Süddeutsche Zeitung

BayernLB und Hypo Alpe Adria:Schrecken ohne Ende

Nach dem Debakel um die Hypo Alpe Adria wird die BayernLB schrumpfen und sich von waghalsigen Expansionen verabschieden müssen. Sie könnte mit den Sparkassen in Konflikt kommen.

Martin Hesse

Als Michael Kemmer am Montag noch im Flugzeug von Wien nach München saß, herrschte unten am Zielort schon dicke Luft. Unter den Mitarbeitern der BayernLB formte sich das Gegrummel der vergangenen Wochen über den Chef zu konkreten Forderungen. "Er hat im Umgang mit dem Problem Hypo Alpe Adria versagt", heißt es in der Belegschaft.

Noch vor einem Jahr hatten viele Mitarbeiter für Kemmer demonstriert, jetzt findet manch einer seine Ablösung angemessen. Der Finanzvorstand Stefan Ermisch wird die BayernLB zunächst übergangsweise führen. In Bankenkreisen werden der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende der BayernLB, Gerd Häusler, sowie Harald Strötgen, Chef der Münchner Sparkasse, als mögliche Nachfolger genannt. Auch Ralph Schmidt, der im Vorstand für das Risikomanagement zuständig ist und wie Kemmer im Aufsichtsrat der Hypo Alpe Adria sitzt, wird intern nur noch als Vorstand auf Zeit gesehen.

Klar ist, dass sich nach dem Ausstieg aus der Kärntner Bank auch bei der BayernLB vieles ändern wird. Das "Ende mit Schrecken", wie Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) den Ausstieg bezeichnete, beschert der BayernLB in diesem Jahr einen Verlust, der zwischen 2,6 und drei Milliarden Euro liegen dürfte. Noch im Oktober hatte der Vorstand den erwarteten Verlust auf "mehr als eine Milliarde Euro beziffert".

In der Belegschaft ist man der Meinung, Kemmer hätte die Hypo Alpe früher an die kurze Leine nehmen müssen. Man müsse sich fragen, wie der Vorstand andere Beteiligungen steuere. Ein Kenner der Situation ergänzt, die Bayern hätten als Großaktionär den Konflikt mit dem Miteigentümer Kärnten gescheut und deshalb bei der Hypo Alpe nicht durchregiert. In den kommenden Jahren wird ein cleverer Umgang mit den Beteiligungen gefragt sein.

Die EU-Kommission wird demnächst Auflagen für die vom Land Bayern gewährten Staatshilfen von zehn Milliarden Euro verhängen. Es wird erwartet, dass sie eine Halbierung der Bilanzsumme und den Verkauf zahlreicher Beteiligungen verlangt, etwa der MKB, der SaarLB und des Luxemburg-Geschäfts. Rund ein Viertel der geforderten Schrumpfkur ist mit dem Verschenken der Hypo Alpe schon vollzogen.

Die BayernLB wäre dann wieder auf ihren Heimatmarkt zurückgeworfen. Sie hatte sich auch deshalb auf eine waghalsige Expansion eingelassen, weil sie in Bayern zu wenig Zugang zu Firmenkunden hatte. Die Sparkassen, Miteigentümer der Landesbank, sperrten sich gegen einen stärkeren Einstieg ihres Spitzeninstituts in ihr eigenes Kerngeschäft. Der Konflikt könnte nun neu aufleben.

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SZ vom 15.12.2009/jab
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