BayernLB:Spuren in der Karibik

In der Affäre um die BayernLB sagt ein Bank-Manager nach dem anderen aus. Jetzt war Tilo Berlin bei der Staatsanwaltschaft. Seine Verbindungen führen in die Südsee.

Klaus Ott

Im Herbst war Michael Kemmer, damals noch Chef der BayernLB, als erster an der Reihe. Er sagte als Zeuge aus. Ende 2009 folgte Kemmers Vorgänger Werner Schmidt. Er wurde als Beschuldigter befragt. Am Dienstag kam Tilo Berlin zur Münchner Staatsanwaltschaft, als Zeuge, wie ein Sprecher des in Kärnten ansässigen Vermögensverwalters und früheren Chefs der Hypo Alpe Adria zuvor angekündigt hatte.

BayernLB: Hat inzwischen in München ausgesagt: Tilo Berlin

Hat inzwischen in München ausgesagt: Tilo Berlin

(Foto: Foto: AP)

Ein Top-Manager nach dem anderen wird vernommen. In der Affäre um die Landesbank und deren Milliardenverluste bei der Hypo Alpe Adria ermitteln die Strafverfolger mit Hochdruck. Berlin ist eine der Schlüsselfiguren bei der im Jahr 2007 erfolgten Übernahme der Hypo Alpe Adria durch die BayernLB. Auch von ihm will die Staatsanwaltschaft viel wissen. Etwa, wer an Berlins Seite an diesem Geschäft gut verdient hat.

Verbindungen bis auf die Cayman Islands

Eine von Berlin betreute Investorengruppe hatte beim Verkauf der Kärntner Bank an die BayernLB einen schönen Gewinn eingestrichen, der zwischen 130 und 170 Millionen Euro betragen soll. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob es dabei mit rechten Dingen zugegangen ist.

Als die Ermittler vor drei Monaten die Landesbank, die Hypo Alpe Adria und mehrere Gesellschaften von Berlin durchsuchten, forschten sie auch nach jenen Personen und Firmen, die mit Hilfe des Vermögensverwalter vom Einstieg der BayernLB in Kärnten profitiert hatten. Sei es direkt, oder über dazwischen geschaltete Gesellschaften. Im Durchsuchungsbeschluss sind sechs solcher Gesellschaften aufgelistet, die teilweise Berlin zuzurechnen seien, darunter eine Mons Caratanus Privatstiftung aus Salzburg, die früher unter anderem Namen firmiert habe. Bei einer der Gesellschaften sollen die Verbindungen bis auf die Cayman Islands in der Karibik reichen.

Im Durchsuchungsbeschluss erwähnt ist auch die Investmentfirma Kingsbridge Capital mit einer Adresse auf der Insel Jersey im Ärmelkanal, einem Steuerparadies, das Finanzinvestoren anlockt. Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, die BayernLB habe über solche Umwege die Hypo Alpe Adria viel zu teuer erworben, der damalige Chef Schmidt habe Vermögen der Landesbank veruntreut. Schmidt bestreitet das.

Alle Verdächtigungen zurückgewiesen

Einer der Ermittlungsansätze: Die BayernLB hat von Berlins Investorengruppe Anteile an der Hypo Alpe Adria zu einem deutlich höheren Preis gekauft, als die Investorengruppe ihrerseits kurz vorher für diese Anteile gezahlt hatte. Diese "signifikante Wertsteigerung" binnen kürzester Zeit sei mit dem normalen Geschehen am Finanzmarkt nicht erklärbar.

Schmidt hat bei seiner Vernehmung beteuert, weder er noch seine Familie hätten in irgendeiner Weise von dieser Bankübernahme profitiert, er sei nicht an Berlins Investorengruppe beteiligt gewesen. Und er wisse bis heute nicht einmal, wer diese Investoren seien. Und Berlin hat alle Verdächtigungen wiederholt zurückgewiesen und erklärt, das Geschäft sei korrekt abgelaufen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter. Bald wird Schmidt noch einmal vernommen.

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