Bayerns Innenminister:Joachim Herrmann: Ein Fall von Kollateralnutzen

Ökumenischer Gottesdienst in Ansbach

Joachim Herrmann profilierte sich als standfester, volkstümlicher Heimatschutzminister.

(Foto: dpa)

Er war dort, wo etwas Übles passiert war, und fand meist auch noch die passenden Worte. Auf einen wie Joachim Herrmann könnte sich Horst Seehofer bei der Landtagswahl 2018 verlassen.

Kommentar von Kurt Kister

In der jüngeren Vergangenheit ist ein Begriff aus dem Jargon des US-Militärs in den deutschen Sprachgebrauch diffundiert: Kollateralschaden. Collateral damage ist ein unbeabsichtigter Schaden, der bei der Erreichung eines Ziels entsteht - man bombardiert ein syrisches Dorf, um den IS zu treffen, tötet aber 35 Menschen, die im Haus neben dem Terror-Stützpunkt Hochzeit feiern.

In der schlimmen Gewaltwoche seit dem Amoklauf von München war in Bayern auch ein interessanter Fall von Kollateralnutzen zu beobachten. Innenminister Joachim Herrmann nämlich profilierte sich als standfester, volkstümlicher Heimatschutzminister. Er war stets dort, wo etwas Übles passiert war, und fand zumeist nicht nur die richtigen, sondern auch noch die passenden Worte.

Nun machte sich Herrmann bei manchen Ermittlern nicht beliebt, weil er dazu neigt, Details auszuplaudern, die man besser nicht oder zumindest nicht zu einem so frühen Zeitpunkt in die Öffentlichkeit bringen sollte. Andererseits wirkte Herrmann auch durch sein Informationsverhalten kompetent. Sein Auftreten wiederum strahlte Besonnenheit und durchaus auch Empathie aus. Zwar ist er kein großer Redner, aber er wirkte auf viele so, als könne man sich auf ihn verlassen.

Wen aber sucht Horst Seehofer für die Landtagswahl 2018 für den Fall, dass er sich bei dieser Suche nicht doch wieder selbst findet? Er sucht einen, auf den sich Bayern und er verlassen könnten. Auf den Finanz- und Heimatminister Markus Söder mag sich der CSU-Chef bekanntermaßen nicht verlassen. Eher noch auf einen Heimatschutzminister Herrmann, der an Statur gewonnen hat, auch wenn Seehofer sagen wird, das habe er schon immer gewusst. Und schließlich ist Seehofer selbst nach dem Beckstein-Huber-Desaster gewissermaßen als Kollateralnutzen Ministerpräsident geworden.

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