Beckstein ist Bayerns Ministerpräsident:Kleines Karo statt großer Linie

Günther Beckstein ist mit einem respektablen Ergebnis zum neuen Ministerpräsidenten gewählt worden. Diese Macht könnte er nutzen, um politische Akzente zu setzen und etwa das Kabinett zu verjüngen. Allerdings ist wahrscheinlicher, dass der Franke auf Nummer sicher gehen wird.

Birgit Kruse

Günther Beckstein strotzt vor Macht und Kraft. So stark wie derzeit war er noch nie. Erst nominiert der CSU-Parteitag den 63-Jährigen mit 96,6 Prozent zum Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten. Dass diese Wahl geheim war und kein Delegierter sich dem Gruppenzwang beugen musste, macht das Ergebnis umso respektabler.

Dann wählten ihn die Landtagsabgeordneten - von denen Zweidrittel der CSU angehören - mit 122 von 178 Stimmen zum neuen Ministerpräsidenten.

Eine Macht, die der Neue im Amt jetzt nutzen könnte. Zum Beispiel, indem er sich gleich für die große Kabinettsumbildung und nicht für die kleine Lösung entscheidet.

Politische Akzente setzen

Auf einen Schlag würde er damit vor seiner ersten Regierungserklärung deutlich machen, dass er eben nicht für die Fortführung der Stoiberschen Politik steht. Gleich in der ersten Woche könnte er politische Akzente setzen.

Zudem könnte er auch den ein oder anderen Kabinettsposten mit Personen besetzen, die nicht im Bayerischen Landtag sitzen - eine Entscheidung, die bei den CSU-Abgeordneten für großen Unmut sorgen würde, hält sich doch mindestens jeder Zweite für kabinettsfähig.

Dennoch müssten sie jetzt, ein knappes Jahr vor der Landtagswahl und wenige Monate vor den Kommunalwahlen, eine solche Entscheidung gezwungener Maßen mittragen. Geschlossenheit ist eines der Erfolgsrezepte für die 50-Plus-X Partei.

Auf Nummer sicher gehen

All das könnte Beckstein jetzt machen. Könnte. Doch dass er sich jetzt wirklich für den großen Wurf entscheidet, ist unwahrscheinlich. Als Ministerpräsident wird der Franke wohl eher auf Nummer sicher gehen - und jene Posten neu besetzen, die durch die Personalrochade ohnehin frei werden. Kleines Karo also statt großer Linie.

Nur mit dieser Strategie glaubt Beckstein der Gefahr entgehen zu können, dass zu große Umstrukturierungen Erdbeben auslösen - solche Erschütterungen kann der neue Premier nicht brauchen. Seine Messlatte für die Landtagswahl liegt bei hohen 60 Prozent plus X.

Da kann die Kraft vom Wahltag bald verbraucht sein.

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