BayernLB und Hypo Alpe Adria:Bank-Debakel kostet drei Milliarden Euro

Die Regierung Seehofer erwartet hohe Kosten durch die missglückte BayernLB-Expansion - und bei der Hypo Alpe Adria werden Betrugsfälle bekannt.

K. Ott und M. Hesse

Die Bayerische Landesbank (BayernLB) wird bei ihrer missglückten Expansion nach Österreich und auf den Balkan voraussichtlich mindestens drei Milliarden Euro verlieren. Mit dieser Summe rechnet die Regierung von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr. Um nicht noch mehr Geld zu verlieren, will sich die Landesbank von der erst vor zwei Jahren gekauften Finanzgruppe Hypo Alpe Adria trennen, die von Österreich aus vor allem auf dem Balkan Geschäfte macht. Im schlimmsten Fall würde das Bank-Debakel die BayernLB gut sechs Milliarden Euro kosten.

BayernLB und Hypo Alpe Adria: Belastungen für Horst Seehofers Landesregierung: Zwischen drei und sechs Millionen Euro wird das BayernLB-Debakel voraussichtlich kosten.

Belastungen für Horst Seehofers Landesregierung: Zwischen drei und sechs Millionen Euro wird das BayernLB-Debakel voraussichtlich kosten.

(Foto: Foto: ddp)

Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) verhandelte am Wochenende in Wien mit der österreichischen Regierung über eine Rettung der von der Pleite bedrohten Hypo Alpe Adria. Die Finanzgruppe braucht wegen vieler fauler Kredite vor allem auf dem Balkan dringend zusätzliches Kapital in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, um nicht pleite zu gehen. Bis Sonntagabend gab es keine Lösung. Weder Bayern noch Österreich wollten zahlen. Beide Seiten stellten sich darauf ein, die ganze Nacht zu verhandeln, um eine Schließung der Bank am Montag zu verhindern.

Die Hypo Alpe Adria ist Österreichs sechstgrößte Bank. Ein Ruin der Finanzgruppe würde auch andere Banken in Südosteuropa belasten, mit denen sie Geschäfte machte. Ein der SZ vorliegendes, als "streng vertraulich" gekennzeichnetes "Positionspapier" des Vorstandes der Hypo Alpe Adria macht deutlich, warum Seehofer und Fahrenschon die Finanzgruppe unbedingt abstoßen wollen. Offenbar besteht die Sorge, dass sich die Hypo Alpe Adria vor allem wegen leichtfertiger Geschäfte auf dem Balkan als Fass ohne Boden erweisen könnte.

Dem Vorstandspapier zufolge sind weitere Risiken nicht ausgeschlossen. Außerdem soll es bei der Hypo Alpe Adria zu Betrügereien gekommen sein. Die Bank habe eine "systematische Aufarbeitung" von Betrugsfällen "gezielt in einzelnen Ländern gestartet", notierte der Vorstand.

Die Staatsanwaltschaft in Klagenfurt in Kärnten, dem Sitz der Hypo Alpe Adria, ermittelt bereits. Ferner muss die Finanzgruppe nach Ansicht des Vorstands drastisch verkleinert werden. Die Bank will sich aus sieben von 13 Ländern, in denen sie aktiv ist, zurückziehen.

Zahlreiche offenbar überforderte Manager wurden und werden ausgetauscht. Bestimmte Geschäfte werden ganz gestoppt. Am Ende dieses Prozesses dürfte die Hypo Alpe Adria nicht mehr viel wert sein, so dass die Landesbank bei einem späteren Verkauf kaum etwas erlösen könnte. Die BayernLB hat bereits gut drei Milliarden Euro in die österreichische Finanzgruppe investiert und ihr weitere mehr als drei Milliarden Euro an Krediten gewährt. Diese Kredite will die Landesbank zurückhaben.

Bis Sonntagabend waren Seehofer und Fahrenschon bei ihrem Versuch, die Hypo Alpe Adria an die Regierung in Wien und das Bundesland Kärnten loszuwerden, nicht weit gekommen. In Regierungskreisen in Wien wurde das Vorgehen Bayerns als "Erpressung" bezeichnet. Bayern spekuliere darauf, dass Österreich sich eine Pleite der Hypo Alpe Adria nicht leisten könne, weil sonst auch Kärnten ruiniert wäre. Kärnten haftet mit 18 Milliarden Euro für die Hypo Alpe Adria.

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