BayernLB:Pension unter Palmen

Gehalt wie in der freien Wirtschaft, Privilegien wie Beamte: Die Landesbank sicherte ihre Manager so gut ab, dass sie nun noch Jahre Geld bekommen - für nichts.

Klaus Ott

Angenehm mild ist es in diesen Tagen auf Zypern im östlichen Mittelmeer. 15 bis 20 Grad betragen die Temperaturen dort tagsüber. Auf der von der Sonne verwöhnten Insel soll ein früherer Manager der Bayerischen Landesbank (BayernLB) sein Leben genießen - auf Kosten des staatlichen Kreditinstituts.

BayernLB: "Die Managergehälter sind gestiegen, die Privilegien sind geblieben", räumt ein früherer Verwaltungsrat der BayernLB heute selbstkritisch ein.

"Die Managergehälter sind gestiegen, die Privilegien sind geblieben", räumt ein früherer Verwaltungsrat der BayernLB heute selbstkritisch ein.

(Foto: Foto: dpa)

In der Bank wird erzählt, der Wertpapierexperte sei einer von vier Beschäftigten gewesen, die Mitte 2007 nach einem Verlust von 45 Millionen Euro beim Handel mit Aktien des Chemiekonzerns Altana gefeuert worden waren. Der Finanzmarktexperte habe, wie seine ebenfalls gekündigten Kollegen, dagegen geklagt und bei Gericht gegen die Bank gesiegt. Daraufhin sei der erst 50 Jahre alte Banker von der BayernLB in den Ruhestand versetzt worden.

Er bekomme seine Pension. Da die Rente niedriger ausfalle als das vorherige Gehalt, habe es obendrein eine dicke Abfindung gegeben. Der frühere Wertpapierhändler sei auf diese Weise voll ausbezahlt worden. Bis zum offiziellen Pensionsalter verliere er kein Geld. Nun führe der Mann ein schönes Leben auf Zypern.

Der Ex-Manager will sich dazu offenbar nicht äußern. Eine auf seinem Anrufbeantworter hinterlassene Bitte um Rückruf blieb unerfüllt. Auch die Bank schweigt. Man bitte um Verständnis, dass man sich "grundsätzlich nicht zu Vertragsfragen bezüglich bestehender beziehungsweise beendeter Arbeitsverhältnisse" äußere, lautet die Antwort auf eine detaillierte Anfrage.

Die Landesbank will auch nicht erklären, wer entschieden hat, den Wertpapierexperten auf Kosten des Instituts in den Ruhestand zu versetzen. Der Vorstand? Oder gar Vorstandschef Michael Kemmer?

Keiner ruft zurück

Träfe der Sachverhalt so zu, dann wäre das kein Einzelfall, sondern bezeichnend für die BayernLB. Die Staatsbank und deren mit etlichen CSU-Politikern besetzter Verwaltungsrat leiste sich immer wieder den Luxus, Spitzenmanager vorzeitig abzuberufen, gehenzulassen oder zu kündigen und anschließend auf Jahre hinaus zu bezahlen. Immer wieder muss sie auch Mitarbeiter nach verlorenen Rechtsstreiten voll auszahlen.

Diese Art der Personalpolitik dürfte die Landesbank im Laufe der Zeit mehr als zehn Millionen Euro kosten. Aber was ist das schon im Vergleich zu den zehn Milliarden Euro, die der Freistaat aufbringen muss, damit die BayernLB nicht pleitegeht - weil der Vorstand mit Duldung des Verwaltungsrats viel Geld in riskante Finanzanlagen in Übersee gesteckt hat, statt sich um die heimische Wirtschaft zu kümmern?

Zwei erst 48 und 50 Jahre alte Ex-Vorstände, Dieter Burgmer und Gerhard Gribkowsky, bekommen derzeit ihr Gehalt von der Bank, ihre Verträge laufen bis 2012, anschließend haben sie Anspruch auf ihre Pension, falls sie keinen neuen Job finden.

