Bayerns fünftes Element:Kurioses zum Bier

Bierkrüge

Der Biersucht frönt der Bayer im Sommer wie im Winter. Wenn auch nicht mehr ganz so oft wie früher.

(Foto: dpa)

In der nächsten Landesausstellung geht's ums Bierbrauen

Von Hans Kratzer

Vor einem guten Jahrhundert hat der Dichter Ludwig Thoma die Bayern in seinem Text "Agricola" als biersüchtig bezeichnet: "Niemals enthalten sie sich des Genusses." Heute könnte er sein Urteil nicht mehr so fällen. Der Bierkonsum hat im Freistaat stark nachgelassen. Gleichwohl ist Bayern eine von der Biertradition geprägte Region. Der bayerische Staatskanzler Wiguläus von Kreittmayr (1705-1790) bezeichnete das Bier sogar als das fünfte Element. Das bestätigt indirekt auch die Statistik: Fast die Hälfte aller deutschen Braustätten sind in Bayern.

Überdies gibt es hier das bayerische Reinheitsgebot, das bis heute Maßstäbe in der Kunst des Bierbrauens setzt. Da sich sein Erlass durch den Bayernherzog Wilhelm IV. nun zum 500. Mal jährt, wird das Haus der Bayerischen Geschichte dies anno 2016 mit einer Landesausstellung würdigen. Als Ausstellungsort wurde das ehemalige Kloster Aldersbach in Niederbayern gewählt, in dem bereits im 13. Jahrhundert eifrig Bier gebraut wurde. Das war nicht selbstverständlich, denn Bayern war bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ein Weinland. Erst nachdem die Weinanbaugebiete durch den Krieg zerstört waren und sich das Klima merklich abkühlte, trat das Bier seinen Siegeszug an.

Selbst die kuriosesten Aspekte der Biergeschichte, wie die Revolten bei Bierpreiserhöhungen, sollen in der Ausstellung (29. April bis 30. Oktober 2016) auf breiter Ebene dargestellt werden. Und zwar unmittelbar neben der berühmten Zisterzienserklosterkirche "Mariä Himmelfahrt" der Brüder Asam, die zu den schönsten Marienkirchen Bayerns zählt. Barock, Bier und Braukunst sind in Aldersbach aufs Trefflichste vereint, was wiederum die Wirkmächtigkeit dieses Getränks belegt, welches das Bild des Freistaats in der Welt mitprägt. Wie erwartet, wird es begleitend zur Ausstellung viele neue Bier-Publikationen geben. Bereits vorab haben Astrid Assél und Christian Huber soeben ihr Buch "Der Bayer und sein Bier" vorgelegt (Volk Verlag). Darin zeichnen sie die Biergeschichte seit der ersten Erwähnung des Bierbrauens in Bayern aus dem Jahr 815 nach.

Es ist abzusehen, dass es nach 2016 wohl so schnell nichts Neues mehr übers Bier zu sagen geben wird. Auch nach der Landesausstellung 2011 über Ludwig II. hat der Wirbel um den "Märchenkönig" deutlich nachgelassen. Ungeachtet dessen werden die Brauforscher weiter eifrig vermelden, dass das Bier das Wachstum von Krankheitserregern hemmt. Freilich entfaltet das Bier seine Wunderwirkung nur bei mäßigem Genusse. Bei übermäßigem Verzehr verkehrt sich der Effekt postwendend ins Gegenteil.

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