Bayreuther Festspiele:Auf dem Grünen Hügel ist Hitze kein Grund, von Traditionen abzuweichen

Man weiß nicht, wo es heißer ist: vor oder im Festspielhaus von Bayreuth. Der Aufmarsch der Prominenz zur Eröffnung zeigt aber, wie heilig hier das Das-war-schon-immer-so ist.

Von Claudia Henzler und Kassian Stroh

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Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth

Quelle: Tobias Hase/dpa

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Die Frauen in eleganten Abendkleidern, die Männer fast alle mit schwarzem Smoking und Fliege - die große Hitze hat die Kleiderordnung der Bayreuther Festspiele am Donnerstag nicht geändert. Wagnerianer sind das ja auch irgendwie gewohnt, der Auftakt fällt fast immer auf den 25. Juli. "Wenn die Oper gut ist, spürt man weder Hitze noch Kälte", sagte die Schauspielerin Michaela May, als sie über den roten Teppich lief. Mit ihrem Mann Bernd Schadewald, der freilich mit einer Krawatte die Grenzen des Dresscodes auszureizen schien.

Opening of the Bayreuth Wagner Festival in Bayreuth

Quelle: Andreas Gebert/Reuters

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Das Problem: Das Festspielhaus auf dem Grünen Hügel ist nicht klimatisiert, im Inneren ist es an Tagen wie diesem drückend warm. Wichtigstes Accessoire deshalb: der Fächer, wie ihn hier Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) präsentiert. Offenbar hatten einige Gäste sogar beschlossen, auf einen Besuch zu verzichten. Das Kartenbüro der Festspiele berichtete der Nachrichtenagentur dpa von Eintrittskarten für die Eröffnung, die wegen der angekündigten extrem hohen Temperaturen zurückgegeben worden waren. Um die 37 Grad im Schatten zeigten die Thermometer.

Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth

Quelle: Tobias Hase/dpa

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Was für ein großes Unterfangen das ist, auf dem Grünen Hügel eine Oper auf die Bühne zu bringen, davon hat sich auch die "Sendung mit der Maus" ein Bild gemacht und eine "XXL-Sachgeschichte" gedreht, wie ihre Macher mitteilten. Die beiden prominentesten Vertreter durften daher am Donnerstag auf den roten Teppich: Armin Maiwald und die Maus selbst, die kaum aus ihrem großen Auto kam, aber natürlich einen großen Auftritt vor dem Festspielhaus hatte. Wer denkt schon an die arme Frau, die im Kostüm steckt?

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Quelle: Christof Stache/AFP

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Protokollarisch wichtigster Gast aber war natürlich nicht die Maus, sondern auch in diesem Jahr wieder die Bundeskanzlerin. Angela Merkels Erscheinen bei der Festspieleröffnung ist schon lange Tradition. Diesmal aber kam sie allein, ohne ihren Ehemann Joachim Sauer.

Angela Merkel in Bayreuth

Quelle: dpa

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Um die Premiere des "Tannhäuser" zu erleben, trug die Bundeskanzlerin diesmal ein grünes Kostüm, nicht zum ersten Mal. Das zeigen diese Bilder: Die dpa hat einmal die Outfits der Kanzlerin in Bayreuth aus den vergangenen Jahren zusammengestellt.

Opening of the Bayreuth Wagner Festival in Bayreuth

Quelle: Andreas Gebert/Reuters

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Während Merkel aus ihrer Limousine stieg, warfen sich ein paar Demonstranten hinter der Absperrung auf den Boden, um für mehr Klimaschutz zu protestieren - ihr Auftritt blieb von den Politikern weitgehend unbemerkt. Nicht aber von der Polizei, die die kleine Gruppe sofort einkreiste und fotografierte.

Opening of the Bayreuth Wagner Festival in Bayreuth

Quelle: Andreas Gebert/Reuters

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Merkels Amtsvorgänger Gerhard Schröder (SPD) kam mit seiner Frau Soyeon Kim. Die Koreanerin fiel durch ein für Bayreuther Verhältnisse eher unkonventionelles Gewand auf: traditionell wirkend, auf jeden Fall fernöstlich inspiriert. Viel Grün war da zumindest ebenfalls dabei.

Opening of the Bayreuth Wagner Festival in Bayreuth

Quelle: Andreas Gebert/Reuters

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Auch Schröders ewiger Rivale war natürlich wie immer da: Edmund Stoiber mit seiner Frau Karin. 14 Jahre lang war er bayerischer Ministerpräsident - und einmal Kanzlerkandidat gegen Schröder. Ohne Erfolg. Und da sage noch einer, der Stoiber könne sich nicht locker machen! Ohne Fliege erschien er diesmal in Bayreuth, nicht einmal eine Krawatte trug er. Aber er muss als Ex-Ministerpräsident nun ja auch keine Staatsempfänge mehr geben.

Die Eröffnung der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth

Quelle: Tobias Hase/dpa

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Ansonsten ist die Festspieleröffnung traditionell ein Schaulaufen aktueller, nicht ehemaliger Spitzenpolitiker: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fuhr mit seiner Frau Karin diesmal gleichzeitig mit Merkel vor, zusammen liefen sie über den roten Teppich. Die Stimmung ganz anders als vor einem Jahr, als Söder separat kam und nur noch einmal aus dem Festspielhaus schaute, um Merkel kurz und eher frostig zu begrüßen. Aber damals war ja auch Koalitionskrise, davon will heute keiner der Beteiligten mehr etwas wissen.

Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth

Quelle: dpa

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Mit der Hallertauer Hopfenkönigin Katharina Maier, statt wie viele andere Ehrengäste mit Partner, ist Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bei den Bayreuther Festspielen über den roten Teppich gegangen. Seine Partnerin, die Regensburger Landrätin Tanja Schweiger, sei kein großer Wagner-Fan, erklärte er. Der Wirtschaftsminister ist schon in den vergangenen Jahren in Begleitung von bayerischen Produktköniginnen in Bayreuth gewesen, so mit der Waldkönigin und der Jagdkönigin. "Es ist ein Signal der Regionalität und Bekenntnis zur Qualität Bayerns."

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Quelle: Christof Stache/AFP

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Die eigentlichen Helden des Tages waren Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und ihr Mann Thomas - hier mit den früheren Skistars Christian Neureuther (ganz links) und Rosi Mittermaier (ganz rechts). Die beiden mussten mehr als eine Stunde in der sengenden Sonne stehen, um die Gäste zu begrüßen. Ein Sonnensegel gab die Festspieltradition offenbar nicht her. Und wer weiß, ob das nicht Merk-Erbes letzter Auftritt als Oberbürgermeisterin bei den Festspielen war: Noch hat sie nicht erklärt, ob sie bei der Kommunalwahl im kommenden Frühjahr wieder antritt. Und selbst wenn: Eine Wiederwahl ist ungewiss, in Bayreuth ist die Rathauschefin umstritten.

Opening of the Bayreuth Wagner Festival in Bayreuth

Quelle: Andreas Gebert/Reuters

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Von 15.45 Uhr an blasen die Fanfaren vom Balkon alle fünf Minuten, um zur Eile zu mahnen: Punkt 16 Uhr beginnt die Aufführung, auch das ist eine eherne Tradition in Bayreuth. Darum mussten nach dem Auftritt Merkels und Söders, der den Roten Teppich doch einige Minuten blockierte, einige Gäste rasch ins Innere huschen. Da blieb nur Zeit für einen kurzen Gruß an die Zaungäste vor dem Festspielhaus - hier vom Schauspieler Günther Maria Halmer und seiner Frau Claudia.

© SZ.de/amm
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