Der nächste derartige Fall bahnt sich bereits an. Rudolf Hanisch, stellvertretender Vorstandschef, soll nach Angaben aus dem Verwaltungsrat im Frühjahr vorzeitig in Ruhestand gehen; wegen hohen Verlusten bei Geldanlagen in Island. Sein Vertrag läuft offenbar bis Mitte 2010. Die Bank und Hanisch, der einst Amtschef bei Ministerpräsident Edmund Stoiber war, äußern sich dazu nicht.

Und dann ist da noch Werner Schmidt, der Anfang März 2008 sein Amt als Vorstandschef vorzeitig abgab, dann aber noch ein halbes Jahr sein volles Gehalt kassiert haben soll und jetzt seine Pension bezieht. Auch Schmidt ruft nicht zurück.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wer für das Malheur verantwortlich ist.

Pension unter Palmen

Die Staatsbank kommt diese Art der Personalpolitik sehr teuer. Ein Vorstand verdient rund eine halbe Million Euro im Jahr, der Vorstandschef deutlich mehr.

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Schuld an dem Malheur sind der Freistaat und die Sparkassen, denen die BayernLB bislang je zur Hälfte gehört. Ihre zehn Vertreter im Verwaltungsrat haben sich jahrelang großzügig gezeigt. "Die Managergehälter sind gestiegen, die Privilegien sind geblieben", räumt ein früherer Verwaltungsrat heute selbstkritisch ein. Die Vorstände und andere Führungskräfte wurden immer besser entlohnt, wie Manager eben, aber gleichzeitig bestens abgesichert, wie Beamte, mit Anspruch auf volle Versorgung.

Erst als Kemmer im März 2008 als Nachfolger von Schmidt Vorstandschef wurde, soll das geändert worden sein. Kemmers neuer Vertrag enthält angeblich nicht mehr die alten Privilegien.

Kemmers Vorgänger soll noch vom früheren Dienstrecht profitiert haben. Schmidt trat Anfang März 2008 zurück, nachdem er unabgesprochen Milliardenrisiken der BayernLB offengelegt und so den damaligen Finanzminister Erwin Huber blamiert hatte. Schmidt kündigte seinen Dienstvertrag nach Angaben der Bank zum 31. August 2008.

Bis dahin soll er nach Auskunft aus Verwaltungsratskreisen sein volles Gehalt bekommen haben. Schmidt habe bis Ende August sogar "Zugang zur Bank" gehabt, aber keinen Einfluss mehr auf die Geschäftspolitik nehmen können, teilt die BayernLB dazu mit.

Ausgesorgt mit 48

Zu den Fällen Gribkowsky und Burgmer äußere sich die Landesbank dagegen nicht. Gribkowsky war von der Deutschen Bank zur BayernLB gekommen, offenbar auf Wunsch des früheren Wirtschaftsministers Otto Wiesheu und hatte im Vorstand die Risikokontrolle übernommen.

Anfang April 2008 beschloss der Verwaltungsrat, Gribkowsky vorzeitig abzuberufen. Grund war ein Zerwürfnis zwischen dem Aufsichtsgremium und dem Risikovorstand. Wer daran schuld war, darüber gibt es unterschiedliche Versionen. Jedenfalls erhält der erst 50 Jahre alte Manager sein Gehalt bis Ende 2012. Danach hat er Anspruch auf seine Pension.

Etwas anders ist der Fall Burgmer gelagert, doch die Folgen sind ähnlich. Wegen des Verlustes in Höhe von 45 Millionen Euro beim Handel mit den Altana-Aktien hatte die Bank Mitte 2007 auch Burgmer gefeuert. Zu Unrecht, wie später das Landgericht fand, die Kündigung aufhob und die Bank dazu verdonnerte, das Gehalt nachzuzahlen.

Burgmers Vertrag läuft bis September 2012, auch mit anschließendem Anspruch auf Pensions. Der 48 Jahre alte Manager will aber wieder arbeiten, ihn zieht es auf keine Insel. Doch die Landesbank denkt nicht daran, Burgmer wieder einzustellen. Lieber bezahlt sie ihn fürs Nichtstun.

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