller Hauptschulen - die Ganztagsform anbieten können.

Richtige Ganztagsschulen eine Rarität

2013 sollen zwei Drittel aller Hauptschulen umgestellt sein. "Wir rechnen damit, dass wir das hinbringen", sagte Kultusminister Siegfried Schneider.

An den weiterführenden Schulen gibt es zwar je nach Raum- und Personalsituation schon eine Nachmittagsbetreuung. Richtige Ganztagsschulen sind dort jedoch eine Rarität: Zwölf zählt das Kultusministerium an den bayerischen Gymnasien und zehn an den Realschulen.

Auch hier strebt die CSU nun einen bedarfsgerechten Ausbau in der nächsten Legislaturperiode an. Zumindest für die unteren Jahrgänge, also die fünften und sechsten Klassen. Überall, wo es nicht die gebundene Ganztagsschule gibt, soll alternativ dazu die Nachmittagsbetreuung erweitert werden, um sicherzustellen, dass Schüler montags bis donnerstags von 7 Uhr bis 16 Uhr und freitags von 7 bis 13 Uhr versorgt sind. Voraussetzung ist, dass Eltern das wünschen und sich die Kommunen an den Kosten beteiligen.

Ob die Ganztagsschule auch an den weiterführenden Schulen umfassend eingerichtet wird, hängt entscheidend von den Verhandlungen für den nächsten Doppelhaushalt 2009/10 ab. "Mit den heutigen Beschlüssen habe ich einen guten Trumpf für die Verhandlungen mit Finanzminister Erwin Huber in der Hand", sagte Kultusminister Schneider.

Sollten die Pläne bis 2013 umgesetzt sein, rechnet er mit jährlichen Mehrkosten von 250 bis 300 Millionen Euro. Ministerpräsident Beckstein kündigte gestern lediglich an, dass "nennenswerte, dreistellige Millionenbeträge" erforderlich wären, um die Pläne zu realisieren.

Die Opposition kritisierte die Ankündigung der Staatsregierung als "Schall und Rauch", da sie keine Finanzierungsgrundlage hätten. Wenn es der Bayerischen Staatsregierung mit dem Ausbau der Ganztagsschule ernst wäre, hätte man schon viel früher finanzpolitisch handeln und Mittel im Nachtragshaushalt einstellen müssen, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Simone Tolle.

Positiv wurden die Ankündigungen der Regierung jedoch von Lehrern und Eltern aufgenommen. "Frühe Sprachförderung, Ganztagsschulen und individuelle Förderung sind der einzige Weg zu mehr Chancengerechtigkeit", sagte der Vorsitzende des Philologenverbands, Max Schmidt. Auch die Eltern zeigten sich aufgeschlossen: "Ein solcher Beschluss liegt voll auf unserer Linie", sagte Thomas Lillig, Vorsitzender der Landeselternvereinigung bayerischer Gymnasien.

Begrüßt wurde auch, dass das Angebot bedarfsorientiert eingeführt werden soll. Lillig geht denn davon aus, dass Ganztagsgymnasien vor allem in der Stadt auf große Nachfrage stoßen werden. "50 Prozent der Schulen wollen das haben."

© SZ vom 25.06.2008/sekr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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