Landgericht Bayreuth:Babyleiche im Müll entsorgt - Mutter wegen Totschlags verurteilt

Landgericht Bayreuth: Weil sie ihr neugeborenes Baby in einen Müllbeutel gesteckt und somit umgebracht hat, ist die Frau zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verurteilt worden.

Weil sie ihr neugeborenes Baby in einen Müllbeutel gesteckt und somit umgebracht hat, ist die Frau zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verurteilt worden.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Die Frau steckte das Baby nach einer heimlichen Geburt in eine Plastiktüte. Das Neugeborene erstickte. Nun muss sie fünf Jahren und neun Monate in Haft.

Das Baby kam in einem Badezimmer zur Welt. Es war lebensfähig, durfte aber nicht leben. Es erstickte in einem Plastikbeutel. Die Mutter des Kindes ist vom Landgericht Bayreuth am Dienstag wegen Totschlags zu einer Jugendhaftstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Die Kammer sah es als erwiesen an, dass die 20-Jährige vergangenen Juli das Kind heimlich im Badezimmer der Wohnung eines Bekannten zur Welt gebracht hatte.

Von der Schwangerschaft hatte sie niemandem erzählt. Sie habe diese sogar geleugnet, als sie von ihrem Freund und dessen Mutter direkt darauf angesprochen worden war. Dabei hätte der Freund und die Mutter sie ermutigt und versichert, die Situation mit einem Baby gemeinsam zu schaffen, schilderte die Vorsitzende Richterin Andrea Deyerling. Doch die Angeklagte habe gewollt, "dass alles so bleibt, wie es ist".

Beim Besuch bei einem Bekannten im Landkreis Bayreuth setzten bei der Angeklagten demnach die Wehen ein. Mit einem blickdichten Müllsack verschwand sie im Bad. Nach der Geburt sei das Baby lebensfähig gewesen und habe selbstständig geatmet, verwies Deyerling auf rechtsmedizinische Gutachten: "Das Kind war gesund." Die damals 19-Jährige habe das Kind in die Plastikverpackung von Toilettenpapier gelegt, dann in den Müllsack. "Das Kind starb wie von der Angeklagten beabsichtigt durch Ersticken."

Die Angeklagte habe schnell gehandelt, um ihr Tun zu verdecken. Ihr Bekannter habe nebenan geschlafen. Die Leiche wurde später in den Mülltonnen des Mehrfamilienhauses gefunden. Zum Prozessauftakt hatte die junge Frau Reue gezeigt. Ihr Anwalt hatte gesagt, sie habe Blickkontakt mit dem Kind vermieden und billigend in Kauf genommen, ein gesundes Baby zur Welt gebracht und ihm nicht geholfen zu haben. Sie habe sich eine Totgeburt eingeredet, "um sich nicht mit der fürchterlichen Situation auseinandersetzen zu müssen, dass hier ein Kind ums Leben gekommen ist". Heute wünsche sie sich nichts mehr, als in der Situation nicht versagt zu haben.

Das Urteil nahm die Angeklagte reglos zur Kenntnis. Als sie den Gerichtssaal wieder verließ, hatte sie die Kapuze ihrer Jacke tief ins Gesicht gezogen. Staatsanwaltschaft und Verteidigung verzichteten auf weitere Rechtsmittel, das Urteil ist rechtskräftig.

Zur SZ-Startseite

Urteil in Missbrauchsfall
:Zwölfjähriges Mädchen an Freier vermittelt

Mit einer perfiden Masche gab sich der Mann aus Norddeutschland als Jugendlicher aus, um Kinder auch im Raum München schwer sexuell zu missbrauchen. Nun wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: