Grüner Hügel:Sexismus-Vorwürfe bei den Bayreuther Festspielen

Grüner Hügel: Mit "Tristan und Isolde" werden die Festspiele am 25. Juli eröffnet.

Mit "Tristan und Isolde" werden die Festspiele am 25. Juli eröffnet.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Dem "Nordbayerischen Kurier" haben Frauen berichtet, begrapscht worden zu sein. Sogar Festspielleiterin Katharina Wagner soll demnach Opfer von Übergriffen geworden sein.

Von Olaf Przybilla, Bayreuth

Kurz vor der Festspielpremiere am kommenden Montag werden am Grünen Hügel Sexismus-Vorwürfe bekannt. In seiner Online-Ausgabe berichtet der in Bayreuth erscheinende Nordbayerische Kurier von "frauenfeindlichem und übergriffigem Verhalten" im Festspielhaus. So hätten Frauen der Zeitung berichtet, sie seien "angegrapscht" worden. Einer der Mitwirkenden hätte "einfach seine Hand auf das Gesäß einer Frau gelegt" oder ungefragt die nackten Schultern einer anderen Frau "massiert". Auch Anmach-Sprüche und zweifelhafte SMS seien zu beklagen.

Grüner Hügel: Auch Katharina Wagner soll Opfer sexistischer Übergriffe geworden sein.

Auch Katharina Wagner soll Opfer sexistischer Übergriffe geworden sein.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Dem Bericht zufolge soll auch die Leiterin der Festspiele, Katharina Wagner, bereits Opfer von derlei Übergriffen geworden sein. So habe ein "eher bekannter Mitwirkender" ihr gegenüber nicht nur eindeutig sexistische Sprüche geäußert. Er habe sie "auch an der Brust angefasst".

Nach Darstellung der Zeitung habe Wagner die sie betreffenden Vorgänge bestätigt. "Das entspricht der Wahrheit", wird sie zitiert. Sie habe allerdings darum gebeten, den Namen des Mitwirkenden nicht zu nennen, da sie sich als Leiterin der Festspiele gegen dergleichen zu "wehren" wisse. Von den nun in Rede stehenden sexistischen Übergriffen gegenüber weniger prominenten Mitwirkenden der Festspiele habe Katharina Wagner dagegen "nichts gewusst", wie sie im Kurier zitiert wird. Darüber sei sie entsetzt. Sie fordere die Frauen auf, die vorgeworfenen Vorfälle zu melden. Sie werde darauf gegebenenfalls "gnadenlos" reagieren. Auf eine SZ-Anfrage reagierten die Festspiele am Donnerstag zunächst nicht.

Die Vorwürfe kommen für die Wagner-Festspiele zur Unzeit. Zwar waren die Proben für die aktuelle Spielzeit bislang ohne Verwerfungen oder Skandale vonstatten gegangen. Das Corona-Virus wirbelt die Pläne aber heftig durcheinander. So musste bereits der "Ring"-Dirigent Pietari Inkinen wegen einer Erkrankung passen. Auch Georg Zeppenfeld, der in dieser Spielzeit vier Partien singen soll, musste die Proben zwischenzeitlich krankheitsbedingt verlassen.

Die Festspiele werden am 25. Juli mit "Tristan und Isolde" eröffnet. Der amtierende Regierungschef, Olaf Scholz, wird diesmal nicht anreisen. Ihr Kommen zugesagt hat dagegen Angela Merkel, die bereits in ihrer Amtszeit als Kanzlerin regelmäßig die Premiere am Hügel verfolgte. Auch Ministerpräsident Markus Söder und Thomas Gottschalk haben ihren Besuch angekündigt.

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