Bayerns Schulen:Lehrerverband warnt vor "sozialer Zeitbombe"

Albin Dannhäuser, der Präsident des bayerischen Lehrerverbandes, hat die Situation an den Schulen im Freistaat kritisiert. In Würzburg forderte er bessere Bildungschancen für alle.

Der scheidende Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Albin Dannhäuser, hat die Situation an den Schulen im Freistaat als "soziale Zeitbombe" bezeichnet.

Durch Schulversagen, berufliche Ausweglosigkeit und soziale Demütigung braue sich vor allem bei ausländischen Jugendlichen ein "gesellschaftlich explosives Gemisch" zusammen, sagte Dannhäuser am Freitag in Würzburg auf der Versammlung der bayerischen Lehrer. Am Nachmittag wollten die Delegierten einen neuen Verbandschef wählen.

Dannhäuser kritisierte auch die hohe Zahl der Schüler in Bayern, die eine Klasse wiederholen müssten (4,1 Prozent). Dies sei in Deutschland trauriger Rekord. Auch verließen zu viele Jugendliche die Schule ohne einen Abschluss. Bei den ausländischen Jugendlichen liege dieser Anteil inzwischen bei einem Fünftel, sagte Dannhäuser.

"Wer keine Perspektive hat, ist besonders anfällig für Gewalt und für extreme politische Gruppierungen", warnte er. Zum Ende seiner Amtszeit forderte Dannhäuser erneut, die Hauptschule nicht zu vernachlässigen. "Das 10. Schuljahr an der Hauptschule wurde eingeführt - leider 20 Jahre zu spät." Bayern wecke mit der angeschobenen Hauptschulreform nun viele Erwartungen. Bei den Ganztagsschulen befürwortet Dannhäuser Initiativen, dieses Modell für allen Schularten anzubieten.

Schneider verteidigt Hauptschule

Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) verteidigte unterdessen vor den Lehrern und Gästen aus Politik und Wirtschaft die Weiterentwicklung der Hauptschule zu einer berufsorientierten Schule. "Berufsvorbereitung muss das Markenzeichen der Hauptschule sein", unterstrich er.

Dabei sollte nicht vergessen werden, die Schüler neben der Wissensvermittlung auch als Persönlichkeit wahrzunehmen und ihnen Perspektiven zu eröffnen. Zur Debatte über Grundschulschließungen sagte Schneider: "Es muss uns gelingen, an jedem Standort auch Grundschulen zu erhalten."

Dies sei beispielsweise möglich, wenn mehrere Schulen zusammenarbeiteten; auch jahrgangskombinierte Klassen könnten eine Lösung darstellen. Zudem kündigte der Minister die Überprüfung von Grundschulzeugnissen an, um die Qualität zu verbessern.

Insgesamt sollten die Zeugnisse bei allen Schularten nach den Worten Schneiders aussagekräftiger werden. "Es wird immer wichtiger, dass nicht nur Noten auf dem Papier stehen, sondern auch Aussagen, wie leistungsfähig ein Schüler ist."

Bisher sei vermehrt auf die Schwächen geschaut worden. Wichtig sei jedoch, den Schüler zu motivieren und seine umfassende Persönlichkeit in einer Beurteilung darzulegen, "womit er sich bewerben kann". Nach 23 Jahren an der Verbandsspitze soll bei der 51. Landesdelegiertenversammlung, bei der auch die künftigen BLLV- Leitlinien festlegt werden, am Nachmittag ein Nachfolger für Dannhäuser gewählt werden.

Die Pädagogen haben sich hierbei zwischen Verbandsvizepräsidentin Hildegund Rüger und dem bisherigen Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik, Klaus Wenzel, zu entscheiden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: