Bayreuth:AfD-Politiker soll Uni-Job aufgeben

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An der Uni Bayreuth hatte Hans-Thomas Tillschneider mit seinen politischen Aktivitäten für Aufsehen und Ärger gesorgt. Nun zieht er für die AfD in den Landtag von Sachsen-Anhalt ein.

Die Universität Bayreuth geht davon aus, dass Hans-Thomas Tillschneider demnächst keine Lehrveranstaltungen mehr an der Hochschule abhalten wird. Tillschneider gilt als ein Wortführer der Alternative für Deutschland (AfD), am Sonntag ist er in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt worden.

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Von Antonie Rietzschel

Der Islamwissenschaftler, der in Bayreuth als Akademischer Rat auf Zeit tätig ist, errang mit 30,9 Prozent das Direktmandat im Wahlkreis Bad Dürrenberg-Saalekreis. "Nach den Regelungen des Abgeordnetengesetzes ruhen sämtliche Rechte und Pflichten für die Dauer der Mitgliedschaft in einem Landesparlament", sagte eine Uni-Sprecherin.

Das gelte auch für dessen Tätigkeit als Akademischer Rat. Seit der Wahl habe es keine Gespräche mit dem AfD-Mann gegeben, sagte Bayreuths Universitätspräsident Stefan Leible. Dies halte er aber auch nicht für notwendig. Die Regelungen seien klar, Tillschneider werde demnach im Sommersemester nicht mehr an der Uni lehren können.

Wie die Unileitung darauf reagierte

Die politischen Aktivitäten des Wissenschaftlers werden in Bayreuth seit längerer Zeit debattiert. 2015 hatte ein Vertreter des Studierendenparlaments diese als "horrend" bezeichnet. Er teile "einige der Forderungen" von Pegida, hatte Tillschneider damals auf Anfrage erklärt. Einen Rollenkonflikt mit seiner Tätigkeit als Universitätslehrer für Islamwissenschaften könne er nicht erkennen. Tillschneider gilt als intellektuelle Stimme der Partei, etwa als Publizist auf der "Patriotischen Plattform". Dort provoziert er mit Fragen wie: "Kann das Wesen der Nächstenliebe darin liegen, dass sie den Forderungen einer linken Politik Nachdruck verleiht?"

Unipräsident Leible hatte schon im vergangenen Jahr keinen Hehl daraus gemacht, dass ihn die Aktivitäten des Islamwissenschaftlers "persönlich sehr ärgern". In seiner Funktion als Präsident könne er dazu allerdings keine Stellung beziehen, solange sich Tillschneider im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewege und nicht gegen Dienstvorschriften verstoße. Ob er erleichtert darüber sei, dass Tillschneider als Bayreuther Unilehrer demnächst ausscheidet, wollte Leible am Dienstag nicht beantworten. An seiner persönlichen Einstellung "zur AfD und deren unsäglichem Programm" habe sich aber nichts geändert.

Bis zum Dienstagabend reagierte Tillschneider auf Anfragen nicht.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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