Bayreuth:Ermittler: Peggys Skelett ist nicht vollständig

  • 15 Jahre nach dem Verschwinden der neunjährigen Peggy hat ein Pilzsammler die sterblichen Überreste des Mädchens in einem Waldstück gefunden.
  • Auch nach vielen Jahren halten es die Ermittler für wahrscheinlich, neue Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen.

Das in einem Wald in Thüringen gefundene Skelett der jahrelang vermissten Schülerin Peggy ist nicht komplett. "Dies lässt sich mit dem Lebensraum und den Gewohnheiten von Waldtieren erklären", sagte der Leiter der Sonderkommission Peggy, Uwe Ebner, am Dienstag in Bayreuth. Zudem fehlten Kleidungsstücke des Mädchens sowie weiter jede Spur vom Schulranzen der Neunjährigen. Weitere Fragen dazu könne er derzeit nicht beantworten.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel sagte, die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, doch "der entscheidende Hinweis steht leider noch aus". Die Beamten setzen daher nun vor allem auf neue Hinweise aus der Bevölkerung. "Wir erhoffen uns Hinweise zu früheren Wahrnehmungen rund um den Fundort, insbesondere um den 7. Mai 2001", sagte Ebner. An diesem Tag wurde Peggy auf dem Heimweg von der Schule im oberfränkischen Lichtenberg zum letzten Mal gesehen. "Wir suchen nach Hinweisgebern, die sich dort auskennen und Bezüge dorthin haben." Besonders interessiert die Polizei, ob jemand am oder in der Nähe des Fundortes Menschen oder Fahrzeuge gesehen hat.

Zudem beschäftigen die Ermittler Fragen wie: "Wer kennt Personen, die Ortsbezüge haben? Wer hat sich zu dem Zeitpunkt zum Sport, Spaziergang oder Pilzesammeln hier aufgehalten? Wer kennt die Örtlichkeit und kann Angaben dazu machen? Wer hat hier Waldarbeiten durchgeführt?" Für Hinweise, die zum möglichen Täter führen, wurde eine Belohnung in Höhe von 30 000 Euro ausgesetzt. Unter der Nummer 0921 5061414 hat die Polizei ein Hinweistelefon eingerichtet.

Auch nach 15 Jahren hält Ebner es für möglich, noch neue Hinweise über den Auffindeort zu bekommen: "Jeder erinnert sich an die Zeit, als das Mädchen verschwunden ist. Vielleicht hat jemand früher Wahrnehmungen nicht für wichtig erachtet, bewertet diese Informationen jetzt aber neu und meldet sich."

Täter hatte vermutlich gute Ortskenntnisse

Zu Todesursache und -zeitpunkt können die Ermittler noch nichts sagen. "Die Untersuchungen dazu sind besonders schwierig", sagte Ebner. Doch theoretisch könne auch nach so langer Zeit noch Täter-DNA gefunden werden. Auch über die Art und Weise, wie die Knochen im Wald lagen - vergraben, mit Zweigen bedeckt oder in einer Mulde - wollen die Polizisten noch nichts sagen. "Es ist nicht in unserem Sinne, dass ein möglicher Täter unsere derzeitigen Erkenntnisstand kennt und danach sein Verhalten ausrichten kann", sagte Staatsanwalt Potzel.

Ob der mögliche Täter aus der Nähe stammt, kann die Polizei noch nicht sagen. Es liege jedoch nahe, so Potzel, "dass der Täter gute Ortskenntnisse hatte." Es könne sich aber auch im einen Fremden handeln´. Die Beamten ermittelten in alle Richtungen. "Wir werden uns nicht auf eine Hypothese beschränken." Potzel betonte nochmals: "Wir haben im Augenblick keinen Verdächtigen."

Am Mittwochabend wird sich auch die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" nochmals mit dem Fall befassen. Wann Peggys Familie die sterblichen Überreste des Mädchens begraben kann, ist noch unklar.

Hundertschaften durchkämmten einst die Gegend

Die Neunjährige aus dem oberfränkischen Lichtenberg war im Mai 2001 nach der Schule nicht nach Hause gekommen. Nach dem Verschwinden des Mädchens startete eine riesige Suchaktion. Hundertschaften durchkämmten damals die Gegend um Lichtenberg, das unterirdische Stollensystem unter dem Städtchen im Frankenwald wurde durchsucht, sogarTornados der Bundeswehr waren im Einsatz und überflogen die Region mit Wärmebildkameras. Dieses Stück Wald in Thüringen sei damals allerdings nicht durchsucht worden

Anfang Juli dieses Jahres hatte ein Pilzsammler in einem Wald im thüringischen Landkreis Saale-Orla Skelettreste von dem Mädchen gefunden. Der Fundort liegt nur 15 Kilometer von Peggys Heimatort entfernt. Derzeit geht die Polizei davon aus, dass der Fundort nicht der Tatort ist.

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