Bayreuth (dpa) - Die Urenkelin bleibt die Chefin auf dem Grünen Hügel: Die Leiterin der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele, Katharina Wagner, hat ihren Vertrag um weitere fünf Jahre bis 2030 verlängert, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) am Montag mitteilten. Darauf habe man sich nach einem gemeinsamen Gespräch mit Wagner in München geeinigt.
An der Vertragsverlängerung gezweifelt hatte zuletzt wohl kaum jemand, auch wenn die 45 Jahre alte Urenkelin von Richard Wagner stets nicht unumstritten war. Allerdings ließ die Entscheidung nun doch schon etwas länger auf sich warten. Schließlich wäre Wagners Vertrag im kommenden Jahr schon ausgelaufen.
Dass es gedauert hat, könnte daran liegen, dass sich parallel zur Verlängerung der Intendanz einiges ändert: Denn Wagner bleibt nicht so mächtig wie bisher. Sie soll - anders als bislang - nicht mehr zusätzlich einen der beiden Geschäftsführerposten bekleiden. „Die Gesamtgeschäftsführung wird der neuen Position eines General Managers übertragen, der die Festspiele organisatorisch und wirtschaftlich verantwortet“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung.
Dadurch solle Wagner „ein noch stärkerer Fokus auf die künstlerische Leitung der Festspiele ermöglicht“ werden. Wer künftig General Manager der Festspiele sein soll, blieb zunächst offen. Die Stelle soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ausgeschrieben werden, in der Mitteilung ist von einem „Findungsverfahren“ die Rede. Welche Rolle dann der derzeit zweite Geschäftsführer, Ulrich Jagels, noch spielen kann, der seit 2021 im Amt ist, blieb zunächst unklar.
Wagner soll sich nun auf die Kunst in Bayreuth konzentrieren, wo jedes Jahr vom 25. Juli an die großen Opern ihres Urgroßvaters Richard Wagner aufgeführt werden. „Frau Prof. Wagner hat nach Überzeugung der Gesellschafter die Festspiele in den vergangenen Jahren mit großem künstlerischem Erfolg geführt und mit dem vorgelegten Konzept vielversprechende Impulse für eine künstlerische Weiterentwicklung der Festspiele aufgezeigt“, heißt es in der Mitteilung aus Berlin und München: „Die Festspielleitung verantwortet innerhalb der Gesellschaft den künstlerischen Bereich und hat im Rahmen des von den Gesellschaftern bereitgestellten künstlerischen Budgets volle künstlerische Freiheit.“
Und die alte und neue Chefin wird so zitiert: „Ich freue mich über das von den Gesellschaftern entgegengebrachte Vertrauen und auf weitere fünf Jahre der Zusammenarbeit. Ich bin sehr erfreut darüber, dass wir gemeinsam einen Weg gefunden haben, die künstlerische Autonomie zu stärken“, sagte Wagner nach Ministeriumsangaben. „Mein ganzer Fokus kann jetzt rein auf der kreativen Arbeit liegen.“
Katharina Wagner ist die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner und leitet seit 2008 die Bayreuther Festspiele als Nachfolgerin ihres Vaters Wolfgang Wagner - zunächst gemeinsam mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier, seit 2015 allein. Unumstritten war sie dabei nie. Traditionellen Wagnerianern waren die Regisseure, die sie einlud, zu experimentierfreudig, wieder andere kritisierten, dass sie selbst in der Öffentlichkeit nicht oft in Erscheinung tritt.
„In den letzten Jahren ist es ihr immer wieder gelungen, künstlerische Meilensteine zu setzen“, sagte nun Kulturstaatsministerin Roth. „Zudem hat sie erfolgreich neue Präsentationsformen wie etwa die Kinderoper und die Kino-Übertragungen eingeführt. Deshalb ist es sehr gut, dass Katharina Wagner auch in Zukunft eine prägende Rolle auf dem Grünen Hügel haben wird.“
Bayerns Kunstminister Blume spricht von „spannenden neuen Impulsen“. „Und auch ihr Blick in die Zukunft der Festspiele hat überzeugt. Bayreuth und Wagner: Das gehört zusammen“, sagte er. „Ich bin zuversichtlich, dass Katharina Wagner und das ganze Team das internationale Renommee der Festspiele unter diesen Voraussetzungen weiter ausbauen können. Der Mythos Wagner lebt weiter.“
Das tut er auch, weil Bund und Freistaat künftig tiefer in die Taschen greifen, um die Festspiele zu finanzieren. In der Mitteilung über die Vertragsverlängerung mit Wagner veröffentlichte nach dem Freistaat Bayern nun auch der Bund seine Entscheidung, mehr Gesellschafteranteile an der Festspiel-GmbH zu übernehmen. Diese Anteile waren frei geworden, nachdem die Mäzene der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth bekannt gegeben hatten, künftig nicht mehr so viel zahlen zu können.
Bund und Land werden von 2025 an je 36 Prozent der Gesellschaftsanteile halten. Die neue Struktur auf dem Grünen Hügel sei Bedingung dafür gewesen, dass auch der Bund künftig mehr zahlt für das Opernspektakel, betonte Roth: „Für den Bund wie für mich persönlich ist es ein wichtiges Anliegen, dass die so wichtigen Bayreuther Festspiele gut aufgestellt sind und mit sicher weiteren spannenden und attraktiven Neuerungen ein möglichst breites Publikum hierzulande wie auch weltweit ansprechen können.“
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