Bayernwahl:Sieben erste Erkenntnisse

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Keine Macht hält ewig, Bayern sehnt sich nach mehr Vielfalt und einem Generationenwechsel - erste Folgerungen aus der Landtagswahl.

Hans-Jürgen Jakobs

Erstens: Keine Macht hält ewig

So sehen Verlierer aus: Huber und Beckstein nach Verkündung der ersten Hochrechnungen (Foto: Foto: ddp)

Die Bayern hatten genug von einer Partei, die sich mit dem Freistaat verwechselt hat. Sie fanden es nicht gut, wie sich diese CSU nach der letzten Landtagswahl verhalten hat, wie Edmund Stoiber in Berlin scheiterte und dann Bayern als Modelland nahm für eine Generalreform, die nicht durchdacht war und steckenblieb. Von Transrapid bis Schulreform - alles Aktionismus. Das christsoziale Machtkartell: abgewählt.

Zweitens: Generationenwechsel erwünscht

Mit Günther Beckstein als Ministerpräsident und Erwin Huber als Parteichef bot die CSU ein Spitzenduo auf, das treu zu Edmund Stoiber gestanden hatte. Die beiden haben im Wahlkampf nicht überzeugt, sie rissen nicht mit und setzten keine Themen. Sie waren zu alt für den Wandel in der Partei. Jetzt werden Markus Söder und andere eine größere Rolle spielen. Die Generalsekretärin Haderthauer und andere sind reif für den Rücktritt.

Drittens: SPD schöpft keine Kraft

Obwohl die SPD schon im Keller war, kam sie die Treppe wieder nicht hoch. Von ihrem Ziel, 25 Prozent, ist sie weit entfernt. Auch ein Desaster. Der Wechsel in der Bundespartei, die erfolgreiche Intrige gegen Kurt Beck, das alles hat nicht gefruchtet. Die Freude der Sozis über den Verlust der CSU rettet nicht über die Erkenntnis des eigenen Versagens hinweg.

Viertens: Große Koalition ohne Strahlkraft

Bundeskanzlerin Angela Merkel war noch einmal in der Schlussphase des bayerischen Wahlkampfs aktiv. Das blieb ohne Wirkung. Die Arbeit der Großen Koalition war kein Trumpf-Ass für die Bayern. Die Wähler wissen, dass auch diese Ära von Union und SPD in Berlin zu Ende geht.

Fünftens: CSU in Berlin zahnlos

Die Stärke der Bayern im Bundeskabinett kam immer von den guten Wahlergebnissen. Das war nicht einfach eine Regionalpartei, das war eine starke Stimme des Konservativismus, die etwas in der Republik bewegen konnte. Der Löwe hat kein Gebiss mehr. Die Manöver des Noch-Parteichefs Erwin Huber, der populistisch auf die alte Pendlerpauschale setzte, machten ihn eher zur bespöttelten Figur.

Sechstens: Vielfalt gefragt

Die Bürger wollen in Bayern nicht mehr die etablierten großen Parteien, sie wollen mehr Vielfalt auf den Sitzen des Parlaments. Die Freien Wähler, die Liberalen und die Grünen sind solche Strömungen, auf die man setzt, wenn SPD und Union nicht mehr gewollt werden. Es ist eine sanfte Form des bürgerlichen Protests. Und die Wähler wollen eine Koalition, ein Korrektiv für die langjährige Mehrheitspartei. Bayern hat nun ein buntes Parlament, wie es in der Bundesrepublik schon seit Jahrzehnten nicht gegeben hat.

Siebtens: Linke ohne Erfolgsabonnement

Oskar Lafontaine war mit den Linken bei den letzten Landtagswahlen erfolgreich, weil er die soziale Frage betonte und der SPD die Wähler abjagte. Damit war in Bayern Schluss. Hier formierte sich bei den Freien Wählern, was andernorts zu den Linken gegangen war.

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