Winterdorf in Bayreuth:Endlich wieder Glühwein

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Besucher, die sich in Badebekleidung ins Winterdorf trauten, erwartete die Chance, "einen tollen Preis zu gewinnen". (Foto: dpa)

Das Wetter spielt ja schon länger verrückt. Da ist es nur konsequent, dass in Bayreuth bereits das - wohl sogar europaweit - erste sogenannte Winterdorf eröffnet hat. Besonders lohnte sich der Besuch am ersten Tag in Bikini und Badehose.

Glosse von Maximilian Gerl

Die Jahreszeiten, das haben inzwischen viele Menschen bemerkt, sind hierzulande etwas durcheinander geraten. Der Schnee scheint gern später zu fallen oder gleich massenhaft wie im Januar; im Juli kletterte das Thermometer über die Marke von 40 Grad Celsius; und in den vergangenen Oktobertagen reichten die Temperaturen aus, um sommerliche Gefühle und Schweiß aufkommen zu lassen.

Insofern ist es nur konsequent, dass in Bayreuth an diesem Donnerstag ein sogenanntes Winterdorf eröffnete - mit Punsch, Budenzauber und allem, was einen zünftigen Advent ausmacht. Damit sei man "wieder einmal der erste Weihnachtstreff in ganz Deutschland und sicher auch in Europa", teilten die Organisatoren mit, ein gewisser Stolz klingt heraus. In diesem Sinne darf wohl gratuliert werden.

Stadtrat
:Rechnen bis zum Christkindlmarkt

Kommerziell wird an den Tagen vor Weihnachten so gezerrt, dass der Stadtrat glaubt, eingreifen zu müssen. Von 2020 an dürfen Christkindlmärkte frühestens am Montag vor dem ersten Advent öffnen.

Von Heiner Effern

Tatsächlich ist Bayern längst in Weihnachtsstimmung. So kündigen in den Supermärkten Schokonikoläuse nach traditioneller Weise von Christi Geburt. In vielen Büros besinnen sich Angestellte allmählich auf ihren Weihnachtsurlaub und eine stade Zeit, die keine dringenden E-Mails nach 22 Uhr kennt.

Die Weihnachtsbaumbranche hört gar leise die Kässchen klingeln. Laut dem Verein bayerischer Christbaumbauern liegen keine Erkenntnisse vor, "die den üblichen Christbaumabsatz beeinträchtigen würden". Die Branche sei vielmehr verblüfft, dass die Tannen die hohen Temperaturen und den wenigen Regen in diesem Jahr so gut verkraftet hätten. Mindestens beim Baum blüht also ein herrlich dunkelgrünes Weihnachten.

Auch in Bayreuth weiß man, mit den seltsam schwankenden Jahreszeiten umzugehen. Erstens gibt es das Winterdorf schon seit 2004, nach eigenen Angaben kommen mehr als 120 000 Besuchern pro Saison. Zweitens versprachen die Betreiber, die Eröffnung werde "garantiert heiß", und damit sei "nicht nur der vor sich hin köchelnde Glühwein gemeint".

Wer am Donnerstag in Bikini und Badehose vorbeikam, erwartete demnach die Chance, "einen tollen Preis zu gewinnen". Alle anderen haben die Chance, sich bis zum 31. Dezember warm anzuziehen, dann muss das Winterdorf nämlich wieder schließen. Wenn das Wetter ganz verrückt spielt, hat es bis dahin sogar schon mal ordentlich geschneit.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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