Beckstein-Double im Interview:Süchtig nach Machtpersonen

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Edmund Stoiber hat die Macht in Bayern abgegeben. Wolfgang Krebs, sein Double in der BR-Sendung "quer", hat das nicht geschafft. Er hält an der Macht fest.

Ingrid Schiller

sueddeutsche.de: Wie fühlten Sie sich, als Stoiber seinen Rücktritt bekannt gab? Zukunftsängste?

Krebs: Zunächst natürlich schon. Das war ganz furchtbar für mich. Ich dachte anfangs gar nicht, dass Stoiber überhaupt noch ein halbes Jahr an der Macht bleibt. Für mich ein Glücksfall. Denn seit der Rücktrittserklärung ist mein Terminkalender voll. Permanent bin ich als Edmund Stoiber im Einsatz.

sueddeutsche.de: Wie haben Sie sich von Stoiber verabschiedet?

Krebs: Kurz nachdem Edmund Stoiber seinen Rücktritt angekündigt hatte, habe ich ihn bei einem Termin getroffen. Da hat er mich gefragt, wie es mir denn geht. Das fand ich schon witzig. Doch von der Rolle des Edmund Stoiber habe ich mich noch lange nicht verabschiedet. Ich habe noch bis Oktober 2008 Auftritte als Double des ehemaligen Ministerpräsidenten. Mit Stoibers Rücktritt war für mich allerdings auch schnell klar, dass ich mich umorientiern muss; mir quasi einen neuen Mächtigen suchen muss.

sueddeutsche.de: Einen mit mehr Humor?

Krebs: Täuschen Sie sich nicht. Stoiber ist humorvoller als viele glauben. Mittlerweile kann er sogar schon selber darüber lachen, dass er parodiert wird. Zudem finde ich seinen Ehrgeiz bewundernswert und die Fähigkeit, mit dem enormen Termindruck umzugehen.

sueddeutsche.de: Auf jeden Fall wird sich Beckstein nicht so oft versprechen wie Stoiber. Werden Ihnen dann die ganzen "Ähs" nicht fehlen?

Krebs: Schon. Die vielen Versprecher kamen mir in der Rolle sehr entgegen, weil ich auch immer wieder Pausen brauche zum Nachdenken.

sueddeutsche.de: Wann war Ihnen denn klar, dass Sie jetzt den neuen Ministerpräsidenten doubeln werden?

Krebs: Das war mir anfangs überhaupt nicht klar. Das hat sich so entwickelt. Zum Spaß hat mir die Bayern 3-Redaktion eine CD von Beckstein geschenkt, die ich mit immer wieder angehört habe. Und irgendwann hatte ich seine Stimme dann im Kopf - seine außergewöhnliche Atmung, das Fränkische und die unregelmäßige Intonation. Das ging dann wie von selbst.

sueddeutsche.de: Wie wird ein Stoiber so einfach zum Beckstein?

Krebs: Die Maskenbildner vom BR haben festgestellt, dass ich viel mehr mit Beckstein gemeinsam habe, als mit Stoiber - die Nase und die Mundpartie beispielsweise. So wurde eine Perücke angefertigt, ein Torso bestellt und fertig war der Beckstein.

sueddeutsche.de: Was macht Beckstein aus?

Krebs: Ich bewundere seine Bescheidenheit, seine christliche Gläubigkeit. Wenn jemand in dieser Position in seinen Grundwerten so gefestigt ist, kann er auch Vorbild sein. Bei Beckstein ist es wie bei Stoiber früher. Er ist unglaublich beliebt.

sueddeutsche.de: Macht es das nicht gerade schwer?

Krebs: Auf jeden Fall. Viele Leute könnten sich über Beckstein-Witze beschweren. Ich sehe es jedoch als Herausforderung, etwas an ihm zu finden, was sich parodieren lässt.

sueddeutsche.de: Also keine Flecken auf der weißen Franken-Weste?

Krebs: Da bin ich sehr vorsichtig. Als Parodist beginne ich auch die Personen, die ich spiele, zu lieben. Wenig gefallen hat mir allerdings, dass Ämter wie jetzt das des Fraktionsvorsitzenden ebenso vehement durchgeboxt werden wie einst bei Stoiber.

sueddeutsche.de: Was für Probleme gibt es beim Spielen von Beckstein?

Krebs: Meine Körpergröße. Ich bin viel größer als er. Glücklicherweise steht er immer leicht nach vorne gebeugt, das macht es mir leichter. Außerdem mussten wir einen Torso anfertigen. Beckstein hat mehr Bauch als ich, auch wenn ich für die Rolle schon sieben Kilo zugenommen habe. Insgesamt sind die Anfertigung der Perücke - mit Glatzenteilen und Polsterung - und die der Maske ein sehr langwieriger Prozess.

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